Grand Prix in Spa: Vor 25 Jahren siegte Michael Schumacher zum ersten Mal
1992 holte Michael Schumacher in Spa seinen ersten Sieg. Die Strecke fasziniert die Rennfahrer bis heute.
Fragt man die Formel-1-Piloten nach ihrer Lieblingsstrecke, dann steht meistens Spa-Francorchamps ziemlich weit oben auf der Liste. Der Traditionskurs in den belgischen Ardennen, auf dem in diesem Jahr zum 50. Mal der belgische Grand Prix stattfindet, ist mit 7,004 Kilometern der längste der kompletten Saison und übt auf alle eine ganz besondere Faszination aus.
Das war auch bei Michael Schumacher nicht anders. Insgesamt sechs seiner 91 Siege feierte Schumacher in Spa-Francorchamps, 2004 bejubelte er in Belgien vorzeitig den siebten und letzten WM-Titel. Vor 25 Jahren feierte er hier seinen ersten Grand-Prix-Sieg überhaupt. Um an Schumachers Jubiläum zu erinnern, wird am Sonntag vor dem Rennen Mick Schumacher mit einem Benetton seines Vaters eine Ehrenrunde drehen – allerdings nicht mit dem gelben 92er-Auto, sondern dem grün-blauen Modell von 1994.
2012 ernannte die Kleinstadt Spa Schumacher zum Ehrenbürger. Im Januar 2014 trafen sich hunderte Schumacher- Fans und marschierten beim „Michael Schumacher Fan Tribut“ um die Strecke. Sie wollten ihrem Idol „positive Energie“ für das wichtigste Rennen in seinem Leben geben, wie die Mitorganisatorin Heidi Hendrickx der belgischen Zeitung „Le Soir“ damals sagte.
Nach seinem Skiunfall am 29. Dezember 2013 befindet sich Schumacher weiter in der Rehabilitation. Details zu seinem Zustand gab es schon lange nicht mehr, und es gibt sie auch jetzt nicht. Schumachers Zustand soll Privatsache bleiben. Er findet praktisch nur noch in der Vergangenheit statt. Auf Facebook werden auf seiner offiziellen Seite immer wieder Erinnerungen an große Rennen geteilt. An seinen allerersten Sieg 1992 zum Beispiel.
Können und Strategie
Der damals 23-Jährige zeigte bei dem Regenrennen alles, was ihn auch später auszeichnete: Fahrkönnen und perfekte Rennstrategie. In Runde 30 war Schumacher ins Kiesbett gerutscht, konnte sich aber wieder auf die Strecke retten. Dort stellte er fest, dass die Reifen am Wagen von Teamkollege Martin Brundle bereits gelitten hatten, beide fuhren mit der gleichen Abstimmung. Schumacher ließ sich Regenreifen aufziehen – und siegte. In Anlehnung an Boris Becker und Wimbledon bezeichnete Schumacher Spa später gerne mal als sein „Wohnzimmer“.
Die Faszination Spa teilt er mit vielen anderen Rennfahrern. „Eine Runde in Spa ist wie 20 Runden auf einem anderen Kurs, was den Spaß und die Adrenalinausschüttung angeht“, sagt etwa Fernando Alonso. Die spektakuläre Eau-Rouge- Kurve, bei der eine Links-Rechts-Kombination mit einer Senke und einem anschließenden Bergaufstück kombiniert ist, gilt als eine der aufregendsten Passagen in der ganzen Saison, ist aber nicht die einzige große Herausforderung der Ardennen-Achterbahn, wie Spa oft auch genannt wird. Da ist noch Blanchimont, ein ganz schneller leichter Linksknick, der bei über Tempo 300 keinen Fehler verzeiht, weil durch die natürlichen Gegebenheiten nicht viel Platz neben der Strecke ist. Und die extrem anspruchsvolle Kurve Pouhon – ein abschüssiger Linksbogen mit zwei Scheitelpunkten.
Besonders spektakulär wird es, wenn es regnet. Und Regen gehört in Spa ja fast dazu: Kaum einmal ein Wochenende in den belgischen Ardennen bleibt komplett trocken. „Die Eau Rouge geht inzwischen im Trockenen“, sagt auch Sebastian Vettel. „Im Nassen ist das freilich noch einmal etwas ganz anderes.“
Aber selbst wenn Sebastian Vettel das Rennen an diesem Sonntag im Ferrari gewinnen und den bisherigen WM-Vorsprung von 14 Punkten ausbauen sollte, selbst wenn sein Verfolger Lewis Hamilton im Mercedes den Polerekord von 68 ersten Startplätzen Schumachers am Samstag bei seinem 200. Grand Prix einstellen sollte – Schumacher wird der Referenzpunkt in diesen Tagen sein. (mit dpa)