Jamaikanischer Sprintstar: Usain Bolt sucht den Kick
Der jamaikanische Sprintstar hat angeblich bei einem Fußballverein unterzeichnet, Fans und Medien spekulieren weltweit. Was sagt Reiner Calmund dazu?
Wie man die ganz große Show in zehn Sekunden packt, weiß wohl niemand besser als Usain Bolt. Sekunden reichten dem Jamaikaner für acht Olympiasiege, elf Weltmeisterschaftstitel und weltweitem Ruhm bis er im vergangenen Jahr zurücktrat. Nun hat Bolt wieder Sportfans auf der ganzen Welt in weniger als zehn Sekunden in Ekstase versetzt. In einem kurzen Videoclip, den er über Facebook, Twitter und Instagram teilte, kündigte der 31-Jährige an, seine Spikes künftig gegen Fußballschuhe zu tauschen.
„Ich habe gerade bei einer Fußball-Mannschaft unterschrieben“, sagte Bolt, verriet aber nicht für welchen Verein er künftig auflaufen will. Dieses Geheimnis will er am Dienstag lüften. Tausendfach wurde die kurze Botschaft in den sozialen Netzwerken am Montag geteilt und diskutiert. Weltweit berichteten Medien über Usain Bolt – den Meister der Inszenierung.
ManU, BVB oder Mamelodi?
Dass der schnellste Mann der Welt fußballverrückt ist, ist bekannt. Seinen Lieblingsverein Manchester United besucht er schon mal im Stadion, beim südafrikanischen Erstligisten Mamelodi Sundows FC absolvierte er unlängst sogar ein Probetraining. Ein Engagement in Südafrika? Wohl eher nicht. Bereits vor einem Jahr hatte Bolt einer britischen Zeitung von seinen Fußball-Plänen berichtet, damals allerdings mit klaren Vorstellungen: „Ich möchte spielen, aber es muss in einer Top-Liga sein. Ich bin nicht zufrieden, durchschnittlich zu sein.“
Viele Fans spekulieren derweil mit einem Wechsel nach Dortmund, schließlich hatte Bolt sich dort bereits im vergangenen Jahr ins Gespräch gebracht. Zwar platzte ein geplantes Probetraining, doch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte sein Interesse an Bolt bekundet – vermutlich nicht zuletzt, weil Bolt und der BVB mit Puma den selben Ausrüster haben.
Calmund: "Mit fehlt die Fantasie"
Usain Bolt in der Bundesliga? Reiner Calmund, Fußballexperte und langjähriger Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, kann sich das nicht vorstellen. „Mir fehlt die Fantasie, dass er nochmal goldene Zeiten als Fußballer erlebt“, sagte der 69-Jährige dem Tagesspiegel. Zwar sei Bolt von seiner Athletik und Schnelligkeit ein absolutes Ausnahmetalent, aber im Fußball bräuchte es eben auch Ballbeherrschung, Koordination und taktisches Verständnis.
„Anders als auf der Tartanbahn wird sich ihm da auch mal jemand in den Weg stellen“, prophezeit Calmund, der Bolt als Stürmer oder auf der Außenbahn einsetzen würde. Ähnlich wie David Odonkor, der sich mit seinem Flügel-Sprint gegen Polen bei der Weltmeisterschaft 2006 in die Geschichtsbücher rannte, müsse man Bolt zum Kontern einsetzen. Für die Bundesliga werde es damit aber trotzdem nicht reichen, ist sich Calmund sicher. „Sie werden ihm da nicht den roten Teppich ausrollen.“
Dabei wäre Bolt nicht der erste Jamaikaner in der Bundesliga. 2016 hatte Frankfurt Michael Hector von Chelsea für eine Saison ausgeliehen. Nachdem er sowohl bei seinem Bundesliga-, als auch seinem DFB-Pokal-Debüt des Platzes verwiesen wurde, gelang ihm in der Bundesliga nur ein Treffer. An den erinnert man sich in Berlin aber mit Grauen, schließlich war es das Tor zum 3:3 gegen Hertha in der 92. Minute. Deutlich torgefährlicher ist dagegen Leon Bailey, der für Leverkusen in dieser Saison bereits neun Tore und sieben Vorlagen gemacht hat und Hector bald auf die Insel folgen könnte.
Alles nur eine PR-Nummer?
Anders als Bolt ist Bailey mit 20 Jahren aber noch relativ jung. Ob Bolts Körper dem modernen Profifußball gewachsen ist, muss angezweifelt werden. Schon am Ende seiner Sprint-Karriere kämpfte Bolt mit Verletzungen. Unvergessen, wie er in seinem letzten Rennen bei der Leichtathletik-WM 2017 in London als Schlussläufer der jamaikanischen Staffel sechzig Meter vor dem Ziel zu hüpfen begann und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hinlegte. Gestützt von seinen Teamkollegen überquerte Bolt am Ende die Ziellinie. Ein unperfektes Finale einer perfekten Karriere.
Sollte es jetzt ein Comeback im Fußball geben, dürfte Bolt auch ein Kandidat für die jamaikanische Nationalmannschaft werden. Deren früherer Trainer Winfried Schäfer hatte aber schon 2015 Zweifel an Bolts Fähigkeiten. „Ich habe gehört, er sei kein schlechter Fußballer – aber auch kein wirklich guter", sagte der Deutsche dem Kicker. Jegliche Gedankenspiele seien PR, sagte Schäfer damals. Gilt das auch für das Video? Auflösung am Dienstag.
Felix Hackenbruch