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So kann das laufen. Wenn die Kulisse stimmt, macht es gleich mehr Spaß.
© dpa/Rumpenhorst

Kolumne: So läuft es: In jedem steckt eine Lauf-DNA

Unser Kolumnist rät, beim Joggen nicht immer nur an die Bestzeit zu denken. Besser Durchatmen und an die eigene Lauf-DNA glauben. Lassen Sie einfach los.

Entspannt Euch mal, das möchte ich gerade in den letzten Wochen immer und immer wieder vielen Läufern einfach mit auf den Weg geben. Egal, wohin man sieht, in den sozialen Netzwerken, im Wald, auf den Straßen nach Feierabend, verzerrte Laufgesichter. Angestrengt. In den Running Clubs – früher hießen sie Lauftreff, aber das klingt heute ziemlich unsexy – in den großen Städten Deutschlands, ist die meist gestellte Frage: „Und? Welche Pace läufst Du normal so? 4:00, oder drunter?“ Bei 5:00 ist man eher ein Jogger. Mit einer 5:30er Pace ein Walker. Mit einem 6er Schnitt pro Kilometer Rentner. Jedenfalls gefühlt.

Bereits jetzt bereiten sich viele Läufer schon wieder auf die Marathons im Frühjahr vor. Der Kampf um die Bestzeiten hat begonnen. Der echte und harte Läufer kann mit dem Vorweihnachtskitsch nichts anfangen. Mit den bösen Dominosteinen, dem Lebkuchen und dem Glühwein schon gar nicht. Alles Teufelswerk für den harten Performer. Und alles geht strikt nach Plan. Gerne auch nach Marathon-Plan. Wir alle leben viel zu sehr nach einem Plan. Jeden Tag.

Klare Jacke: Man muss nicht immer einen Plan haben. Manchmal ist es gut, einfach durchzuatmen. Manchmal ist es gut, an sich selbst zu glauben. Daran, dass Körper und Seele schon die richtigen Signale geben. Und dass beide eine Pause brauchen. Daran, dass wir durchatmen und Zeiten, Leistung, Pläne einfach loslassen. Loslassen ist das Läufer-Zauberwort. Und einfach sehen, was passiert.

Es ist ein wunderbares Gefühl, nach dem Tagesgesetz des Körpers zu laufen. Wer dem eigenen Körper genau zuhört, wird jeden Tag einen anderen Lauf erleben. Der Körper selbst gibt dabei den Takt vor. Wer einmal versucht, über einen gewissen Zeitraum jeden Tag zu laufen, wird Erstaunliches erleben.

Man könnte sagen: Sie haben eine ganz eigene und natürliche Lauf-DNA

Bereits nach den ersten zwei bis dreihundert Metern gibt einem der Körper eine deutliche Rückmeldung. Darüber, wie er sich fühlt. Und wie Sie laufen sollten. Schnell, oder besser langsam. Weit, oder eher ein wenig kürzer. Es ist alles in Ihnen selbst. Man könnte sagen: Sie haben eine ganz eigene und natürliche Lauf-DNA. Tief in Ihnen selbst ist sie verwurzelt. Und wer die eigene Lauf-DNA auch zulassen kann, auf den eigenen Körper hört, achtsam mit sich umgeht, wird ein wirklich starker Läufer werden.

Und genau das fühlt sich wunderbar an. Zu oft ignorieren Läufer diese Signale, diese DNA. Die Folge sind nicht nur oft schwerwiegende Verletzungen. Diese können von einem guten Orthopäden behoben werden. Wesentlich schlimmer ist das Loch, in das viele fallen. In das Loch der nicht erreichten Zeiten. In das Loch der Lauf-Frustration. Bei einigen führt das zu einem Lauf-Stopp. Oft dauert er Monate. Einige hören ganz auf.

Ab und an führt das Übertraining dazu, dass die gewünschten Zeiten eher schlechter als besser werden, weil der Kopf nicht mitmacht. Weil die Seele es nicht schafft, dem Druck auch noch beim Laufen standzuhalten. Also: Atmen Sie durch. Glauben Sie an Ihre eigene Lauf-DNA. Lassen Sie einfach los. Und schauen Sie, wohin der Weg führt. Vielleicht versuche ich das auch endlich mal. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier wöchentlich übers Laufen. Zuletzt erschienen: "Der Winter macht stark" und "Frauen sind die wahren Helden".

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