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Im Kreis der Etablierten. Frankreich ist im Eishockey seit 2008 ununterbrochen erstklassig. Zum erhofften Viertelfinaleinzug reichte es bei der WM aber nicht.
© Grigory Dukor/Reuters

WM-Gastgeber Frankreich: Warum es Eishockey in Paris (noch) schwer hatte

Bei der ersten Eishockey-Weltmeisterschaft in Frankreich seit 1951 verlief für den Gastgeber nicht alles nach Wunsch.

Am Ende war die Stimmung dann doch noch einmal feierlich in der Pariser WM-Arena. Frankreich hatte gerade Slowenien im letzten Vorrundenspiel am vergangenen Montag 4:1 bezwungen. Sportlich ging es da schon um nichts mehr, die Franzosen waren bereits zuvor ohne Chance auf das Erreichen des Viertelfinals. Aber die mehr als 12 000 Zuschauer feierten Cristobal Huet und Laurent Meunier, die nach dem Spiel ihre internationalen Karrieren beendeten. Torwart Huet war 2010 der erste Franzose, der die Meisterschaft in der National Hockey League (NHL) gewinnen konnte. Meunier führte das Nationalteam seit 2005 als Kapitän an. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land sollte der letzte große Höhepunkt für die beiden Altstars sein. Doch das Turnier im eigenen Land verlief letztlich nicht so wie erhofft.

„Normalerweise schaffst du es mit zehn Punkten ins Viertelfinale, aber das ist uns nicht gelungen“, sagte Antoine Roussel. Der derzeit wohl beste französische Eishockeyspieler war wie die ganze Mannschaft enttäuscht über das zu frühe Aus. „Das ist nur schwer zu begreifen, denn wir haben so hart gearbeitet. Trotzdem überwiegt das Positive“, fügte der 27-jährige vom NHL-Klub Dallas Stars hinzu.

Bei der ersten WM seit 66 Jahren in Frankreich zeigte der Co-Gastgeber starke Leistungen. Vize-Weltmeister Finnland wurde mit 5:1 bezwungen – es war der erste französische WM-Sieg überhaupt gegen die Finnen. Gegen Titelverteidiger Kanada führten die Franzosen 2:1, ehe sie knapp 2:3 verloren. Doch weil sie gegen Norwegen schon in ihrem Auftaktspiel patzten und später gegen Weißrussland bloß zwei statt drei Punkte holten, reichte es nur zu Gruppenplatz fünf. Immerhin: Frankreich ist inzwischen in der Weltgruppe etabliert. Seit 2008 ist das Team ohne Unterbrechung erstklassig.

Wie sehr das französische Eishockey vom Turnier im eigenen Land profitieren kann, bleibt allerdings abzuwarten. DEB-Präsident Franz Reindl lobte im Vorfeld der WM die zentrale Leistungssportförderung bei den Franzosen. „Da können wir tatsächlich noch etwas lernen.“

Die WM in Paris fiel in eine schwierige Zeit

Umgekehrt kann Frankreich dann vielleicht etwas von den Deutschen lernen, denn in Sachen WM-Begeisterung hatte Köln doch deutlich die Nase vorn gegenüber Paris. Nicht einmal die eigene Mannschaft konnte die 14 500 Zuschauer fassende Arena regelmäßig füllen. Nur das Spiel gegen Kanada war ausverkauft. Die Eishockey-WM war in der französischen Sport-Tageszeitung L’Equipe eher ein Randthema, weit abgehängt von Fußball, Rugby oder dem Giro d’Italia.

„Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen und in der Weltgruppe bleiben. Dann richten wir vielleicht irgendwann noch einmal eine WM aus“, sagte Pierre-Edouard Bellemare, der zweite NHL-Profi im Team. Für den 32-Jährigen war die Weltmeisterschaft in seiner Heimatstadt ein besonderer Höhepunkt. Eishockey gibt es in Paris ansonsten nur jährlich zum Pokalfinale, ein Erstligaklub existiert in Frankreichs Hauptstadt nicht.

Auch weil die Organisatoren nicht so recht wussten, wie sehr eine Eishockey-WM in Frankreich von den Fans angenommen werden würde, entschied sich der Verband für eine Bewerbung gemeinsam mit den in dieser Hinsicht erfahrenen Deutschen. So gesehen war das Turnier 2017 ein Testlauf für die Zukunft.

Und bei aller Kritik darf nicht vergessen werden, dass die WM in Paris in eine schwierige Zeit fiel. Noch immer gilt im Land offiziell der Ausnahmezustand, weshalb die Organisatoren beispielsweise wegen der hohen Kosten für die Sicherheit auf eine Fanmeile verzichteten. Dazu stand das erste Turnierwochenende komplett im Schatten der französischen Präsidentschaftswahlen. Darunter litt besonders die Berichterstattung in den Medien außerhalb der reinen Sportpresse.

Die WM sei für ihn „eine Herzensangelegenheit“ hatte Luc Tardif vor dem ersten Spiel gesagt. Für den Chef des französischen Eishockeyverbandes beginnt nun bald das große Rechnen. Nach den beiden Viertelfinals am Donnerstag ist das Turnier in Frankreich vorbei. Und unter dem Strich sollte es möglichst kein Verlustgeschäft gewesen sein. Nur dann dürfte Frankreich zu den Nationen gehören, die für die Austragung einer Eishockey-WM künftig regelmäßig in Frage kommen.

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