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Auf ihn hören sie. Der 33 Jahre alte Bosnier Vedad Ibisevic ist seit der vergangenen Saison Kapitän bei Hertha BSC und mit Abstand der erfolgreichste Torschütze der Berliner.
©  Robert Michael/AFP

Hertha BSC vor Pokalspiel in Rostock: Vedad Ibisevic: Der Mann ohne Alter

In dieser Saison wird es bei Hertha BSC wieder einmal auf Kapitän Vedad Ibisevic ankommen. Auch heute im DFB-Pokal beim FC Hansa Rostock.

Die Frisur wäre auch im Sommer 2017 auf jedem Militär-Stützpunkt salonfähig. Vedad Ibisevic trägt eine moderne Version dessen, was Techno-Jünger in den 90ern unter dem Begriff „Insel“ verbuchten: oben ein bisschen länger, kleiner Übergang und – ganz wichtig – an den Seiten extrem kurz geschnitten. Obwohl sich Ibisevic das Haupthaar auf wenige Millimeter hat stutzen lassen, schimmern mittlerweile aber auch bei ihm die Zeichen der Zeit durch, in Form grauer Haare. „Ich werde nicht jünger“, sagt er, „da muss ich mir nichts vormachen.“ Wer dem Kapitän von Hertha BSC so zuhört, während er über das Älter-werden redet, merkt allerdings schnell: ein sensibles Thema ist das für ihn nicht unbedingt. Ibisevic ist da eher pragmatisch veranlagt. „Ich habe immer darauf geachtet, so professionell wie möglich zu leben“, sagt der 33-Jährige.

In der neuen Saison, die für Hertha BSC am Montagabend (20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) mit dem Pokalspiel bei Hansa Rostock beginnt, wird das zwingend nötig sein. So gesichert wie die Erkenntnis ist, dass Ibisevic nicht jünger wird, so klar ist auch: eine Belastung wie in den nächsten Wochen und Monaten, mit all den Bundesliga-, Pokal- und Europapokalspielen, ist neu für den Berliner Fußball-Bundesligisten. Umso wichtiger ist es für Trainer Pal Dardai, erprobte Profis wie Ibisevic in seinem Kader zu wissen, die bereits auf internationaler Ebene Erfahrungen gesammelt haben, die Unwägbarkeiten einer langen Saison einschätzen und auch mal persönliche Belange hinten anstellen können. „Ich bin nun mal der älteste Spieler im Team, da gehört es auch dazu, sich manchmal im Sinne der Mannschaft auf die Bank zu setzen“, sagt Ibisevic, „wenn wir so weitermachen wie in den letzten Jahren, habe ich damit kein Problem.“

Ibisevic-Alternative Davie Selke fällt im Moment verletzt aus

In Rostock wird der bosnische Nationalspieler in der Startelf stehen, alles andere wäre eine große Überraschung – nicht zuletzt, weil Hertha im Sturmzentrum kaum Optionen besitzt. Für die Zeit nach dem Sturmduo Vedad Ibisevic/Salomon Kalou und natürlich für den internen Konkurrenzkampf hat der Verein in diesem Sommer zwar eine junge Alternative verpflichtet, allerdings fällt Davie Selke im Moment wegen einer Verletzung auf unbestimmte Zeit aus. „Durch jeden Spieler, der uns fehlt, verschiebt sich die Dynamik innerhalb des Teams“, sagt Ibisevic. Dabei sollten die Sommermonate eigentlich dazu dienen, dass sich die beiden Stürmer kennenlernen und einspielen. Faktisch standen Ibisevic und Selke aber nur 25 Minuten gemeinsam in einem Testspiel auf dem Feld.

Obwohl der prominenteste Zugang ausfällt und die Belastung auf absehbare Zeit hoch sein wird, geht Ibisevic optimistisch in die neue Spielzeit. „Wir haben die Qualität, eine gute Saison zu spielen, aber dafür müssen wir alle noch mehr Gas geben als zuletzt“, sagt der Kapitän, „jedem muss klar sein: Auf uns wartet eine knallharte Saison.“ Das fängt schon in der ersten Pokalrunde an. Herthas Trainer Pal Dardai sagt zwar: „Meinem Gefühl nach war das bisher die beste Vorbereitung. Das müssen wir jetzt am Montag in Rostock beweisen.“ Andererseits verweist er ausdrücklich darauf, dass es sich bei Hansa um einen durchaus ambitionierten Drittligisten handelt, der bereits einige Pflichtspiele absolviert hat. „Unser Ziel ist es, nach dem Spiel am Montag immer noch im Lostopf zu sein“, sagt Manager Michael Preetz.

Im Idealfall soll der Weg für die Berliner endlich mal wieder zum Finale nach Berlin führen – so hat es Dardai immer wieder gesagt. Zuletzt hat sich Hertha diesem über Jahre als utopisch betrachteten Ziel mit einem Halb- respektive Viertelfinaleinzug angenähert, in beiden Fällen war gegen Borussia Dortmund Endstation. Um wieder ähnlich weit zu kommen, brauchen sie bei Hertha BSC einen Ibisevic in guter Form. In der abgelaufenen Saison erzielte der Kapitän zwölf Treffer – und damit mehr als jeder andere aus dem Berliner Kader. So viel zum Thema Alterserscheinungen und graue Haare.

Christoph Dach

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