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Serena Williams muss wegen ihrer Schwangerschaft bei Wimbledon passen.
© AFP

Mütter in der Tennis-Szene: Vom Wickeltisch zum Centre Court

Auf der Tennis-Tour spielen immer mehr Mütter mit. Jetzt kämpfen sie für eine bessere Kinderbetreuung.

Tatjana Maria ist dieser Tage sehr gefragt in Wimbledon. Doch dass sich alle für sie interessieren, liegt nicht daran, dass die 29 Jahre alte Baden-Württembergerin in der zweiten Runde gegen Coco Vandeweghe mit 4:6 und 2:6 ausgeschieden ist. Vielmehr ist die Weltranglisten-74. als „Mama-Expertin“ gefordert. Seit fast drei Jahren spielt Maria wieder auf der Tennis-Tour, nach der Geburt ihrer Tochter Charlotte. Neben Maria sind auch die Russin Jewgenija Rodina und Katerina Bondarenko aus der Ukraine als Mütter auf der Frauen-Tour unterwegs.

Doch erst, seit die zweimalige Grand- Slam-Siegerin Victoria Asarenka in Wimbledon mit ihrem sieben Monate alten Sohn Leo zurückkehrte, ist das Interesse an den Tour-Mamas auf einmal enorm. „Ich sage allen immer: Macht es auch, es ist wundervoll“, schwärmt Maria. Doch Familie und Karriere zu vereinbaren ist für keine Frau leicht. Als Profisportlerin – und das mit dauernden Reisestrapazen – ist es eine ganz eigene Herausforderung.

Aber der möchte sich auch Serena Williams offenbar im nächsten Jahr stellen, die Amerikanerin erwartet im August ihr erstes Kind und hat ihre Rückkehr angekündigt. „Ich hoffe, dass durch Vika und Serena das Thema größer wird“, sagt Maria. „Wir brauchen nämlich auch auf der Frauen-Tour endlich Krippen – auf der Männer-Tour gibt es die längst.“ Für gleiche Preisgelder mussten sie lange streiten, die Gleichstellung bei der Kinderbetreuung während der Turniere soll zügiger gehen.

Victoria Asarenka kam mit ihrem sieben Monate alten Sohn zum Turnier nach London.
Victoria Asarenka kam mit ihrem sieben Monate alten Sohn zum Turnier nach London.
© dpa

Windeln wechseln, füttern, Schlaflieder singen und selbst auf etwas Schlaf hoffen. Das kennen alle jungen Eltern. Aber den Baby-Rhythmus mit dem Profi-Alltag und Turnierkalender zu verquicken, ist für diese Mamas ungleich verzwickter. Ein Vierfach-Vater wie Roger Federer kann den Löwenanteil der Kinderbetreuung getrost seiner Frau und den beiden Nannys überlassen, während er trainiert oder ein Match bestreitet. Eine spielende Mama ist da weit mehr gefordert. Sie braucht Unterstützung und nicht jede kann sich dabei die Annehmlichkeiten leisten wie die Topstars.

Bei den Männern ist es besser geregelt

Bei den Grand Slams zumindest gibt es eine Kinderbetreuung – jedenfalls auf dem Papier. „Bei den Australian Open gibt es einen recht kleinen Raum ohne Fenster, da passen höchstens acht Kinder rein“, erzählt Maria, „in New York gibt es einen Raum zum Spielen, aber man muss sich selbst um sein Kind kümmern. Und in Paris bekommen die Kinder dort kein Essen, das macht es auch kompliziert.“ In Wimbledon sei die Kinderbetreuung dagegen optimal, sagt Maria. Etwa 25 Kinder werden täglich nahe den Trainingsplätzen am Aorangi Park bespaßt und rundum versorgt. Natürlich sind es hauptsächlich die Kinder der Spielerkollegen.

Doch da die Tennis-Karrieren heute deutlich länger dauern, wird das Tour- Mama-Sein immer mehr zum Trend. Die Luxemburgerin Mandy Minella spielte in Wimbledon sogar im vierten Monat schwanger mit. Und Kim Clijsters, Lindsay Davenport oder Sibylle Bammer hatten es ja längst vorgemacht, dass man mit echter Mama-Power sogar besser spielt denn je. Clijsters gewann noch drei Grand-Slam-Titel nach der Geburt ihrer Tochter. Asarenka und Williams ist so ein Coup auch zuzutrauen.

Denn die Schwangerschaftspause ist ein immenser Vorteil. Maria stellte in dieser Zeit ihre Rückhand auf einhändig um und Asarenka veränderte ihre Aufschlagtechnik, da sie zuvor oft mit Schulterverletzungen kämpfte. „Ich hätte während einer normalen Saison nie die Zeit gehabt, so intensiv daran zu arbeiten“, sagt Asarenka, „auch von der Fitness her bin ich so gut in Form wie nie zuvor.“ Ihre Freundin Serena Williams nutzt diese Zeit ebenfalls aus und postet fleißig Videos ihres Tennistrainings. Die Gegnerinnen fürchten sich schon jetzt.

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