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Bild mit Vergangenheitswert: Thomas Häßler als Trainer von Berlin United.
© imago/Matthias Koch

Häßler nicht mehr Trainer: Überraschende Intervention bei Berlin United

Trotz des Aufstiegs in die Berlin-Liga ist Thomas "Icke" Häßler nicht länger Trainer bei Berlin United. Ihn ersetzt der 29-jährige Fabian Gerdts.

Dass der Erfolg dem Fußballtrainer mittlerweile nicht mehr automatisch eine Jobsicherheit garantiert, zeigte sich jüngst an den Beispielen von Dieter Hecking oder Markus Anfang. Ersterer musste Mönchengladbach zum Saisonende verlassen, zum Zeitpunkt der Entscheidung stand die Borussia auf Platz fünf. Anfang wurde beim 1. FC Köln nach dem 31. Spieltag entlassen – die Rheinländer standen auf dem ersten Tabellenplatz.

Auch in den unteren Ligen ist der sportliche Erfolg offenbar nicht mehr der entscheidende Faktor. So verkündete Berlin United am Montag, dass Thomas Häßler nach drei Jahren im Verein zur neuen Saison nicht mehr Cheftrainer der Männer-Mannschaft sein wird. Diese führte der Welt- und Europameister jüngst souverän zum Aufstieg von der Landes- in die Berlin-Liga. Dennoch orientiert sich United um. "Wenn man lange miteinander zu tun hat, sind die Dinge ab einem gewissen Zeitpunkt vielleicht zu eingespielt", sagt Klubpräsident Stefan Teichmann. Zu der Entscheidung sei man intern im Rahmen eines fünfwöchigen Prozesses gekommen. Häßler hätte wohl gerne noch ein Jahr weiter als Trainer gearbeitet. "Aber ich muss tun, was ich für Berlin United am sinnvollsten erachte", sagt Teichmann.

Nur zwei Jahre wolle United in der sechstklassigen Berlin-Liga spielen, am liebsten sogar sofort wieder aufsteigen. Der Verein ist ambitioniert und macht daraus auch keinen Hehl. In den nächsten Wochen werden erste Neuzugänge präsentiert, laut Teichmann sei United mit sechs Spielern im Gespräch, manche von ihnen kommen aus der Regionalliga.

Das Projekt leiten wird nun ein Trainer, der wie ein Gegenentwurf zum erfahrenen Häßler wirkt. Der erst 29 Jahre alte Fabian Gerdts wechselt vom Berliner SC zu United und wird dort Cheftrainer. Gerdts kann trotz seines jungen Alters bereits auf 14 Jahre Trainererfahrung, vornehmlich im Jugendbereich, zurückblicken und besitzt die A-Lizenz, die höchstmögliche Trainerlizenz des deutschen Fußballs. Beim Berliner SC spielte er selbst jahrelang als Abwehrspieler.

Beim Berliner SC hinterließ Gerdts einen guten Eindruck

Teichmann bezeichnet Gerdts als "kleinen Nagelsmann": "Beide sind jung, haben sich im Jugendbereich durchgesetzt und im Männerbereich gestandene Persönlichkeiten verdrängt." Teichmann ist überzeugt davon, dass Gerdts eines Tages über Berlin United hinaus im Profibereich Erfolg haben kann. Das "Auftreten, die taktischen Inhalte und vor allem die Vorbereitung auf den Gegner" seien dessen große Stärken. In der abgelaufenen Spielzeit führte Gerdts den Berliner SC auf den vierten Platz der Berlin-Liga.

Gerdts hinterließ bei seiner bisherigen Mannschaft einen sehr guten Eindruck. Spieler des Berliner SC beschreiben ihn als akribischen Arbeiter, der Leidenschaft vorlebe und diese auch von seinen Spielern einfordere. Gerdts stehe für mutigen Offensivfußball mit einem Fokus auf spielerische Lösungen und habe eine klare Vorstellung davon, wie seine Mannschaft langfristig auftreten soll. Auch menschlich sei er bei den Spielern sehr beliebt gewesen. Der Berliner SC schreibt auf seiner Website von einem "Riesenloch", das durch Gerdts Weggang im Klub entstehe.

Häßler wiederum soll Berlin United nicht komplett verlassen. Vielmehr möchte ihn Teichmann für den Vorstand des Klubs gewinnen, wo Häßler seine Kompetenzen und auch seine Kontakte einbringen und auch die Jugendarbeit des Vereins weiter mitgestalten kann. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. "Er hat aber ein Angebot auf seinem Tisch liegen", sagt Teichmann.

Louis Richter

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