Hertha BSC im Trainingslager: Vladimir Darida ist ein Mann für schlaflose Nächte
Der Dauerläufer im Mittelfeld war bei Hertha fast schon aussortiert – nun ist er plötzlich wieder eine Option. Doch die Konkurrenz auf seiner Position ist groß.
Am ersten Tag in Stegersbach hat Trainer Ante Covic zwei Mannschaften auf kleinem Feld gegeneinander spielen lassen. Es traten an: Blau gegen Orange. Nur Vladimir Darida trug Gelb, was ihn stets als Spieler jener Mannschaft auswies, die gerade den Ball hat. Am Ende gewann Blau recht deutlich, unter anderem weil Darida ein Tor erzielt hatte. Aber dass Orange verloren hatte, lag definitiv nicht an ihm. Vladimir Darida hatte sämtliche Treffer für die Orangefarbenen erzielt, alle von der imaginären Strafraumlinie, präzise und unhaltbar – und mit einer Leichtigkeit, die man zuletzt eher selten mit dem tschechischen Mittelfeldspieler von Hertha BSC in Verbindung gebracht hatte.
Die vergangene Saison war für Darida vor allem eins: unfassbar schwer. „Über die letzte Saison will ich eigentlich gar nicht mehr nachdenken“, sagt er. „Das war richtig Stress für mich und schwierig für den Kopf.“ Darida hangelte sich mehr oder weniger von Verletzung zu Verletzung, kämpfte sich etliche Male durch die Reha, kehrte voller Elan ins Mannschaftstraining zurück, „und nach ein paar Tagen war ich wieder verletzt“.
Drei Jahre lang, seit seinem Wechsel aus Freiburg, war der Dauerläufer eine feste Größe in Herthas Spiel, maßgeblicher Teil des sogenannten schiefen Dreiecks in der Zentrale, von dem Trainer Pal Dardai immer gesprochen hatte. In der vergangenen Saison aber erlaubte ihm sein Körper ganze zehn Einsätze, die meisten davon nur über ein paar Minuten. In der Hinrunde spielte Darida zuletzt von Anfang an, und überhaupt schaffte er es in der vergangenen Saison kein einziges Mal an zwei aufeinander folgenden Spielen in die Startelf.
Darida ist einer der Gewinner der Vorbereitung
Sonntagvormittag, die Einheit auf dem Platz im Trainingslager im Burgenland ist zu Ende, Darida schießt Torhüter Rune Jarstein noch ein paar Bälle aufs Tor. „Vladi“, ruft Trainer Ante Covic, „nicht so lange!“ Ein bisschen wirkt es so, als hätte Darida aus der vergangenen Saison noch etwas nachzuholen. Wenn die anderen Spieler im Trainingslager unter der Belastung ächzen, läuft er in der Regel mit unbeirrter Miene vorweg. Den Urlaub in diesem Sommer hat Darida auf ein Minimum verkürzt. Stattdessen ist er in Berlin geblieben und hat individuell trainiert: „Das hat gut getan.“
Darida, der Anfang August 29 wird, darf sich durchaus als einer der Gewinner der bisherigen Vorbereitung fühlen – natürlich auch, weil die Erwartungen an ihn beim Trainingsstart nicht besonders hoch waren. Eigentlich gab es gar keine. In der vergangenen Saison, als sich jüngere Spieler wie Arne Maier, Marko Grujic und Ondrej Duda in den Vordergrund gedrängt haben, ist Darida bedingt durch seine körperlichen Probleme komplett aus dem Fokus gerutscht. Jetzt ist er wieder zurück. Und auch wenn die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld bei Hertha so groß ist wie in vielleicht keinem anderen Mannschaftsteil, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass Darida beim Pflichtspielstart in knapp zwei Wochen in der ersten Elf auftaucht.
„Wer weigert sich gegen Leistung?“, fragt Trainer Ante Covic. Was in der vergangenen Saison war, das interessiere ihn nicht; er könne nur das beurteilen, was er sehe – und das ist tatsächlich beeindruckend. „Vladi ist voller Freude dabei, er hat permanent ein Lächeln auf dem Gesicht und möchte dem Trainer schlaflose Nächte bereiten“, sagt Covic.
Wechsel wohl vom Tisch
Das könnte ihm durchaus gelingen, obwohl Grujic, Maier und Duda nach der vergangenen Saison erst einmal die Platzhalter zu sein scheinen, obwohl mit U-21-Nationalspieler Eduard Löwen ein weiterer Mann fürs Mittelfeld hinzugekommen ist, der den Anspruch hat, zum Stamm zu gehören, und auch Sidney Friede mit größeren Ambitionen von seiner Leihe aus Belgien zurückgekehrt ist. „Wichtig ist, dass er verletzungsfrei ist“, sagt Covic über Darida.
Bisher sieht es gut aus. „Ich fühle mich gut“, sagt der tschechische Nationalspieler. „Ich kann ohne Schmerzen trainieren und werde alles tun, um zu zeigen, dass ich der Mannschaft noch helfen kann.“ Zu Beginn der Vorbereitung ist sein Name immer wieder gefallen, wenn es darum ging, wer Hertha noch verlassen könnte. Das ist im Moment eher keine Option mehr. Zumindest nicht für Vladimir Darida: „Ich von meiner Seite habe nie gesagt, dass ich weg will.“ Und auch für Hertha gibt es aktuell keinen Grund, ihn loswerden zu wollen.