Reinhard Grindel gegen Oliver Bierhoff: Wenn's ums Geld geht
Oliver Bierhoff findet die Nations League überflüssig, DFB-Chef Grindel verteidigt sie. Das nennt man wohl Sportpolitik. Ein Kommentar.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat vor kurzem die ersten Länderspielgegner für das kommende Jahr bekanntgegeben. Im März 2018, im Anlauf auf die Weltmeisterschaft in Russland, wird die Nationalmannschaft gegen Spanien und Rekordweltmeister Brasilien antreten. Das sind Duelle, wie Joachim Löw sie sich wünscht. Der Bundestrainer will sich mit den besten Mannschaften messen. Italien, England, Frankreich, Spanien, Argentinien, Brasilien, das ist die Kategorie, die sich Löw als Gegner für sein Team wünscht – wenn er denn freie Hand hat.
Dass das künftig seltener der Fall ist, liegt an einem Konstrukt namens Nations League, das der europäische Verband Uefa nach der WM 2018 einführen wird. Ein weiterer Wettbewerb und mithin eine weitere Gelegenheit, noch mehr Geld zu generieren. Darum und um nichts anderes geht es doch im professionellen Sport. Und dahinter müssen alle anderen, auch sportlichen Argumente zurückstehen.
Bedenken werden gestrichen
Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft, hat jüngst noch mal Einwände gegen die Nations League erhoben – und ist dafür nun von seinem Chef öffentlich zurückgepfiffen worden. „Ich glaube, dass es Sinn macht, die Freundschaftsspiele durch einen neuen Wettbewerb zu ersetzen, der den Konkurrenzgedanken und das Gefühl stärkt, dass es um etwas geht“, hat DFB-Präsident Reinhard Grindel gesagt und sich damit deutlich gegen die sportliche Leitung seines eigenen Verbandes positioniert.
Als die Einführung der Nations League beschlossen wurde, war Grindel noch nicht im Amt. Der DFB hat damals zwar für den Wettbewerb gestimmt, aber zumindest seine Bedenken gegen das ewige „Immer mehr“ zu Protokoll gegeben. Diese Bedenken hat Grindel nun gewissermaßen wieder aus dem Protokoll streichen lassen. Woher der Sinneswandel? Am Mittwoch will sich der DFB-Präsident in das Exekutivkomitee der Uefa wählen lassen. Da ist es schon hilfreich, wenn man belegen kann, dass einem auch die Belange der kleinen Verbände nicht fremd sind. Selbst wenn es nur dem eigenen, ganz persönlichen Interesse dient.