Hertha BSC und die Finanzen: Wer soll das bezahlen?
Hertha BSC sieht sich als Profiteur der neuen Finanzströme im Fußball, doch am Ende profitieren letztlich nur die Spieler. Ein Kommentar.
Kurz vor Mitternacht trat ein zierlicher Herr mit schlohweißem Haar ans Saalmikrofon. Das Hertha-Mitglied wollte von der Geschäftsführung des Vereins wissen, ob sie sich keine Sorgen mache wegen der irrsinnigen Ablösesummen, die im internationalen Fußball gerade im Umlauf sind. Nein, antwortete Herthas Finanzchef Ingo Schiller, man sehe sich vielmehr als Profiteur dieser Entwicklung. Hertha kaufe ja keinen Spieler wie den Brasilianer Neymar für 222 Millionen Euro, ja nicht mal einen Spieler für 150 Millionen Euro weniger. Hertha setze auf die Ausbildung eigener Talente. Derzeit zählen sieben Spieler der Nachwuchsakademie zum Profiteam – Arne Meier, Maximilian Mittelstädt oder Jordan Torunarigha zum Beispiel. Und auf den Zukauf junger Spieler, deren Potenzial der Klub zur Entfaltung kommen lassen will – wie Mitchell Weiser, Davie Selke und Valentino Lazaro.
Was Schiller so nicht sagte, ist die Tatsache, dass diese durchaus angebrachte Strategie-Ausrichtung auch Geld kostet. Wenn auch nicht die Irrsinnssummen der europäischen Schwergewichte, mit denen Hertha sich nicht vergleichen kann und will. Fairerweise hätte Schiller sagen können, dass der Verein nur nachrangig profitiert von der Entwicklung der neuen Finanzströme des internationalen Fußballs. Die eigentlichen Profiteure sind die Spieler, selbst die von Hertha.
Das viele Fernsehgeld, das in den Fußball fließt, wird in Form von Prämien, Gehältern oder Vertragsverlängerungen vollständig weitergereicht an das kickende Personal. Nicht anders lassen sich die von Hertha bei der Mitgliederversammlung vorgelegten Zahlen zum am 30. Juni 2017 abgelaufenen Geschäftsjahr deuten. Trotz riesiger Mehreinnahmen aus der Fernsehvermarktung haben die Berliner keinen ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen. Weil das, was sie tun, zwar vernünftig ist, aber eben auch viel Geld kostet. Mit wirtschaftlichem Geschick hat es nicht so viel zu tun.
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