Keine Party für die Double-Siegerinnen: VfL Wolfsburg: Nur die Männer zählen
Die Double-Siegerinnen des VfL Wolfsburg dürfen nicht feiern, die Männer spielen ja noch Relegation. Wäre das andersrum denkbar? Und warum sehen DFB-Funktionäre Frauen lieber in engen Goldkleidchen und hohen Hacken als auf dem Platz? Ein Kommentar.
Wer das Double holt, der feiert. Der singt die Vereinslieder rauf und runter, lässt Sektkorken knallen und wird vom Bürgermeister und jubelnden Fans am Rathaus empfangen. Wer Meisterschaft und Pokal holt, der hat das verdient. Normalerweise. Es sei denn, man ist Spielerin einer Frauenmannschaft und kommt dieser Tage blöderweise ausgerechnet aus Wolfsburg. „Eigentlich ist es schon gute Tradition, dass die Wölfinnen nach dem Pflichtspiel von Oberbürgermeister Klaus Mohrs im Rathaus empfangen werden und anschließend mit den VfL-Fans die errungenen Titel und die erfolgreiche Saison feiern“, ließ sich VfL-Geschäftsführer Tim Schumacher in einer Mitteilung des Vereins zitieren.
Doch auf eigentlich folgt immer ein aber – und das lautete so: „Allerdings fokussiert sich der gesamte VfL dieser Tage natürlich komplett auf die Relegation.“ Die Relegation. Natürlich. Wenn die Männer versagen, bleibt die Party für die Frauen aus. Als Verein muss man eben zusammenstehen. In guten wie in schlechten Zeiten: Alle für die Männer. So ist das eben. Andersrum wäre das ja schließlich genauso. Oder? Natürlich ist dieser Gedankengang völlig hypothetisch, ein Wolfsburger Männer-Double ist derzeit so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Und dennoch: Es wäre unvorstellbar, dass die Männer für die Frauen auf ihre Feier verzichten würden.
Klar kann man den VfL jetzt für das geschlechterorientierte Partyverbot verurteilen. Sollte man auch. Aber vielleicht liegt das Problem nicht allein beim Klub, vielleicht fängt es schon ganz woanders an. Kaum ein Scheinwerfer war am Samstag auf die Wolfsburger Frauen gerichtet, die den SC Sand in einem spannenden Finale besiegten und damit ihr Double perfekt machen. Statt auf verschwitzte Trikots in Köln blickten die DFB-Funktionäre lieber auf die engen Goldkleidchen und hohen Hacken in Berlin, auf Katarina Witt und Helene Fischer, die als zuckriges Sahnehäubchen das Finale der Männer versüßen sollten. In solchen Momenten fängt die Prioritätensetzung schon an. Willkommen im Jahr 2017.