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Wer laufen will, muss keinen Marathon absolvieren. Es gilt: einfach laufen, egal wo und wann.
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Kolumne: So läuft es: Viel Laufenergie für 2017

Zum Jahreswechsel verteilt unser Kolumnist eine dicke Portion Laufenergie. Und wenn Sie einige dieser Gedanken zulassen können, werden Sie loslaufen.

Jetzt, genau jetzt, beginnt die Hochzeit der Laufgurus. Kurz vor dem Jahreswechsel werden sie wie das Orakel von Marathon befragt. Was ist wichtig, um mal ein ganzes Jahr mit dem Laufen durchzuhalten? Wie nehme ich durch das Laufen endlich ab? Wie schaffe ich meinen ersten Marathon? Dankbare Fragen für die Laufgurus. Und da ich nie einer war und nie einer werden will, werden Sie vielleicht verunsichert sein, aber: Wie Sie es von Ihrem Lauf-Kolumnisten gewohnt sind: Auf solche Fragen bekommen Sie hier keine Antworten. Nicht weil ich sie nicht beantworten will. Sondern weil ich sie nicht allgemeingültig beantworten kann. Weil das niemand kann. Weil das in meinen Augen schlicht unseriös wäre. Weil – völlig verblüffend – jeder Mensch anders ist und tickt. Ich möchte Ihnen gerne ein paar Gedanken mit auf den Weg geben. Gedanken, die mit guter Laufenergie aufgeladen sind. Und wenn Sie einige dieser Gedanken zulassen können, werden Sie bestimmt endlich loslaufen. Oder wieder anfangen. Oder eventuell sogar noch besser laufen. Hier ist eine dicke Portion Laufenergie für Sie.

Es gibt einen Schlüssel, der so unfassbar wichtig ist, um überhaupt den ersten Schritt zu machen. Im wahrsten Sinn. Und dieser Schlüssel ist der, der zum Herzen führt. Es mag einfach klingen, aber: Wer erfolgreich laufen will, braucht Liebe. Liebe zum eigenen Körper, Liebe für sich selbst. Also, schließen Sie Ihr Herz auf! Lassen Sie sich nicht beirren; wenn Sie loslaufen wollen, laufen Sie. Es ist egal, was die anderen sagen. Es ist egal, wie schnell oder wie langsam Sie laufen, oder wie weit. Sie tun es für sich. Nur für sich. Sie alleine müssen viel Energie säen, um ein ganzes Jahr zu laufen.

Ihr eigener Körper und Ihre Seele geben Ihnen Lauf für Lauf mehr Energie und Kraft. Mehr und mehr werden Sie sich und den eigenen Körper lieben. Und genau das sind die Momente, die Sie motivieren werden. Auch dann, wenn es mal nicht so läuft. Wer eins mit sich, dem Körper und der Seele ist, der wird vor allen Dingen ein glücklicher und gesunder Läufer sein. In jedem Läuferleben gibt es Tage, an denen wenig von dieser Liebe zu spüren ist. Da Sie aber mit Laufliebe aufgeladen sind, werden Sie auch diese Phasen gut überstehen.

Zeit ist der wichtigste Laufgedanke

Wer sich gut fühlt, wird die Laufliebe noch intensiver spüren können. Also: Tun Sie alles, um sich gut zu fühlen. Belohnen Sie sich mit den schönsten und besten Laufsachen der Welt. Es ist völlig okay, beim Sport gut auszusehen, sexy zu sein, hipp und stylish zu sein. Mit dieser Haltung sind Sie sogar Trendsetter. Fit UND auch noch sexy zu sein, UND auch noch gut auszusehen, das ist die neue Rolex. Das ist die neue Luxusdefinition 2017. Und dazu noch viel gesünder. Tun Sie sich bitte aber auch einen Gefallen: Lieben Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihre Füße. Ich weiß: Füße sind echt unsexy. Füße braucht kein Mensch, weil sie schlimm hässlich sind. Leider brauchen wir sie zum Laufen. Also: Pflegen Sie sie. Und gönnen Sie sich regelmäßig neue Laufschuhe. Noch etwas ist wichtig, gerade wenn es um die Laufliebe geht: Liebe geht durch den Magen. Das ist so. Und das ist nicht nur ein Sprichwort für das Phrasenschwein. Gerade in asiatischen Ländern sprechen die Menschen nicht oft über das, was sie für den anderen empfinden. Sie zeigen Zuneigung dadurch, dass sie für den, den sie lieben, kochen. Wer sich selbst mag oder liebt, der kocht für sich. Und zwar gut. Und vielleicht nicht ein Fertiggericht. Fast Food hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit kurzer Befriedigung. Mit kurzer, billiger Befriedigung. Kann mal okay sein, aber: Das ist nicht nachhaltig, das macht wenig Spaß, das ist nicht die Basis zum Durchhalten. Wer ein ganzes Laufjahr vor sich hat, der braucht auch beim Essen Liebe. Und Zeit.

Zeit ist der vielleicht wichtigste Laufgedanke, den ich gerne für Sie mit positiver Energie füllen möchte. Wer hat gesagt, dass ein Läufer unbedingt Marathon laufen muss? Wer hat gesagt, dass das in unter drei Stunden passieren muss? Wer hat gesagt, dass es einen Unterschied zwischen Joggern und Läufern gibt? Und dass das etwas mit Zeiten zutun hat? Wer hat behauptet, dass man nur mit einer entsprechenden Uhr gute Zeiten laufen kann? Und wenn man auf den Puls achtet? Und wer entscheidet das alles? Niemand! Hoffentlich. Außer Ihnen! Sie sind der, der das Tempo vorgibt. Mit oder ohne Uhr. Mit oder ohne Plan. Ihr eigener Körper, Ihr Wille und Ihre Seele entscheidet, wie schnell Sie laufen sollen oder können. Und wie weit. Sie werden instinktiv genau das Richtige tun, wenn Sie sich mit Liebe Ihre Ziele setzen. Haben Sie verdammt noch mal Spaß am Laufen. Sie müssen immer und immer beim Laufen lachen können. In jeder Situation. Selbst beim härtesten Marathon, wenn es denn einer oder zehn sein müssen. Denn wer liebevoll und aus sich heraus zufrieden lachen kann, der ist voller Laufliebe.

Wer wirklich für sich selbst erfolgreich ein ganzes Jahr voller Laufliebe sein will, dem sei vielleicht noch etwas ganz Entscheidendes mit auf den Weg gegeben: Es gibt beim Laufen kein Richtig und kein Falsch. Sie müssen das Richtige für sich selbst herausfinden und definieren. Die Mongolen sagen es auf Ihre Weise: „Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig.“ Alles Liebe für 2017. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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