4:1 gegen den FC Bayern München: VfL Wolfsburg: Ein ernsthafter Herausforderer
Der VfL Wolfsburg fegt den FC Bayern München zum Rückrundenauftakt der Bundesliga mit 4:1 aus dem Stadion und unterstreicht die eigenen Ambitionen.
Der FC Bayern München ist doch zu schlagen und Trauer muss nicht immer getragen und tränenerstickt daherkommen. Um diese Erkenntnisse machte sich der VfL Wolfsburg zum Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga verdient. 4:1 (2:0) siegte der VfL über den Souverän aus München und machte damit aus dem Gedenkspiel zu Ehren des bei einem Autounfall verstorbenen Profis Junior Malanda eine Party, wie sie die Wolfsburger Arena selten erlebt hat.
Je zwei Tore von Bas Dost und dem überragenden Kevin de Bruyne – das ist eine kleine Kulturrevolution. So viel hatte der Deutsche Meister in allen 17 Vorrundenspielen zusammen hinnehmen müssen. Spätestens nach dieser ersten Saisonniederlage müssen die Münchner den VfL Wolfsburg als ernsthaften Herausforderer akzeptieren, zumindest auf längere Sicht. Und dieser Herausforderer wird noch stärker. Der vom FC Chelsea akquirierte André Schürrle fehlte am Freitag gegen die Bayern noch, weil die Verhandlungen wohl erst in den nächsten Tagen zu Ende gebracht werden.
Es war das erste Spiel ohne den nach Hamburg abgewanderten Ivica Olic, vor allem aber ohne Junior Malanda. Im Fanblock entrollten sie ein riesiges Banner mit dem Konterfei des Belgiers und schwenkten grün-weiß-goldenes Lametta. Es war ein Zwischending aus Trauer- und Schweigeminute, aus gespenstischer Stille und trotzigem Bekunden zum Weitermachen, „es geht ja auch nicht anders“, sprach der Wolfsburger Geschäftsführer Klaus Allofs.
Und interessanterweise hatten seine Spieler sehr viel weniger Probleme, auf Normalität umzuschalten. Jedenfalls da unten auf dem Rasen, wo die Wolfsburger von Anfang an sehr viel präsenter waren als die Bayern. Ein erstes Resultat dieser Wolfsburger Trauerverarbeitung war schon nach nicht einmal vier Minuten zu bestaunen. Daniel Caligiuris großartiger Pass auf der rechten Seite fand im Bogen seinen Weg zu Kevin de Bruyne, der sofort weiterleitete auf Bas Dost. Der Niederländer tat, was ein guter Stürmer machen muss. Er schoss sofort und platziert, so dass auch der anerkannt beste Torhüter der Welt nichts machen konnte. Manuel Neuer fuhr vergeblich das Bein aus und konnte dem Ball nur hinterherschauen.
VfL Wolfsburg: Geradlinig und unbekümmert, mit hoher Laufbereitschaft und wenig Fehlern
So pietätlos es auch klingt: Nichts Besseres hätte dem Spiel passieren können, als dass es sich mit eigener Kraft befreite von aller Schwermütigkeit, die seit Wochen über Wolfsburg und der Bundesliga lag. Jetzt ging es nur noch um Fußball, und genau dass wäre ja im Sinne des lebenslustigen Malanda gewesen, haben sie in Wolfsburg immer wieder betont. Genauso spielte der VfL auch: Geradlinig und beinahe unbekümmert, mit hoher Laufbereitschaft und wenig Fehlern. Kurz vor der Pause vergab Dost erst überhastet das 2:0 und holte das Versäumte dann in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nach, mit einem Volleyschuss von der Strafraumgrenze. Neuer schaute traurig hinterher.
FC Bayern München: Viel Ballbesitz, wenige Torchancen, Ratlosigkeit
Die Bayern hatten zwar wie gewohnt viel Ballbesitz, nutzten diesen aber kaum einmal zu gefährlichen Momenten. Xabi Alonso fand nicht zu seiner gewohnten Dominanz, und die sonst so gefürchtete Offensive erspielte eine Halbzeit lang nur drei Mini-Chancen durch David Alaba, Bastian Schweinsteiger und Juan Bernat. Alle Münchner Ratlosigkeit entlud sich in Xabi Alonsos übermotiviertem Rempler gegen Maximilian Arnold, die eine selten erlebte Rudelbildung beider Mannschaften im Mittelkreis zur Folge hatte.
Als dann kurz nach der Pause der überragende de Bruyne einen von Arnold inszenierten Konter zum 3:0 verwertete, sah es nach einem Debakel für die Bayern aus. Bernat aber nutzte einen der wenigen Wolfsburger Abwehrfehler, begangen von Naldo, zum direkten Gegenschlag. Doch auch dieses 1:3 befreite die Münchner nur langsam aus ihrer Lethargie. Es sprang nicht viel mehr dabei heraus als ein Freistoß von Arjen Robben, bestens pariert von Diego Benaglio. Wolfsburg aber hatte noch etwas im Angebot, und was war das für ein Tor zum finalen 4:1. Abermals erzielt nach einem Konter von De Bruyne, der im Spiel eins gegen eins verwirrende Haken gegen Dante schlug und den Ball mit Präzision und Wucht unter die Latte drosch.
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