Das mediale Comeback des Fußball-Kaisers: Warum sich Franz Beckenbauer wieder zu Wort meldet
Plötzlich äußert sich Franz Beckenbauer wieder zu aktuellen Themen wie Geisterspielen. Der Zeitpunkt seiner medialen Rückkehr ist bemerkenswert.
Franz Beckenbauer hat sich zu Wort gemeldet. Das wäre noch vor ein paar Jahren nichts Außergewöhnliches gewesen, denn früher hat sich der Fußball-Kaiser sehr oft zu Wort gemeldet. Zuletzt war jedoch fast nur noch über den 74-Jährigen berichtet worden, er selbst hatte sich zurückgezogen.
Deshalb ist das kurze Interview, das er in dieser Woche in der „Bild“ gegeben hat, so etwas wie ein mediales Comeback. Ein sehr sanftes allerdings. Es ging um Geisterspiele, und darum, dass er glaubt, dass die Bundesliga-Partien ohne Zuschauer „die Chance der Trainings-Weltmeister“ werde. Alles ziemlich unspektakulär, ganz anders als früher gelegentlich.
Der Zeitpunkt von Beckenbauers Comeback ist bemerkenswert
Beckenbauer poltert nicht mehr oder noch nicht wieder. Bemerkenswerter als die Aussagen ist der Zeitpunkt seines Auftauchens – nämlich ein paar Wochen nachdem der aufsehenerregende Prozess um die Vergabe der WM 2006 und eines ungeklärten 6,7-Millionen-Euro-Kredits in der Schweiz geplatzt war, wegen Verjährung. Beckenbauer hatte zu den Beschuldigten gehört. Allerdings war das Verfahren gegen ihn vor Prozessbeginn abgetrennt worden.
Und das ist auch der Grund, warum Beckenbauer seit fast einem Jahr nicht mehr auftrat. Kurz bevor die Schweizer Bundesanwaltschaft im vergangenen Sommer Anklage erhob, hatten seine Anwälte ärztliche Atteste vorgelegt. Für den damals 73-Jährigen, so hieß es darin unter anderem, könne jede Aufregung lebensgefährlich sein. Knapp zwei Wochen davor hatte Beckenbauer am Rande seines Charity-Golfturniers in Bad Griesbach von einem Augeninfarkt berichtet und davon, dass er „ein bisschen Probleme“ habe.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigte Ende Juli, das Verfahren gegen den früheren Spieler, Trainer und Funktionär abzutrennen. Als im März, knapp zwei Monate vor der Verjährungsfrist, der Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona begann, ging es deshalb nur um die Beschuldigten Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt vom damaligen WM-Organisationskomitee sowie den früheren Fifa-Generalsekretär Urs Linsi.
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Zu Beckenbauers Gesundheitszustand gibt es seit seinem Rückzug verschiedene Angaben. Einmal erzählte Frank Fleschenberg, Präsident des Eagles Charity Golf Clubs, zu dessen Gründungsmitgliedern auch die frühere Lichtgestalt des deutschen Fußballs gehört, dass es „dem Franz“ gut gehe. Er habe zuletzt „zu Hause in Salzburg eine Runde Golf gespielt“. Anders klang kurz darauf Beckenbauers Sohn Joel, der verlauten ließ, dass er sein Immobilien-Management-Studium verschiebe, um mehr Zeit beim kranken Vater verbringen zu können: „Manchmal geht es ihm besser, manchmal ein bisschen weniger gut.“
Wie es um Beckenbauer wirklich bestellt ist, wusste die Öffentlichkeit nicht – und weiß es immer noch nicht. Er hatte sich bereits nach Bekanntwerden seiner Rolle bei der WM 2006 rar gemacht. Enttäuscht von der öffentlichen Demontage, gab er nur noch gelegentlich Interviews. In einem davon erzählte er, dass er alles zu sehr in sich hineingefressen habe. Das sei „anscheinend genau das Verkehrte“ gewesen, erzählte er der „Bunte“. Beckenbauer hatte sich unter anderem 2016 einer schweren Herzoperation unterziehen müssen.
Derzeit erholt er sich laut „Bild“ gerade von einer Leistenoperation. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, hätte ihn gerne bei den vier verbleibenden Heimspielen bis Ende Juni auf der Tribüne des Münchner Stadions. Er würde sich freuen, „wenn auch noch Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer dabei wären“, hatte Rummenigge in einem „Sportbild“-Interview gesagt. Der frühere Präsident des deutschen Rekordmeisters wird darauf aber erst einmal verzichten. „Ein paar Wochen muss ich mich noch schonen“, sagte er. „Mal schauen, ob ich es bis zum Ende der Saison schaffe.“ Bis dahin wird er sich die Spiele des FC Bayern im Fernsehen anschauen.