FC Bayern München: War was?
Nach dem 3:1-Sieg beim VfL Wolfsburg will sich nur Joshua Kimmich noch zum Aufregerthema des FC Bayern äußern.
Uli Hoeneß deutete einen ganz leichten Gruß an. Ohne die Miene zu verziehen, lief der Präsident des FC Bayern am Samstag kurz nach Abpfiff im Bauch der Wolfsburger Arena an den wartenden Journalisten vorbei und nickte kaum wahrnehmbar mit dem Kopf. Hoeneß hatte am Freitag offensichtlich genug gesagt und auch sonst wollte bei den Münchnern kaum jemand über den Rundumschlag gegen Medien und Experten sprechen. „Lasst uns mal beim Spiel bleiben“, wehrte Sportdirektor Hasan Salihamidzic sofort ab. Trainer Niko Kovac verwies darauf, dass er für den Sport zuständig sei, „und dabei will ich es belassen.“
Ähnlich klang es bei den sonst sehr auskunftsfreudigen und wortgewandten Thomas Müller und Mats Hummels. Müller, der beim 3:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte, gab zwar zu, dass in der Mannschaft durchaus über die Pressekonferenz gesprochen werde, „aber untereinander“. Es sei wichtig, dass die Spieler nicht immer ihre Meinungen nach außen trügen, „denn es geht nicht um Meinungen, es geht darum, Siege zu erringen.“
Nur Joshua Kimmich hatte offensichtlich dringenden Mitteilungsbedarf. Bei Sky bezeichnete er es als „super Zeichen“, dass sich der Verein so vor die Spieler stelle. „Man hat dann mehr das Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich glaube, für uns war es ganz gut, zu sagen: Wir lassen keinen ran, halten zusammen und schützen uns gegenseitig.“ Schutz brauchten die Münchner am Samstag allenfalls vor unangenehmen Fragen. Sportlich lief es nach fast einem Monat endlich mal wieder besser. Vier Spiele lang hatte der FC Bayern zuletzt nicht mehr gewonnen. Eine derartige Durststrecke gibt es nicht oft beim Rekordmeister und für den Trainer wird es dann meist ungemütlich.
Niko Kovac: "In der heutigen Zeit gibt es nur schwarz oder weiß"
Unter Carlo Ancelotti gelang im Frühjahr 2017 in fünf Spielen kein Sieg – wobei in diesen Zeitraum zwei Duelle mit Real Madrid fielen und die Münchner im Rückspiel nach 90 Minuten 2:1 vorne lagen, um dann in der Verlängerung zu verlieren. Ancelotti durfte die Saison zwar noch beenden, wurde aber wenige Monate später entlassen. Das steht bei Niko Kovac momentan nicht zu befürchten. Der 47 Jahre alte Berliner arbeitet erst seit dem Sommer beim FC Bayern und dürfte nach dem verdienten Erfolg in Wolfsburg nun etwas mehr Ruhe genießen.
Die Münchner präsentierten sich deutlich verbessert und ließen abgesehen von einer kurzen Phase nach dem unnötigen Platzverweis gegen Arjen Robben sowie dem Anschlusstreffer kaum Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen. Zudem war der überragende Robert Lewandowski (zwei Tore, eine Vorlage) wieder besser ins Spiel eingebunden und zwei Grätschen vom eigentlich eher künstlerisch veranlagten James Rodriguez zeigten, dass die Münchner es zur Not auch kämpferisch lösen wollten. Über den sportlichen Teil des Tages sprachen Spieler, Trainer und Sportdirektor dann auch bereitwillig und mit deutlich besserer Laune als zuletzt. Besonders Hummels, der mit Klub und Nationalmannschaft gleich eine doppelte Misserfolgsserie erlebt hatte, äußerte sich erleichtert. „Wenn man sechsmal in Folge nicht gewonnen hat, lernt man so einen Sieg richtig zu schätzen“, sagte Hummels.
Kovac sprach von einem ersten Schritt in die richtige Richtung, konnte sich einen kleinen Seitenhieb gegen die teils heftige Kritik vor dem Spiel allerdings nicht verkneifen. „In der heutigen Zeit gibt es nur schwarz oder weiß“, sagte Kovac. „Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, gibt es unangenehme Nachfragen, und wenn man gewinnt, ist urplötzlich alles in Ordnung. So einfach ist es eigentlich nicht, aber wir müssen das so hinnehmen.“