Hertha BSC verpflichtet Vladimir Darida: Hoffnung auf Kreativität im Mittelfeld
Hertha BSC verpflichtet mit Vladimir Darida den zweiten Neuzugang. Der Mittelfeldspieler erhält einen Vierjahresvertrag und wird mit der Trikotnummer 6 auflaufen. Über die Transfermodalitäten machte der Klub keine Angaben.
In Neuruppin ist Vladimir Darida nicht gesichtet worden. Das war wohl auch besser so. Nach dem Testspiel von Hertha BSC dort am Mittwoch gegen Rayo Vallecano hatten sich die Berliner über Hertha-Fans beschwert, die den Torraum eingenebelt hatten – nicht Pyrotechnik schwenkend, sondern Joints rauchend. Torwart Thomas Kraft sah sich schon als Rauschopfer ins Krankenhaus eingeliefert, Trainer Pal Dardai befürchtete positive Dopingproben. Doch schließlich gelang es, die Anhänger zu einem zumindest zeitweisen Marihuana-Verzicht zu überreden.
Nicht auszudenken, Darida hätte sich im Publikum den bedrohlichen Schwaden ausgesetzt. Womöglich wäre der potenzielle Neuzugang der Berliner am Freitag durch den Medizin-Check gefallen. Der Tscheche, der so brav aussieht, als meide er selbst Sprudel im Wasser, bestand jedoch die Untersuchung und unterschrieb einen Vierjahresvertrag bei Hertha. Der Mittelfeldspieler vom SC Freiburg ist der zweiter Transfer der Berliner nach Mitchell Weiser. Und es ist durchaus ein vielversprechender. „Wir sind sehr froh, mit Vladimir Darida eine zentrale Position in unserem Team ganz hervorragend besetzt zu haben“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz und lobte den 25-maligen tschechischen Auswahlakteur als „jungen, aber trotzdem erfahrenen, variablen Spieler, der dem Spiel unserer Mannschaft viele wichtige Impulse geben wird“.
An Darida waren auch englische Klubs interessiert
Bei den Freiburgern hat der Abgang von Darida deshalb nur wenige überrascht. Es verging wohl kaum ein Tag im Trainingslager im schweizerischen Schruns, an dem nicht entweder der 24-Jährige selbst davon sprach, er wolle unbedingt in der Bundesliga spielen oder es Meldungen gab, über Interessenten wie Bremen, Hannover, Stuttgart, Augsburg oder englische Klubs. Auch Herthas Manager Michael Preetz sprach von einem „interessanten, aber teuren Spieler“.
Trotz seines Vertrages bis 2018 in Freiburg bestand das Interesse aus gutem Grund. Darida kann im Mittelfeld defensiv bis offensiv jede Rolle spielen, numerisch ausgedrückt die 6, 8, und 10, gehörte beim Bundesligaabsteiger zu den laufstärksten Profis. Auch im Ligavergleich erreicht der tschechische Nationalspieler Höchstwerte, 13 Kilometer pro Spiel sind bei ihm keine Seltenheit. Solche Tachowerte werden hoch taxiert, eine Ablöse von bis zu 7,5 Millionen Euro stand im Raum. Mit vier Millionen Euro war der frühere Pilsener von Viktoria bei seiner Unterschrift 2013 immerhin Freiburgs Rekordeinkauf. Über die jetzigen Transfermodalitäten machten beide Vereine keine Angaben.
An Mittelfeldspielern mangelt es den Berlinern nicht
Sicher war es ein gutes Geschäft für die Freiburger, der Verlust für den SC ist dennoch groß. Darida war maßgeblicher Gestalter des Mittelfeld- und Angriffsspiels. Technisch auf hohem Niveau, routiniert, ruhig und mit Drang nach vorne – das sind seine Stärken. Luft nach oben gab und gibt es bei Zweikämpfen, Kopfballduellen und zuweilen im Torabschluss, obwohl sich seine Bilanz mit sechs Treffern in 31 Saisonspielen zuletzt gut liest. Allerdings waren fünf Elfmeter dabei. Torvorlagen: eine. Trotzdem hat sich der zurückhaltende, 1,71 Meter kleine Darida schnell an die Bundesliga gewöhnt und in zwei Jahren stetig gesteigert. „Ein feiner Fußballer“, urteilte Freiburgs Trainer Christian Streich, der bedauert, dass Darida geht.
Ob er ein Spielgestalter sein kann, der Hertha schon lange fehlt, und etwas Kreativsprudel in das stille Mittelfeldwasser bringen kann, muss sich zeigen. Für die Berliner wird es nicht nur eine Herausforderung, Darida nicht durch einen Buchstabendreher zu verwechseln mit Trainer Dardai, dessen Wunschspieler er war. Im zentralen Mittelfeld sind die Berliner aber mit Lustenberger, Hosogai, Niemeyer, Skjelbred, Cigerci, Hegeler, Ronny und Baumjohann zumindest numerisch gut besetzt, wobei einige Spieler noch abgegeben werden sollen. Dennoch könnten am Sonntag 31 Profis in das Trainingslager nach Schladming reisen. Eine überbucht wirkende Reisegruppe. Es ist ja eher nicht von Ausfällen durch Dopingssperren auszugehen, sozusagen als Spätfolge des Testspiels in Neuruppin.