Fußball-Regionalliga: Ein riskanter Deal für Viktoria 89
Viertligist Viktoria 89 will mit Hilfe eines Investors aus Hongkong hoch hinaus. Im Berliner Fußball sehen das aber nicht alle positiv.
Ist Alex Zheng der Mann, der den Fußball in Berlin neu ordnet, der aus zwei Berliner Profiklubs drei machen wird? Das ist gut möglich. Andererseits: Es kann genauso gut sein, dass der Name Alex Zheng im Berliner Fußball sehr schnell wieder vergessen wird. Denn das Problem bei Zheng wie bei so vielen Investoren aus dem fernen Ausland ist: Der Mann ist hierzulande völlig unbekannt, seine Ziele sind es auch.
Das heißt, völlig unbekannt ist Zheng nicht mehr, seit die „Bild“-Zeitung am Montag vermeldete, dass Zheng mit seiner Vermarkterfirma Advantage Sports Union (ASU) mit 90 Millionen über den Zeitraum von zehn Jahren beim Viertligisten FC Viktoria 1889 einsteigen würde.
Viktorias Geschäftsführer Felix Sommer dementierte im Gespräch mit dem Tagesspiegel Zahlen und Laufzeit, bestätigte aber, dass der Klub und der in Hongkong sitzende Vermarkter zu einer Einigung über eine Zusammenarbeit gekommen seien. Sollte die von der „Bild“ kolportierte Summe nur ansatzweise fließen, bedeutete dies für Viktoria einen finanziellen Quantensprung. „Die ASU zielt mit ihrem Engagement nicht darauf ab, dauerhaft Dritte Liga zu spielen“, sagte Sommer. Es soll höher gehen, in die Zweite oder gar in die Bundesliga. Wer also ist Alex Zheng, der der ASU vorsteht?
Der 50-Jährige schuf in Asien in den vergangenen zehn Jahren ein Hotelimperium. Er ließ 3000 Häuser mit insgesamt rund 300.000 Zimmern in diesem Zeitraum bauen. Zheng ist ein Vertreter des chinesischen Kapitalismus, wie er hierzulande sehr kritisch beäugt wird.
Viele Vereine sind an ihren hohen Zielen kaputtgegangen
Zheng kennt nur Wachstum und ist stets auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. Eines davon: der Fußball. So hält er mit der ASU 80 Prozent der Anteile am französischen Erstligisten OGC Nizza. Zudem stieg er zuletzt bei Phoenix Rising FC aus der MLS ein. „Er ist ein angenehmer Mensch“, sagt Viktorias Geschäftsführer Sommer. Das mag sein, vor allem aber ist er ein sehr vermögender Mensch.
Der FC Viktoria 1889 ist ein Verein mit einer ruhmreichen Vergangenheit mit zwei gewonnenen deutschen Meisterschaften (1908, 1911) und der größten Jugendabteilung Deutschlands. Das sind Parameter, auf deren Grundlage sich ein Investment lohnen könnte für Zheng.
Doch gibt es im Berliner Fußball mahnende Stimmen. Gerd Liesegang, der Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), gibt zu bedenken, dass bei einem unbekannten Investor aus dem Ausland immer die Gefahr bestehe, „dass er plötzlich keine Lust mehr hat und den Verein fallen lässt“. Meist breche danach, wie viele Beispiele im Fußball gezeigt hätten, alles zusammen. „Und dafür ist Viktoria mit seiner tollen Jugendarbeit zu wichtig“, sagt Liesegang.
Zwar ist der BFV-Vizepräsident davon überzeugt, dass Berlin ein dritter Profiverein guttäte. „Aber vielleicht nicht auf diesem Weg.“ Zumal, so Liesegang, die Frage auch sei, wie Viktoria einen möglichen Gang in den Profifußball umsetzen wolle. „Wo soll Viktoria hier eine große Sportanlage etablieren?“, fragt Liesegang. „Die Voraussetzungen hierfür haben in Berlin nur der 1. FC Union und Hertha BSC.“