Lukas Weißhaidinger siegt beim Istaf-Indoor: Wie ein ehemaliger Kugelstoßer Robert Harting bezwang
Diskuswerfer Robert Harting sah beim Istaf-Indoor schon wie der Sieger aus. Dann aber überraschte Lukas Weißhaidinger die Konkurrenz.
Als es vorbei war und alle von Robert Harting wissen wollten, wie er seinen letzten Wettkampf beim Istaf-Indoor empfand, stand Lukas Weißhaidinger, ein Bär von einem Mann, für ein paar Momente in der Ecke, als hätte er etwas Schlimmes verbrochen. Für viele der rund 12.000 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof hatte er das auch. Der Österreicher übertrumpfte Lokalmatador Harting am Freitag im letzten Versuch mit einer Weite von 63,91 Metern. „Ein bisschen tut’s mir ja leid“, sagte Weißhaidinger. „Es ist schon krass, den Robert hier und heute zu schlagen.“
Dabei schien das Hier und Heute wenige Minuten zuvor noch perfekt zugeschnitten gewesen zu sein auf Harting, Publikumsliebling und Hauptattraktion dieses seit 2014 ausgetragenen Meetings. Kurz vor seinem letzten Versuch blies er noch einmal seine Backen auf und machte sich voller Tatendrang auf den Weg in den Ring. Es sollte sein letzter Versuch überhaupt beim Istaf-Indoor werden. Nach dieser Saison beendet der Weltmeister und Olympiasieger seine Laufbahn. Also legte der Hallen-DJ, um an die erfolgreiche Karriere des Berliners zu erinnern, den TV-Kommentar bei seinem WM-Triumph 2009 in Berlin auf. „Hau ihn raus, Robert! Hau ihn raus!“, brüllte der Kommentator damals ins Mikrofon. Und Harting haute raus.
Das tat er dann auch am Freitag beim Istaf-Indoor: Mit 62,32 Metern ging er in Führung. Dass anschließend noch der Österreicher Lukas Weißhaidinger in den Ring steigen sollte, interessierte da schon kaum mehr jemanden. Bis wenige Sekunden später der von Weißhaidinger abgefeuerte Diskus vor den Gesichtern der noch jubelten Zuschauer vorbeisegelte und einfach nicht rechtzeitig auf den Hallenboden klatschen sollte.
"Robert ist mein Idol"
Weißhaidingers Jubel fiel auch deswegen moderat aus, weil er nicht nur der Partyschreck bei Hartings Meeting-Abschied war, sondern weil er auch noch sein großes Vorbild besiegte. „Ich habe Roberts WM-Sieg 2009 auf der Couch im Fernsehen gesehen. Da habe ich mir gedacht: Wow, das will ich auch!“, sagte der 25-Jährige. „Robert ist mein Idol.“
Wenn man so will, hat Harting den Partyschreck Weißhaidinger selbst erschaffen. Der klammerte sich auch dann noch an den Traum, seinem Idol nachzueifern, als seine sportliche Karriere früh in Gefahr geriet. In Österreich unterstützt das Heer ähnlich wie in Deutschland die Bundeswehr viele Leistungssportler in ihren Fördergruppen. Weißhaidinger drohte 2015 schon seinen Platz im Heeressportzentrum zu verlieren, weil die internationalen Resultate fehlten. Doch der Mann scheint ein begnadetes Bewegungstalent zu sein. Um seinen Platz im Heeressportzentrum zu behalten, versuchte er sich im Kugelstoßen – und qualifizierte sich 2015 für die Hallen-EM in Prag. So behielt er seinen Platz im Heeressportzentrum.
Richtig aufwärts ging seine Karriere aber erst, als er zusammen mit seinem früheren Trainer Josef Schopf einen Bauernhof in eine eigene Wurfanlage umfunktionierte. Weißhaidinger wurde Sechster bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro und Neunter ein Jahr später bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London. Und auch wenn Robert Harting sein großes Idol ist, wird er ihm auch die Party bei der EM im Sommer in Berlin vermiesen wollen. „Das werde ich versuchen. Es geht schließlich ums Gewinnen im Sport“, sagt er.