Basketball-Playoffs: Warum mit Alba Berlin zu rechnen ist
Alba Berlin ist die große Überraschung in dieser Saison. Selbst der Titel scheint möglich. Doch erstmal muss ein unterschätztes Team besiegt werden.
Freud und Leid, sie liegen im Sport bekanntlich dicht beieinander. Am Dienstag zum Beispiel stand Thorsten Leibenath, der Trainer des Basketball-Bundesligisten Ulm, mit traurigen Augen im Bauch der Arena am Berliner Ostbahnhof und sagte: „Ich bin mir sicher, dass ich auch Fehler gemacht habe im Coaching. Vielleicht auch in der Personalführung.“ Ulm hat in dieser Saison erstmals seit sieben Jahren die Playoffs verpasst. Dabei muss man wissen: Leibenath trifft kaum eine Schuld, der Klub musste alle seine Spitzenspieler vor der Saison ziehen lassen.
Nur ein paar Etagen entfernt von Leibenath in der hiesigen Arena bekam Marco Baldi wenig später sein erstes Bier an den Tisch gestellt. Der Manager von Alba Berlin grinste nach dem letzten Hauptrundenspiel, das sein Klub gegen die Süddeutschen mit 102:73 gewonnen hatte. „Wir haben in dieser Saison bis jetzt alles erreicht, was wir erreichen wollten“, sagte er.
Wenn etwas dran ist, dass man sich nach getaner Arbeit, besonders, wenn sie zufriedenstellend erledigt wurde, auch mal ein paar Bierchen gönnen darf, hätte Baldi noch ein paar Bestellungen aufgeben können. Denn tatsächlich ist der achtmalige Meister aus Berlin in dieser Saison die große Überraschung im deutschen Basketball. Mit einem viel niedrigeren Budget als etwa Bayern München oder die enttäuschenden Bamberger spielte sich Alba auf den zweiten Platz. Zuletzt besiegten die Berliner sogar den Tabellenführer aus München, und inzwischen trauen viele Beobachter der Mannschaft zu, zum ersten Mal seit zehn Jahren den Titel wieder in die Hauptstadt zu holen.
Baldi aber hatte trotz der Erfolgsgeschichte am Dienstag nicht vor, sich zu betrinken. Denn das Gemeine am Basketball ist ja: Eine Hauptrunde – auch wenn sie noch so extraordinär gut verläuft – ist recht bedeutungslos, wenn man früh aus den Playoffs herauspurzelt. Deswegen sagte auch Baldi: „Jetzt kommt was anderes. Abgerechnet wird erst jetzt. Wir müssen nun beweisen, dass wir damit umgehen können.“
Alba trifft auf die ewig unterschätzen Oldenburger
Die erste Chance, das zu tun, bietet sich Alba im Heimspiel am kommenden Samstag um 18.15 Uhr in der Arena am Ostbahnhof. Die Berliner treffen in der Best-of-five-Serie auf die ewig unterschätzte Mannschaft aus Oldenburg. Die erzielt regelmäßig gute Leistungen, aber aus welchen Gründen auch immer spricht kein Mensch darüber. „Irgendwie vergisst ja auch jeder, dass Oldenburg in der letzten Saison im Finale stand“, merkte Baldi an. „Dieses Team ist seit Jahren unterm Radar.“
In dieser Spielzeit setzte sich Alba jeweils recht knapp gegen die Niedersachsen durch. Die Oldenburger blieben aber hinter den Erwartungen zurück und sie können sich bei ihrem starken Center Rasid Mahalbasic bedanken, dass sie es überhaupt noch in die Playoffs geschafft haben.
Von daher gehen die Berliner als große Favoriten in dieses erste Playoff-Duell. Auch gegen Ulm deuteten sie ihr großes Potenzial an. Luke Sikma, am Wochenende zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt, übernahm mit intelligenten Pässen und lauten Worten die Regie. Center Dennis Clifford setzte seinen 2,13 Meter großen Körper geschickt unter dem Korb ein. Und irgendwann in der zweiten Hälfte des Spiels fanden dann auch die Distanzwürfe von Alba den Weg in den Korb. Es war wie so oft in dieser Saison: Wenn die Mannschaft in den Rhythmus kommt, dann kann sie ein kleines Spektakel veranstalten und den Gegner überrollen. „Irgendwann haben wir zu unserem freien Spiel gefunden. Ich hoffe, wir werden das auch ins Wochenende transportieren“, sagte Albas Centerspieler Bogdan Radosavljevic.
Manager Baldi jedenfalls geht schon einmal davon aus, dass seine Mannschaft vor „sehr intensiven und langen Wochen“ stehe. Das wiederum würde bedeuten, dass für Alba nach der ersten Hürde Oldenburg noch längst nicht Schluss ist. Und so wie die Saison bislang gelaufen ist, lehnt sich niemand zu weit aus dem Fenster, der Alba den Finaleinzug zutraut. „Dieses Jahr besteht die Möglichkeit für große Überraschungen“, sagt Baldi. In dieser Aussage ist sicher inbegriffen, dass der Deutsche Meister 2018 Alba Berlin heißen könnte.