Sven Felski, Geschäftsführer der Eisbären Juniors: Viel Gruppendynamik, wenig Käse
Früher zählte für ihn vor allem das nächste Spiel – heute redet Sven Felski als Geschäftsführer im Eisbären-Nachwuchs von sozialen Aufgaben.
Es ist ja nicht so, dass ihn die Menschen bei den Eisbären nicht mehr „Felle“ rufen oder „Bürgermeister“ nennen würden. Dazu ist Sven Felski einfach zu sehr mit dem Eishockeyklub aus Hohenschönhausen verbunden. Auch wenn er seit 2012 nicht mehr aktiv spielt. 20 Jahre war er Profi, 1000 Pflichtspiele in der obersten Liga hat er für sie bestritten. Der gebürtige Hohenschönhausener war das Berliner Gesicht der Eisbären. Und ist es immer noch für viele Menschen. Wen kennen Sie bei den Eisbären? „Na, Sven Felski.“
Sven Felski war und ist eine außergewöhnliche Konstante im Profisport, in dem Spieler und Trainer Bodenständigkeit nicht als oberstes Prinzip vorleben. Er steht für die Eisbären, er steht für seinen Sport und er steht für Berlin. Vor jedem Spiel der Profis in der Arena am Ostbahnhof schreibt Sven Felski noch Autogramme, die Menschen mögen ihn. Er ist nahbar, auch wenn sein Urberlinerisch an Intensität zu verlieren scheint. Das liegt wahrscheinlich am Nebenjob als Fernsehkommentar. Er hat ja nun nicht mehr nur die Verantwortung für den Eishockeyprofi Felski, den er 20 Jahre als exzellenter Schlittschuhläufer auf dem Eis, mit viel Schnelligkeit und flotten Sprüchen nach den Spielen gelebt hat. Seit drei Jahren arbeitet er auf der Geschäftsstelle, seit Mai 2016 ist er Geschäftsführer Sport der Eisbären Juniors, Stammverein der ausgegliederten Profimannschaft.
Sieben Nachwuchsmannschaften, 230 Kinder und Jugendliche. „Das ist nicht einfach“, sagt er. „Viel Bürojob. Beim ganzen Käse“ sei er im Einsatz. „Bei Dingen, die man sonst nicht so sieht.“ Vorgaben des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) erfüllen, beim Landessportbund ein- und ausgehen, Passangelegenheiten, Busse und Reisen für den Nachwuchs organisieren. Und dazu die Eisbären repräsentieren. Von der Kita bis zur Verabschiedung Berliner Olympioniken oder beim Sechs-Tage-Rennen. „Das muss alles gemacht werden. Aber es macht Spaß.“
42 Jahre alt ist Sven Felski im November geworden, die sieht man ihm nicht an. Der schlanke Mann ist immer noch kernig, der Bartschatten sitzt. „Mein Alltag ist heute etwas unstrukturierter, als er das früher war.“ Damals diktierten ihm Training und Spiele die Woche.
Nebenbei ist er auch noch für den DEB als U17-Nationaltrainer tätig und arbeitet eben seit ein paar Jahren beim Sportfernsehen – bei Spielen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Da hat er nicht immer mit den Eisbären zu tun, sondern ist auch mal bei Bremerhaven gegen Köln im Einsatz. Aber auch das mache Spaß, wobei der Privatmann Felski angesichts des straffen Programms inzwischen etwas zu kurz komme. Aber Sven Felski hat ja schließlich eine Mission. Er will die jungen Spieler an die Profiabteilung der Eisbären heranführen.
"Wir haben langsam ein Kapazitätsproblem und nicht genug Eiszeiten, weil der Zuspruch so groß ist"
Zuletzt habe das bei Spielern wie Jonas Müller und Kai Wissmann sehr gut geklappt, die sind inzwischen Stammspieler bei den Profis. Aber das reiche nicht. „Wir müssen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs integrieren, wir brauchen mehr Qualität für die Zukunft.“ Und dann sagt der Chef des Nachwuchses etwas Erstaunliches. Er schimpfe nicht auf die aktuelle Krise bei den Profis, die sich in der unteren Tabellenhälfte tummeln. „Der Weg, der dieses Jahr gegangen wird, ist für uns gut.“ Unter Trainer Uwe Krupp bekämen die jungen deutschen Spieler endlich ihre Chance. Sportdirektor Stefan Ustorf habe neulich gesagt: „So viel Berlin wie in den Eisbären steckt in keiner anderen Profimannschaft Berlins.“ Felski schüttelt den Kopf. Er weiß nicht, ob das stimmt. Das klingt ihm womöglich zu zufrieden. Von wegen läuft doch alles bei den Eisbären. Aber dazu laufe es insgesamt nicht gut genug im deutschen Nachwuchs. Bei der B-WM ist die U-20-Nationalmannschaft zuletzt nicht aufgestiegen, Nationen wie Dänemark ja „und man glaubt es kaum, Norwegen“ seien inzwischen an den Deutschen vorbeigezogen, sagt Felski.
Die Zukunft des deutschen Eishockeys ist ihm eine Herzensangelegenheit. Sein Name zieht. Wenn die Eishockeykinder im Sportforum Hohenschönhausen den Felle sehen, dann wird ihnen klar, dass sie das auch schaffen können. „Aber Förderung ist alles auch eine Frage der Finanzierung. Ohne unseren Hauptsponsor Gasag würde das nicht laufen, die sind seit 20 Jahren bei uns. Ich glaube, das ist einmalig im Sport. Trotzdem haben wir langsam ein Kapazitätsproblem und nicht genug Eiszeiten, weil der Zuspruch so groß ist“, sagt er. „Aber nicht jeder Eishockeyspieler kann Profi werden. Wenn ein Spieler nicht so talentiert sei, „dann soll der aber nicht Fußball spielen gehen, sondern Eishockey bei den Preussen oder bei FASS. Darauf achte ich.“
Der Nachwuchsspieler Felski ist einst bei den Profis hineingewachsen. Ist das auch beim Funktionär Felski denkbar? „Weiß ich nicht“, sagt er. In dem Wissen, dass oben beim DEL-Team auch schon alle Posten dauerhaft besetzt zu sein scheinen, mit anderen Eisbären-Dauerbrennern – Peter John Lee (Geschäftsführer) oder eben Sportdirektor Stefan Ustorf, den „Felle“ auch noch „Usti“ nennt.
Aber die sind sicher weiter weg von der Basis als Sven Felski, dem Berliner Jungen mit Vergangenheit im Arbeiterbezirk Hohenschönhausen. „Was mich an der Arbeit auch fasziniert, ist der soziale Aspekt“, sagt er. Die Kinder würden lernen, sich in einer „Gruppendynamik“ zu behaupten. „Das ist doch der Reiz: Bewegung, und das in seiner sehr anspruchsvollen Sportart.“ Was es allein schon an Koordination erfordere, um gut Schlittschuh laufen zu könne, sagt Sven Felski. „Da braucht es große Disziplin“, sagt der Mann, der bis heute die meisten Strafminuten überhaupt in der DEL gesammelt hat – allerdings auch mit die meisten Spiele gemacht hat.
Sven Felski ist reifer geworden. Und doch locker geblieben. Bei dem „ganzen Käse“, den er jetzt zu bewältigen hat, wohl auch die beste Einstellung.