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Kalte Schnauze. Romelu Lukaku ist der erfolgreichste Torjäger der WM und Belgiens große Hoffnung gegen Brasilien.
© AFP

Viertelfinale gegen Brasilien: Wie der Fußball Belgien eint

Brasilien hat Grund zur Angst: Belgien spielt so geeint wie nie zuvor. Die Nationalmannschaft eint das gespaltene Land.

Die Zeiten der Zweiteilung sind vorbei. In Belgiens Fußball-Nationalmannschaft spielen keine Flamen und Wallonen mehr, keine zwei getrennte Gruppen und Sprachtische. Es ist nichts mehr zu spüren von gesellschaftlichen Rissen, die sich von der Kultur und der Bevölkerung bis ins Team zogen. „Wenn sie zusammen sind, dann sind die Jungs in allererster Linie Fußballer“, sagt Trainer Roberto Martínez. Der Spanier ist nicht nur als Coach, sondern auch als Kulturen-Moderator Belgiens gefordert.

Sportliche Erfolge der Belgier gelten ganz besonders als verbindendes Element. Der Fußball schafft seit Jahren immer wieder das, was der Politik nicht gelingt: Bei Flamen und Wallonen das Gefühl hervorzurufen, Belgier zu sein. Selbst in den Hochburgen der flämischen Nationalisten und Unabhängigkeitsbefürworter flattern so nach Siegen unzählige belgische Trikoloren.

Vor dem vielleicht wichtigsten Spiel der goldenen Generation um Kevin De Bruyne (Flame) und Eden Hazard (Wallone) hat Belgiens Fußball also die größte gesellschaftliche Herausforderung bereits bewältigt. Im WM-Viertelfinale gegen Brasilien am Freitag in Kasan wartet nun die bisher größte sportliche Aufgabe bei diesem Turnier.

Belgien ist gewarnt

In Belgien sind sie optimistisch und voller Vorfreude angesichts des hervorragenden Potenzials des Teams. Viel Talent und der Prozess zu einem Team ohne Barrieren führen dazu, dass der kleinen Fußballnation nun sogar zugetraut wird, Rekord-Weltmeister Brasilien zu schlagen und erstmals seit 1986 ins WM-Halbfinale einzuziehen.

Trotzdem sind die Belgier vor dem Duell mit dem Rekordchampion gewarnt. „Brasilien ist das stärkste Team bei dieser WM, aber wir haben keine Angst“, sagt Rückkehrer Vincent Kompany. Der 32-Jährige wird trotz mangelnder Spielpraxis und vereinzelter Schwächen im Defensivverhalten gegen Japan in der Startelf erwartet. Nationaltrainer Roberto Martínez stehen alle 23 Profis zur Verfügung.

Entscheidender Faktor dürfte am Freitag Belgiens Romelu Lukaku werden. Der bullige und spielstarke Mittelstürmer ist der erfolgreichste Torjäger in der Geschichte der Nationalmannschaft. Blickt man auf die Zahlen, gehen in Belgien die Superlativen aus. 40 Tore sind nationaler Bestwert. 17 Treffer in den vergangenen zwölf Spielen? Unerreicht. Er und seine Mitspieler Kevin De Bruyne und Hazard sind so gefürchtet, weil die Stoßspitze konsequent die Vorarbeiten ihrer kongenialen Partner verwertet. Ergebnis: Zwölf Belgien-Tore bei diesem Endturnier, das ist einsame Spitze. Brasilien sollte sich fürchten. (mit dpa)

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