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Jose Mourinho gehört zu den erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Trainern Europas.
© Isabella BONOTTO / AFP

Die absurde Wahl von Jose Mourinho: Warum der neue Tottenham-Trainer nicht zum Klub passt

Dass Jose Mourinho nun bei Tottenham Hotspur übernimmt, kann nur schlecht für den ambitionierten Klub enden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kit Holden

Jeremy Corbyn muss am Mittwoch ziemlich glücklich gewesen sein. Zum einen hat der Chef der britischen Labour-Partei am Vorabend in einer Fernsehdebatte gegen Boris Johnson besser als erwartet abgeschnitten. Zum anderen konnte er sich als Arsenal-Fan darüber freuen, dass sich der Erzrivale Tottenham Hotspur gerade mächtig ins eigene Knie schießt. 

Mitten in der Fernsehdebatte twitterten plötzlich alle über Fußball. Die Spurs hatten ihren Trainer Mauricio Pochettino gefeuert. Jenen Erfolgstrainer, der in den vergangenen fünf Jahren Tottenham zur alten Pracht und sogar bis ins Champions-League-Finale geführt hatte. Jenen Trainer, der auch beim FC Bayern München weit oben auf der Wunschliste stehen soll. 

Mourinhos schwarze Magie zündelt nicht mehr

Die Entlassung war nicht völlig unerwartet gekommen. In der Liga hat Tottenham seit September nicht mehr gewonnen, steht aktuell auf dem 14. Platz. Dazu kommt, dass das Verhältnis zwischen Pochettino und der Klubvorsitzende Daniel Levy seit dem Sommer belastet ist. Eine weitere Chance hätte der Argentinier aber trotzdem verdient.

„Poch”, wie er von den Fans genannt wird, hat nicht nur mit verhältnismäßig wenig Geld eine großartige Mannschaft zusammengestellt. Er hat auch den Stolz im Namen Tottenham Hotspur wieder restauriert. Mit seinem wuchtigen Angriffsfußball rief er die Geister der glorreichen früher 60er Jahre. Er machte die Spurs wieder sexy. Dafür liebten ihn die Fans. Damit gab er dem Verein aber auch eine moderne Identität, auf der im neuen Stadion weiter aufgebaut werden könnte. 

Umso absurder ist es, dass Tottenham ausgerechnet Jose Mourinho als Nachfolger verpflichtet hat. Der Portugiese ist so etwas wie der Anti-Poch. Seine negative Fußballphilosophie passt kaum zu der Mannschaft, und noch weniger zu den Vorstellungen der Fans.

Schon bei Real Madrid und Manchester United konnte Mourinho mit dem Druck, schön spielen zu lassen, schlecht umgehen. In Manchester hat er sich auch ständig über fehlende Star-Einkäufe beschwert. Wie soll er also bei Tottenham erfolgreich sein, wo das Geld noch knapper und die Sehnsucht nach gutem Fußball noch größer ist?

Spätestens seit seinem Scheitern bei Manchester United ist ohnehin klar, dass Mourinho nicht mehr der Erfolgsgarant ist, der er einmal war. Zwar hat er auch dort Titel gewonnen, aber seine schwarze Magie zündelte nicht mehr. Bei United wirkte er nur noch toxisch und paranoid. Als er endlich ging, spielte die Mannschaft von einem Tag auf den anderen wie befreit. 

Ausgerechnet eine solche Figur braucht diese demoralisierte Tottenham-Mannschaft gerade nicht. Die Verbindung zwischen Pochettino und seiner Mannschaft mag nicht mehr funktioniert haben, aber man muss ja das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. 

Das hat Daniel Levy aber getan. Der Klub-Vorsitzende mag sich nun darüber freuen, Pochettino los zu sein und sich einen großen Namen geholt zu haben. Aber diese Geschichte kann nicht gut enden. Tottenham Hotspur steht ein dunkles Weihnachten bevor. Jeremy Corbyn hingegen wird an den Festtagen Grund zum Lachen haben. Auch, wenn er zwei Wochen davor die Wahl verlieren sollte. 

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