Erst gefeiert, dann gefeuert: Wie Fortuna Düsseldorf mit Friedhelm Funkel umgeht
Fortuna Düsseldorf gratuliert Friedhelm Funkel zur Wahl als Trainer des Jahres – und schmeißt ihn raus. Jetzt ist Uwe Rösler gefragt.
Was haben sie sich gefreut bei der Fortuna. Ist ja auch eine große Ehre, wenn der eigene Coach zum besten seiner Zunft gewählt wird. Also hieß es am Dienstagabend wörtlich auf dem offiziellen Twitter-Account des Düsseldorfer Fußball-Bundesligisten: „Herzlichen Glückwunsch. Unser Cheftrainer Friedhelm Funkel wurde am Dienstagabend als Düsseldorfs Trainer des Jahres ausgezeichnet.“ Die Freude darüber war aber nur von kurzer Dauer: 14 Stunden später wurde der Gefeierte gefeuert.
Funkels Vertrag bei der Fortuna wurde erst kurz vor Weihnachten bis 2021 verlängert. Doch nach Niederlagen gegen Bremen und Leverkusen zum Rückrundenauftakt fand die Beziehung nun doch ein jähes Ende. Offensichtlich war es mit der Kommunikation zwischen Social-Media-Team und sportlicher Leitung mindestens für ein paar Stunden nicht so weit her.
Uwe Rösler übernimmt
Funkel selbst zeigte sich ebenfalls überrascht von der Demission. „Man hat nach der Winterpause gesehen, dass die Mannschaft anders auftritt. Die Leistungskurve ging nach oben“, sagte der 66 Jahre alte Funkel zur Leistung der Düsseldorfer nach der Winterpause. Nun setzt der Klub im Abstiegskampf auf Uwe Rösler, einen Trainer ohne Bundesliga-Erfahrung. Zuletzt stand Rösler bei Malmö FF in Schweden an der Seitenlinie.
In England hat der einstige DDR-Nationalspieler, Bundes- und Zweitligaprofi – Rösler war 1999/2000 unter anderem in Berlin bei Tennis Borussia aktiv – nur zweitklassig trainiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Düsseldorfer mindestens ungeschickt mit Funkel umgegangen sind.
Nach dem Aufstieg 2018 verkündete Fortuna in der folgenden Winterpause, dass die Zusammenarbeit mit ihm Ende nach der Saison beendet sei. Grund dafür waren die gescheiterten Gespräche zwischen Funkel und den Verantwortlichen. Der Coach wollte eine Vertragsverlängerung nicht von der Ligazugehörigkeit des Klubs abhängig machen.
Doch einen Tag später wurden die Gespräche zwischen beiden Parteien fortgesetzt – unter anderem weil nicht alle Fans einverstanden waren mit dem Verhalten der Düsseldorfer Klubführung und Funkel unter Tränen seine Enttäuschung öffentlich machte. Sein Vertrag wurde anschließend verlängert.
Friedhelm Funkel begann in der Saison 2015/16 nach dem 26. Spieltag als Trainer bei der Fortuna. Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts waren die Düsseldorfer auf dem Relegationsplatz, allerdings noch in Liga zwei. Zwei Spielzeiten später stieg der Klub als Zweitliga-Meister in die Bundesliga auf. Nach einer erfolgreichen Rückrunde feierte Düsseldorf vergangene Spielzeit bereits sechs Spiele vor dem Saisonende den Klassenerhalt.
Ein Trainer, zehn Klubs
Diese Saison lief es anders, zuletzt stürzte der Klub auf den letzten Platz ab. „Wir alle wussten, dass unser zweites Bundesliga-Jahr sehr schwer werden wird und wir im Abstiegskampf stecken werden“, sagt Sportvorstand Lutz Pfannenstiel. „Der gesamte Verlauf der Saison hat uns aber gezeigt, dass wir es bisher nicht geschafft haben, auf Strecke die nötigen Punkte zu holen.“
Mit der Entlassung Funkels verabschiedet sich der dienstälteste Trainer aus dem deutschen Fußballprofi-Geschäft. „Meine Trainerkarriere ist beendet“, sagte Funkel am Mittwoch. „Was wir vier Jahre aufgebaut haben, darf nicht kaputtgehen. Ich drücke alle Daumen.“ Als Spieler lief Funkel – oft gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang – 320 Mal in der Bundesliga auf.
Die meisten Spiele absolvierte er für Bayer Uerdingen; mit den Krefeldern wurde er 1985 durch einen Finalsieg gegen Bayern München Pokalsieger. Als Trainer war er bei zehn Klubs im deutschen Profifußball aktiv, unter anderem gab es auch ein kurzes Intermezzo bei Hertha BSC (2009 bis 2010), mit den Berlinern stieg er aus der Bundesliga ab.
Der gebürtige Neusser schaffte mit sechs Teams den Aufstieg in die Bundesliga und ist damit der erfolgreichste Trainer in der Zweiten Liga. Schon bei der Beinahe-Trennung im vergangenen Winter sagte Friedhelm Funkel zu seiner Karriere: „Das ist meine letzte Trainerstation, weil ich niemals wieder eine Mannschaft finde, die charakterlich so stark ist.“