Spektakel zum Play-off-Start: Albas Basketballer siegen gegen Ulm deutlich
Zum Auftakt der Play-off-Runde lässt Alba Berlin den Gästen aus Baden-Württemberg keine Chance. Dabei standen die Vorzeichen nicht gerade gut.
Kenneth Ogbe sprang gefühlt fast unter die Hallendecke, nebenbei stopfte er den Ball von weit oben in den Korb. Es waren nur noch wenige Minuten auf der Uhr, Alba führte mit 25 Punkten Vorsprung. Die Zuschauer in den Alba-Farben gelb und blau schrien laut auf. Alles war gut in der Arena am Ostbahnhof aus Berliner Sicht.
Dabei war das Wetter in der Hauptstadt am Samstagabend im Grunde viel zu schön, um sich dem Hallensport zu widmen. Aber bis auf die wenigen Besucher aus Ulm sollten die insgesamt rund 8100 Zuschauer ihr Kommen nicht bereuen. Die Basketballer von Alba Berlin lieferten zum Auftakt der Play-off-Runde in der Bundesliga ein kleines Spektakel ab. Sie besiegten im ersten Duell in der Serie Best-of-five die Gäste aus Ulm mit 107:78 (29:16, 31:27, 22:22, 25:13).
"Die Woche Pause hat uns hungrig gemacht", sagte Ogbe. "Wir waren einfach bereit heute." Das war in den vergangenen Wochen bei Alba nicht immer der Fall gewesen. Die Mannschaft machte den Eindruck, als würde sie leiden unter zwei verlorenen Pokalfinals in dieser Saison und überhaupt an dem eng getakteten Spielplan.
Auch das Spiel gegen Ulm stand unter schlechten Vorzeichen: Spielmacher Peyton Siva war tags zuvor im Training umgeknickt und hatte sich am Knöchel verletzt. Der US-Amerikaner konnte nicht mitspielen. Seine Teamkollegen schien das nicht zu kümmern. Alba legte furios los. Der für Siva startende Derrick Walton jr. legte ab auf Center Landry Nnoko, der den Ball wuchtig in den Korb stopfte. Somit war das Publikum schon mal auf Betrieb, die Spieler waren es ohnehin. Guard Martin Hermannsson streute wenig später zwei schnelle Dreier ein, Walton traf auch noch aus der Distanz und schon führte Alba 13:4. In der Art ging es in den ersten zehn Minuten weiter. Die Gäste wurden überrannt.
Der Sturm und Drang Alba ebbte im zweiten Viertel ab, aber eben nur ein bisschen. Denn immer wenn die Ulmer punkteten, schafften die Berliner mit spektakulären Punkten sich wie auch das Publikum auf Temperatur zu halten. Beim Stande von 35:21 aus Sicht von Alba etwa drehte sich Ogbe schwindelerregend schnell um seinen Gegenspieler und schloss - obwohl er gefoult wurde - erfolgreich ab. Und hätten bei den Ulmern David Krämer und der athletische Javonte Green nicht dagegengehalten, die Gäste hätten das Spiel schon abschenken können. So aber waren es 17 Punkte Rückstand zur Halbzeit. Im Basketball mehr als machbar.
Die Play-off-Serie zwischen den beiden Mannschaften ist auch deshalb brisant, weil es Gerüchte gibt, dass Albas Co-Trainer Thomas Päch in der kommenden Spielzeit als Trainer nach Ulm wechselt. Der aktuelle Ulmer Coach Thorsten Leibenath wird ab der nächsten Saison Sportdirektor bei den Süddeutschen.
Ulm nutzt die kleine Chance nicht
Leibenath und Päch verfolgten am Samstag jedenfalls gespannt das dritte Viertel. Die Berliner trafen plötzliche ihre Würfe nicht mehr. Die Chance für die Ulmer, doch sie nutzten sie nicht. So waren die ersten Minuten des dritten Viertels ein furchtbares Basketballspiel, weil keine Körbe fielen. Für Momente war es merkwürdig still in der Arena am Ostbahnhof. So konnten die beiden miteinander sympathisierenden Fanlager ihr bekanntes Spielchen spielen. Es geht so: Die Ulmer schreien lauthals "Aaalba" und die Berliner wiederum antworten mit "Uuulmer". Auch wenn spielerisch mal nichts ging in diesem Duell, war die Stimmung ausgelassen.
Das Spiel war spätestens mit dem erfolgreichen Dreier von Niels Giffey zum 85:65 gleich zu Beginn des Schlussviertels entschieden. Albas Trainer Aito Garcia Reneses lehnte zu diesem Zeitpunkt schon recht entspannt an der Bande. Der 72-Jährige hat in zwei Jahren bei Alba schon Großes geleistet, aber ein Titel fehlt ihm noch in Berlin. Es soll vielleicht ja zum Abschluss seiner Berliner Zeit - noch wurden weder Verbleib noch Weggang kommuniziert - gerne der Meistertitel sein. Ein winziger Schritt dahin ist getan, es müssen aber noch viele gemacht werden. Die Berliner hinterließen zum Play-off-Auftakt den Eindruck, als wären sie dazu in der Lage.