zum Hauptinhalt
Es läuft bisher bei den Eisbären - auch weil die Spieler ihrem Trainer zuhören.
© Imago

Deutsche Eishockey Liga: Warum die Eisbären Berlin bisher so stark sind

Die Eisbären empfangen am Freitagabend den ERC Ingolstadt. Gegen den Vizemeister wollen die Berliner ihren guten Saisonstart weiter ausbauen.

Uwe Krupp hält die Spannung hoch. Vor dem Spiel gegen Vizemeister ERC Ingolstadt (19.30 Uhr, Mercedes-Benz-Arena) redet der Trainer der Eisbären den Gegner stark. Das macht Krupp vor anstehenden Aufgaben immer. Diesmal sagt er: "Ingolstadt hat eine der besten Mannschaften der Liga. Die werden sicher wieder um den Titel mitspielen." Zuletzt vor den Partien in Wolfsburg oder Krefeld oder daheim gegen Nürnberg klang das ganz ähnlich. Nun ist Krupp in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Trainer tun das immer, um zu verhindern, dass ihre Spieler überheblich werden. Der Unterschied bei Krupp: Seine Profis hören ihm in dieser Saison tatsächlich auch zu. Spiele wie zuletzt in Schwenningen werden hundertprozentig ernst genommen - mit Erfolg. Also sagt Krupp: "Wir müssen genauso konzentriert und fokussiert bleiben wie in den letzten Spielen."

Mit bisher 14 Punkten aus sechs Spielen liegen die Berliner in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf dem zweiten Tabellenplatz. Und das, obwohl sie bisher nur zweimal daheim antreten durften. Gegner Ingolstadt schwächelte hingegen bisher und hat gerade einmal halb so viele Punkte auf dem Konto. Am Dienstag überzeugten die Bayern allerdings in der Champions Hockey League (CHL) und besiegten den Vorjahresfinalisten Frölunda Indians aus Schweden mit 4:2. Krupps Warnungen haben so im Falle Ingolstadt durchaus ihre Berechtigung.

Hinzu kommt, dass Krupp sein Team erstmals in dieser Saison auf einer zentralen Position umbauen muss. Stürmer Florian Busch, der bislang mit sieben Scorerpunkten in sechs Spielen überzeugte, fällt wegen eines im letzten Spiel in Schwenningen erlittenen Muskelfaserrisses rund vier Wochen aus. Krupp baut deshalb sein Team um. So werden diesmal André Rankel, Petr Pohl und TJ Mulock eine Reihe bilden. Der Japaner Shuhei Kuji rückt aus der vierten Formation auf und spielt an der Seite von Julian Talbot und Spencer Machacek. Kujis Platz im vierten Block übernimmt Jonas Schlenker. "Von der vierten Reihe erwarte ich, dass sie mit plusminus Null aus einem Spiel herausgeht", sagt Krupp.

Gegen Ingolstadt würfelt Krupp seine Reihen durcheinander

Mit den Erwartungen ist es bei den Eisbären immer so eine Sache. Nach sieben Meistertiteln in zehn Jahren sind die immer noch hoch - bei den Fans, aber vor allem bei den Spielern selbst. In den vergangenen zwei Saisons scheiterten die Berliner auch daran, dass sie sich mitunter überschätzten und vielleicht den einen Schritt weniger machten, der in der ausgeglichenen DEL nötig ist. Krupp scheint hier erfolgreich angesetzt zu haben. Dazu kommt, dass die Neuverpflichtungen bisher nicht nur Mitläufer sind, sondern voran gehen. Micki DuPont und Bruno Gervais sind gerade in der Offensive bisher mitentscheidend gewesen. Dazu kommt der nimmermüde Arbeiter Machacek.

Der Kader wirkt insgesamt homogener, das zeigen auch die bisherigen Statistiken. Die Eisbären haben die zweitmeisten Treffer erzielt, die drittwenigsten kassiert. Mit ihrem Power-Play und Unterzahlspiel gehört die Mannschaft zu den besseren der Liga und in Sachen Disziplin sind die Berliner fast schon vorbildlich. Nur die Kölner, die ein Spiel weniger bestritten haben, wurden bisher mit weniger Strafminuten bedacht. Und Spieler wie Darin Olver oder Barry Tallackson weisen eine bemerkenswerte Frühform auf.

Und trotzdem ist das alles nur eine Momentaufnahme. Das weiß auch Uwe Krupp. Eine Meisterschaft im Eishockey wird nicht im September oder Oktober entschieden. Verletzungen können das Mannschaftsgefüge jederzeit durcheinander bringen, Formschwankungen gehören in einer langen Saison dazu. Irgendwann wird der Berliner Trainer sicherlich auch einmal über eine Torwartrotation nachdenken müssen. Petri Vehanen hat bisher alle Pflichtspiele bestritten, doch vorerst scheint Krupp dem Finnen keine Pause geben zu wollen. "Wir entscheiden das von Spiel zu Spiel", sagt der Coach zwar, allerdings hat er das vor zwei Wochen auch schon getan. Vielleicht noch so eine Maßnahme, um die Spannung hoch zu halten - und wenn es nur die eigene ist.

Zur Startseite