Aufstiegskampf: Union setzt gegen Fürth auf eine neue Taktik
Nach vier Spielen ohne Sieg könnte Unions Trainer Urs Fischer in der Zentrale experimentieren.
Die Fußballspieler des 1. FC Union haben sich in dieser Zweitligasaison einen exzellenten Ruf erarbeitet. Kaum ein gegnerischer Trainer lässt unerwähnt, wie robust und abgeklärt die Berliner spielen, dass sie verdient soweit oben stehen, auf Platz drei nämlich.
Stefan Leitl macht da keine Ausnahme. „Union hat nach Köln und Hamburg mit Sicherheit den besten Kader“, lobhudelt der Trainer der SpVgg Greuther Fürth. Leitls Team, derzeit Tabellenelfter, empfängt die Berliner an diesem Samstag um 13 Uhr (live bei Sky und in unserem Live-Center) und damit eine „Topmannschaft“, wie Leitl betont.
Während Unions Ansehen in der Fremde unverändert hoch ist, sahen die vergangenen Auftritte selten nach denen einer Topmannschaft aus. In Zahlen ausgedrückt, resultierten zwei Pünktchen aus den letzten vier Spielen.
Fünf Spieltage vor dem Saisonende fragen daher nicht wenige Berliner, was zu tun ist, um wieder wie eine Topmannschaft auftreten zu können. Schließlich geht es ja noch um etwas, im besten Fall um den direkten Aufstieg, im schlechteren Fall um Relegationsplatz drei.
Für eine würzige Aufstiegsmischung fehlte den Berlinern zuletzt etwas Pfeffer im Spiel nach vorne. Dabei hat Unions Trainer Urs Fischer schon viele Zutaten ausprobiert, um den Angreifern das Toreschießen etwas schmackhafter zu machen. Nahezu wöchentlich tauschte er die Zubereiter, gerade auf den Außenpositionen. Zuletzt, beim 2:2 gegen Regensburg, durften Marcel Hartel und Suleiman Abdullahi beginnen. Joshua Mees, Akaki Gogia oder Winterneuzugang Carlos Mané wären entsprechende Alternativen.
Im Zentrum, wo Fischer drei Plätze zu vergeben hat, herrscht dagegen meist der gleiche Duft. Grischa Prömel und Manuel Schmiedebach sind gesetzt, Robert Zulj und Felix Kroos die aussichtsreichsten Bewerber für die weitere Note.
Rotiert Schmiedebach raus?
Die Variante mit der Achse Prömel/Schmiedebach hat bislang meist prächtig funktioniert, weil das Duo dem Team ein hohes Maß an Ordnung und Sicherheit gibt. Zuletzt fiel aber vermehrt auf, dass die spielerischen Lösungen etwas zu kurz kamen. Gerade Schmiedebach scheinen ein wenig die Körner zu fehlen.
Gegen Fürth könnte Fischer daher ein neues Rezept vorlegen. Statt des offensiv wenig ideenreichen Schmiedebach könnten Kroos und Zulj im Verbund mit Prömel von Beginn an ihren Brei zugeben. „Es tut uns gut, wenn wir aus dem Mittelfeld spielerisch die Außenspieler einsetzen könnten“, sagt der spielstarke Zulj etwa. Der frühere Fürther kann sich die Variante mit dem ebenfalls spielstarken Kroos gut vorstellen. Es sei klar, dass Kroos „minimal offensiver“ als Schmiedebach sei, ein Umstand, der dem Berliner Spiel guttun könne, meint Zulj. Er sagt aber auch: „Vorstellen kann ich mir vieles, am Ende ist das aber Sache des Trainers.“
Der wiederum erörtert öffentlich äußerst selten bis nie seine personellen Überlegungen. Möglich sei vieles, meint Fischer bloß, der möglicherweise auf den Innenverteidiger Florian Hübner (muskuläre Probleme) verzichten muss. Ersetzen könnten ihn der Ex-Fürther Nicolai Rapp, Michael Parensen oder Marc Torrejon, für den es der erste Saisoneinsatz wäre.
Als unwahrscheinlich gilt, dass Fischer einen zentralen Mittelfeldakteur aufgibt, um einen zweiten Stürmer aufzubieten. Just dies hatte gegen Regensburg in der letzten halben Stunde des Spiels zu einer starken Berliner Drangphase mit vielen Torchancen geführt.
Außerdem trafen sowohl Sebastian Andersson als auch der eingewechselte Sebastian Polter. „Wenn man sieht, wie gefährlich wir waren, glaube ich, dass das durchaus eine Option ist“, sagt Zulj über jene 30 schönen Minuten. Da habe man gesehen, so Zulj, „dass wir Dribblings gesucht haben“, „spielerische Lösungen“, „und nicht immer nur versucht haben, den Sicherheitsball hoch nach vorn zu schlagen“. Das wünscht sich der 27-Jährige nun auch gegen Fürth, am besten über die gesamte Spielzeit.
Was für einen Startelfeinsatz Zuljs anstelle Schmiedebachs spräche, wäre auch dessen stolze Kartensammlung. Neun Gelbe hat er schon gesehen. Eine weitere in Fürth und Schmiedebach wäre für das Spitzenspiel gegen den HSV am darauffolgenden Sonntag gesperrt. Spätestens dann müsste Fischer über eine Änderung in der Zentrale nachdenken. Warum also nicht schon in Fürth die Köche wechseln.