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John McEnroe hat viel Prügel einstecken müssen für die Aussagen, dass Serena Williams nicht mithalten kann mit den Männern.
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Gender-Debatte im Tennis: John McEnroe: Nicht im Stile eines Gentlemans

John McEnroe hat recht mit der Aussage, dass Serena Williams keine Chance auf der Männer-Tour hätte. Doch was soll der Vergleich? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Vermutlich gibt es immer noch sehr viele Menschen, denen der Name Karsten Braasch ein Begriff ist. Das liegt weniger an den Erfolgen, die der Tennisspieler in den späten Neunziger Jahren und Anfang der 2000er auf der Tour hatte. Braasch stach heraus durch seine Brille, seinen so genannten Korkenzieher-Aufschlag und auch dadurch, dass er leidenschaftlich gerne rauchte - wenn es sein musste, dann auch in der Spielpause. Über die deutschen Grenzen hinaus berühmt wurde der Mann aus Nordrhein-Westfalen aber nicht durch seine Extrovertiertheit, sondern durch zwei Matches, die er im Rahmen der Australian Open 1998 bestritt.

Auf einem Nebenplatz spielte Braasch jeweils einen Satz gegen die neuen Sensationen des Frauen-Tennis - Serena und Venus Williams. Der Qualmer Braasch, damals auf Platz 203 der Weltrangliste, fertigte erst Serena 6:1 ab, direkt danach Venus mit 6:2.

Vielleicht hat der große US-amerikanische Tennisspieler John McEnroe auch an Braasch gedacht, als er in einer Radiosendung sagte, dass die wohl beste Spielerin aller Zeiten, Serena Williams, auf der Männer-Tour etwa Nummer 700 der Welt sein würde. Williams war sauer auf ihr altes Idol. "Bitte verzichte auf solche Statements über mich, die nicht auf Fakten basieren", schrieb sie auf Twitter. Weder habe sie jemals gegen jemanden gespielt, der in der Weltrangliste dort platziert sei, noch habe sie die Zeit dazu.

Was für ein Macho, wie kann er so etwas sagen?!

Wie üblich bei kniffligen Aussagen zur Genderthematik war der Aufschrei in den Sozialen Medien riesig. Was für ein Macho, wie kann er so etwas sagen?! Tatsächlich aber ist weniger die Aussage verwerflich, dass selbst die beste Frau im Tennis bei den Männern keine Chance hat. Das ist so. Vielmehr nervt und nervte schon immer, dass der Vergleich der Geschlechter überhaupt gemacht wird.

Die Sache ist doch die: Der Mann profitiert noch immer von seiner ursprünglichen Rolle als Jäger und den damit verbundenen körperlichen Vorteilen gegenüber der Frau. Hinzu kommt, dass die meisten Sportarten irgendwann einmal von Männern für Männer konzipiert worden sind.

Insofern: Ein Gentleman sollte sich nichts einbilden, wenn er einer Frau die Bälle um die Ohren haut. Das tat im Übrigen auch Karsten Braasch nicht. Er habe einfach nur einen extrem guten Tag gehabt, erklärte er feinfühlig seinen Triumph über die Williams-Schwestern.

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