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Schuhe und Flaschen flogen aufs Fußballfeld - eine schwere Beleidigung in der arabischen Welt.
© Hassan Ammar/AP/dpa

Asien-Cup: Wenn Schuhe aufs Feld fliegen

Die Nationalmannschaft von Katar will in den Vereinigten Arabischen Emiraten nur Fußball spielen. Aber das ist in der aktuellen politischen Lage nicht einfach.

Almoez Ali feierte mit seinen Mitspielern am gegnerischen Tor, als von den Rängen plötzlich Flaschen, Schuhe und Plastiksandalen auf sie herab regneten. Mit einem Flachschuss an den Innenpfosten hatte Ali wenige Sekunden zuvor das 2:0 für Katar gegen den Gastgeber Vereinigte Arabische Emirate (VAE) erzielt. Die Reaktion der VAE-Fans im Stadion von Abu Dhabi war äußerst feindselig: Jemanden mit Schuhen zu bewerfen, ist in der arabischen Welt eine schwere Beleidigung. Im politisch spannungsgeladenen Halbfinale des Asien-Cups gewann Katar am Ende trotzdem mit 4:0 – und ging auch als moralischer Sieger vom Platz. Die VAE dagegen haben sich selbst schwer geschadet.

Seit Juni 2017 unterliegt Katar einer Blockade von VAE, Saudi-Arabien, Ägypten und Bahrain. Die vier Nachbarn werfen der kleinen Golf-Nation vor, islamistische Extremisten und den Iran zu unterstützen, was Katar zurückweist. Da die Grenzen geschlossen sind, musste die katarische Mannschaft über Kuwait zum Asien-Cup in die VAE reisen. Wer vor dem Turnier gehofft haben sollte, der Fußball könne die Streithähne einander näherbringen, sieht sich getäuscht. Unschönes Verhalten gab es schon lange vor dem Anpfiff in Abu Dhabi. Der Fußballverband der VAE hatte vergangene Woche 18 000 Tickets für die Begegnung aufgekauft und an loyale Heim-Fans verschenkt. Damit stellte der Gastgeber sicher, dass nur ganz wenige der fast 39 000 Zuschauer im Stadion die Kataris unterstützten. In den VAE ist Unterstützung für Katar ohnehin strafbar und kann mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden. Kataris dürfen nur mit Sondergenehmigung in die VAE reisen.

Im Stadion wurden die Gäste deshalb schon bei der Nationalhymne und anschließend bei vielen Ballkontakten von der Menge ausgebuht. Der katarische Mittelfeldspieler Salem Al-Hajr wurde von einem Projektil zu Boden gestreckt. Der VAE-Verteidiger Ismail Ahmed erhielt die Rote Karte, nachdem er einem Gegenspieler den Ellbogen ins Gesicht gerammt hatte – und wurde von den Fans im Stadion beklatscht. Dass in der Halbzeitpause ein Lied mit dem Turnier-Motto „Lass uns Asien zusammenbringen“ erklang, wirkte wie Hohn. Für Katar war der Skandal-Abend trotzdem ein historischer Erfolg. Im Verlauf des Turniers hatten die Kataris bereits Saudi-Arabien besiegt, einen weiteren politischen Rivalen. Nun steht die Mannschaft nach sechs Siegen ohne Gegentor zum ersten Mal im Finale des Asien-Cups und trifft an diesem Freitag auf Rekord-Turniersieger Japan.

Dagegen haben sich die VAE einen schweren Image-Schaden eingebrockt. Das Land, das sich gerne als weltoffen und tolerant zeigt, macht nun als unsportlicher Gastgeber und schlechter Verlierer Schlagzeilen. Auch sportlich stehen die VAE vor schweren Zeiten. Der italienische Nationaltrainer Alberto Zaccheroni kündigte seinen Rücktritt an, die Vorbereitung auf die WM 2022 wird ein anderer Coach übernehmen müssen. Die WM findet in Katar statt.

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