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Arne Friedrich könnte demnächst zum Sportdirektor bei Hertha aufsteigen.
© imago images/osnapix

Vom Fußballer zum „Performance Manager“: Wie Arne Friedrich Hertha BSC besser machen will

Arne Friedrich hat ein vollumfängliches Aufgabengebiet bei Hertha BSC. Der Ex-Nationalspieler holt sich dabei auch Tipps von einem ehemaligen Elitesoldaten.

Mit der Zeit hat Arne Friedrich den American Way of Life wirklich schätzen gelernt. Seit seinem Karriereende vor knapp zehn Jahren lebt der ehemalige Fußball-Nationalspieler in Los Angeles im US-Sonnenstaat Kalifornien, einem Ort also, an dem er auch im Winter verlässlich Vitamin D tanken kann.

Der Pazifische Ozean ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar, vor der Haustür stehen Palmen, und in der unmittelbaren Nachbarschaft leben viele weltoffene, liberale Menschen. „Was manche Leute salopp als lässig abtun, dieses Freundliche, Oberflächliche, das sehe ich überhaupt nicht so“, sagt Friedrich, „ich umgebe mich gern mit Menschen, die mir ein Lächeln entgegenbringen, im Aufzug freundlich grüßen.“

Trotzdem hat der 40-Jährige keine Sekunde gezögert, als Ende November ein Jobangebot aus seiner alten Heimat den Weg über den großen Teich fand, aus Berlin. „Ich stand zwar regelmäßig mit Jürgen Klinsmann im Austausch, trotzdem war es eine Nacht- und Nebelaktion“, sagt Friedrich.

Im Zuge der weitreichenden Veränderungen, die auf die Entlassung von Ante Covic folgten, schuf der einstige Bundestrainer bei Hertha BSC eine Stelle für Friedrich, die es bis dato nicht gegeben hatte – weder beim Berliner Fußball-Bundesligisten noch bei den 17 anderen Mitbewerbern. Nach allerfeinstem Klinsmann-Sprech wurde Friedrich als „Performance Manager“ eingestellt.

Welche Befugnisse besitzt Arne Friedrich?

Beim Medientermin im Trainingslager in Florida, Friedrichs erstem offiziellen Auftritt in neuer Funktion, liegen die Fragen logischerweise auf der Hand: Was macht so ein Performance Manager eigentlich genau? Welche Befugnisse besitzt er, welche Aufgaben fallen in seinen Bereich? Friedrich lächelt freundlich in die Runde, dann sprudelt es förmlich aus ihm heraus.

„Zum einen geht es darum, ein gewisses Benchmark-System aufzubauen, einzelne Leistungspotenziale zu sehen und diese auch zu entwickeln“, sagt er. Das umfasst im Grunde sämtliche Bereiche, angefangen beim athletischen über den fußballerischen und medizinischen bis hin zum persönlichen.

„Wir wollen schauen: Wie ist der Status bei jedem Einzelnen?“, sagt Friedrich. In der Ernährung etwa habe er gemeinsam mit Klinsmann vielversprechende Ansätze gefunden – ein Thema, mit dem sich Friedrich gut auszukennen scheint. Kurz vor der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, dem viel zitierten Sommermärchen, veröffentliche er gemeinsam mit Ralf Zacherl ein Buch mit dem Titel: „Foodball – Kochen wie die Weltmeister.“ Darin finden sich in Anlehnung an die Nationalspieler dieser Zeit unter anderem Gerichte wie „Chili con Kahn“ oder „Chicken Frings“.

In Orlando hat Friedrich zudem jeden Tag Einzelgespräche mit Herthas Profis geführt. Wo sehen sich die Spieler selbst? Welche persönlichen Ziele verfolgen sie? Wo wollen sie hin? Was stört sie unter Umständen? „Es ist elementar, erst mal Vertrauen aufzubauen, wenn die Spieler ehrlich sein sollen“, sagt er, „dieses Vertrauen müssen sie spüren, ein authentisches Verhältnis ist ein wichtiger Punkt.“

Friedrich will offen für Inspirationen sein

Die Eindrücke und Informationen, die Friedrich bei den Treffen sammelt, reicht er dann an seinen Vorgesetzten weiter, an Jürgen Klinsmann. „Diese Geschichte ist ganz gut angelaufen“, sagt er. Darüber hinaus soll der einstige Verteidiger als Bindeglied zwischen Management und Trainer fungieren. Mitunter hat er sogar in die Trainingseinheiten eingegriffen.

Vor dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt Ende Dezember zum Beispiel ging es darum, das Vertikalspiel der Defensivspieler zu optimieren. „Wenn das gefordert ist, bin ich jederzeit da und stehe dem Trainerteam zur Verfügung“, sagt Friedrich. In Florida hat er sich an einem Tag unter anderem Jordan Torunarigha zur Seite genommen, den jungen Berliner Verteidiger, der Gerüchten zufolge mit dem türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul in Verbindung gebracht wird.

„Wir haben in allen Bereichen Steigerungspotenzial“, sagt der Performance Manager. Deshalb müsse man grundsätzlich offen für alle externen Inspirationen sein. Friedrich zum Beispiel ist gut befreundet mit Prime Hall, einem ehemaligen Elitesoldaten. Halls Spezialgebiet sind Fitnesseinheiten im Wasser, im Speziellen ein Spiel namens Underwater Torpedo, das tatsächlich in einer eigenen Liga betrieben wird.

„Das geht unter Wasser auf zwei Tore, fünf gegen fünf mit einem kleinen Torpedo. Eigentlich wie im Fußball, ein dreidimensionales Spiel“, erklärt Friedrich. „Die Jungs sind knallhart, es ist unfassbar, wie deren Fokus ist. Davon können wir eine Menge lernen.“

Nach einer knappen halben Stunde, kurz vor dem Start der morgendlichen Trainingseinheit, wird Friedrich schließlich noch gefragt, ob das alles nicht ein wenig nach Größenwahn klingt, ob sich Hertha damit nicht Häme und Spott in den sozialen Medien und der echten Welt da draußen auszusetzen droht. „Wir wollen uns größenwahnsinnige Ziele stecken, wir wollen hoch hinaus“, antwortet er, „das kann man nur, wenn man sich extrem hohe Ziele setzt.“

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