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Am Ball: Makai Mason (links) und Tyler Cavanaugh sind zwei der drei Neuverpflichtungen von Alba Berlin.
© Jörg Carstensen/dpa

Die Neuzugänge sollen helfen: Wie Alba Berlin der Euroleague-Belastung trotzen will

Mindestens 67 Spiele warten in der kommenden Saison auf Alba Berlin. Deshalb hat der Basketball-Bundesligist den Kader umstrukturiert.

In diesem Sommer wollte Himar Ojeda, so erzählt er es, einmal ein bisschen „Was wäre wenn?“ spielen. Dazu hat sich Alba Berlins Sportdirektor gemeinsam mit dem Trainerstab das Tableau der Euroleague vorgeknöpft und ist Team für Team durchgegangen, welche Spiele man denn vielleicht gewinnen könnte. Keine gute Idee, merkte Ojeda schnell: „Wir haben dann lieber wieder aufgehört zu rechnen.“ Das wurde wohl doch bald zu frustrierend.

In der kommenden Saison misst sich Alba Berlin mit den Schwergewichten des europäischen Basketballs. Klubs wie der aktuelle Champion ZSKA Moskau, die beiden Basketball-Abteilungen der Fußball-Riesen Real Madrid und FC Barcelona oder der türkische Spitzenklub Fenerbahce Istanbul verfügen Schätzungen zufolge über das Drei- bis Vierfache des Budgets von Alba Berlin. Und auch zu Teams der zweiten Reihe wie Baskonia Vitoria-Gasteiz, Khimki Moskau oder auch Bayern München ist der Abstand immer noch enorm. Das wird sich auch sportlich bemerkbar machen.

Ojeda ist sich dessen bewusst. „Wir haben ein sehr schwieriges Jahr vor uns“, sagt der 46-Jährige. „Wir sind ein Team, das es gewohnt ist, mehr Spiele zu gewinnen als zu verlieren. Und wir müssen uns alle darauf einstellen, dass sich das verändert.“

Zur anstehenden Saison hat sich die Euroleague von 16 auf 18 Teams vergrößert. Zwischen Oktober und April wird Alba im Rahmen der Hauptrunde zweimal auf alle 17 weiteren Klubs treffen. Das macht insgesamt 34 Spiele – und damit sogar zwei mehr als in der heimischen Basketball-Bundesliga (BBL), die in der kommenden Saison nur mit 17 Klubs startet. Hinzu kommt noch der Pokal.

Das bedeutet mindestens 67 Spiele, viele Reisen und wenig Zeit zum Trainieren. In der vergangenen Saison war das zwar nicht anders – mit Liga-Play-offs und zwei Finaleinzügen in Eurocup und Pokal absolvierte Alba am Ende gar 71 Spiele –, aber im Gegensatz zu dieser Spielzeit nicht vorherzusehen. Als sich die Verletzungsprobleme häuften, ging das im vergangenen Jahr an die Substanz des Teams. Das machte sich vor allem in der BBL bemerkbar. In dieser Saison soll das anders werden.

14 Profis stehen unter Vertrag

Technisch gesehen hat sich der Alba-Kader im Vergleich zur vergangenen Saison zwar nicht vergrößert – immer noch stehen 14 Profis unter Vertrag –, doch praktisch ist das schon der Fall: Derrick Walton wurde in der vergangenen Saison nur deshalb nachverpflichtet, weil sich Stefan Peno schwer verletzt hatte und für den Rest der Spielzeit ausfiel. Das Spielmachertalent ist jedoch für die kommende Spielzeit wieder fest eingeplant und soll in zwei bis drei Wochen wieder langsam ins Teamtraining einsteigen. Die Abgänge von Walton, Joshiko Saibou und Dennis Clifford hat Alba durch die drei Zugänge Makai Mason, Marcus Eriksson und Tyler Cavanaugh kompensiert. De facto wird Alba in der kommenden Saison also ein Spieler mehr zur Verfügung stehen.

14 Profis plus die drei Nachwuchsspieler Malte Delow, Lorenz Brenneke und Kresimir Nikic, die mit einer Doppellizenz sowohl für Alba als auch für den Kooperationspartner Lok Bernau in der ProB auflaufen dürfen – reicht das für die Belastungen der kommenden Spielzeit? „Ich hoffe es, ich hoffe es“, sagt Ojeda. „Seien wir mal optimistisch in Bezug auf Verletzungen und andere Probleme.“ Auf Nachverpflichtungen ist er jedenfalls wenig erpicht: „Hoffen wir mal, dass ich das nicht tun muss.“

Das Zauberwort heißt Rotation

Durch die Neuzugänge hat sich auch die Struktur des Kaders verändert: Marcus Eriksson eröffnet zusätzliche Möglichkeiten auf dem Flügel und soll dort Rokas Giedraitis sowie Niels Giffey entlasten. Zugleich ist Martin Hermannsson dadurch weniger als Shooter gefordert und kann öfter als klassischer Spielmacher agieren. Dafür soll auch Makai Mason sorgen, der auf beiden Guard-Positionen spielen kann. Auch Nachwuchsspielmacher Jonas Mattisseck dürfte mehr Verantwortung erhalten – besonders in der Liga, wenn nur sechs der acht Importspieler von Alba eingesetzt werden dürfen. Zudem erhöht Tyler Cavanaugh die Variabilität unter dem Korb: Der 25-Jährige fühlt sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dennis Clifford auf beiden großen Positionen unter dem Korb wohl.

Die Möglichkeiten zur Rotation haben sich im Vergleich zur vergangenen Saison bei Alba also erhöht und dürften es Trainer Aito Garcia Reneses damit leichter machen, die Belastung seiner Spieler zu steuern. Ob das für viele Siege in der Euroleague reichen wird, ist eine andere Frage. „Wir müssen ambitioniert bleiben“, fordert Ojeda. Auch wenn es vielleicht nicht ganz so viel zu feiern gibt wie zuletzt.

Leonard Brandbeck

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