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Ehre, wem Ehre gebührt. Yankees-Legende Derek Jeter beendet seine Baseball-Karriere nach 20 Jahren.
© dpa

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Trauriger Abgang einer Baseball-Legende

Die New York Yankees verpassen wie schon im vergangenen Jahr die Playoffs in der Major League Baseball. Kapitän Derek Jeter bleibt damit ein letzter großer Auftritt in seiner Karriere verwehrt.

So etwas hat Derek Jeter noch nicht erlebt. Seit Mittwochnacht steht fest, dass die New York Yankees die Playoffs in der Major League Baseball (MLB) verpassen werden - zum zweiten Mal nacheinander. Das ist dem ruhmreichen Klub letztmals 1992 und 1993 passiert. Damals hat Derek Jeter noch in den Ausbildungsteams der Yankees gespielt. Als er es 1995 in die MLB schaffte, begann eine Goldene Ära für die New Yorker und Jeter. 1996, 1998, 1999 und 2000 gewannen die Yankees die World Series und ihr Shortstop stieg zum Superstar auf. 14 Mal wurde Jeter ins Allstar-Team gewählt, räumte zahlreiche weitere Auszeichnungen ab und wechselte nie den Klub. So wird man schnell zur Legende, aber Jeter war nicht nur ein guter Baseballspieler, er war auch außerhalb des Feldes vorzeigbar. Größere Skandale leistete er sich nicht, trotz zahlreicher Affären mit weiblichen Stars und Sternchen aus dem Showgeschäft.

Doch nun bleibt Derek Jeter ein würdiger Abgang vom Baseball-Feld verwehrt. Den mittlerweile 40-Jährigen trägt dabei an der Misere der Yankees kaum eine Mitschuld. Er steht dennoch gerade zu typisch für sie. Die vergangene Saison verpasste Jeter aus Verletzungsgründen beinahe komplett. In dieser Saison biss er sich durch und spielte noch einmal solide auf. Doch das Yankees-Team ist zwar teuer und wurde in der vergangenen Offseason auch mit viel Geld verstärkt. Doch die Leistungsträger sind alt und - siehe Jeter - deshalb besonders verletzungsanfällig. 500 Millionen Dollar investierte New York allein in die Neuzugänge Brian McCann, Jacoby Ellsbury, Masahiro Tanaka and Carlos Beltran - keiner von ihnen kam verletzungsfrei durch die Saison. Noch gravierender waren für die Yankees aber die permanenten Ausfälle ihrer Starting Pitcher - ein Problem, das es schon 2013 gab und das jedes noch so teure Baseball-Team auf Dauer kaum kompensieren kann.

Jeter hat mit den Yankees alles gewonnen - zuletzt aber lief es nicht mehr besonders

Derek Jeter nimmt damit ähnlich wie Mariano Rivera im vergangenen Jahr nur noch leise Abschied. Die letzten - bedeutungslosen - Spiele seiner Karriere bestreitet er am Wochenende beim Erzfeind Boston Red Sox. Doch bei aller Rivalität erkennen auch die Fans des Gegners die Leistung von Jeter an. Der darf sich deshalb auf einen rauschenden Empfang im Fenway Park einstellen. Dass die Yankees und Red Sox beide die Play-offs verpassen, hat dann aber doch eher Seltenheitswert. "Es fühlt sich nicht gut an", sagte Jeter nach dem 5:9 am Mittwoch gegen die Baltimore Orioles und fügte hinzu: "Wir sind alle enttäuscht und das sollten wir auch. Denn von uns wird erwartet, dass wir die Playoffs erreichen, aber das haben wir dieses Jahr nicht geschafft." Für Jeter wäre es in seinem 20. Karriere-Jahr die 17. Teilnahme an den entscheidenden Spielen um den Titel gewesen.

Man darf schon einmal gespannt sein, wie das New Yorker Team in der kommenden Saison aussehen wird. Mit Derek Jeter geht die letzte ganz große Ikone des Klubs von Bord. Geld für Neuzugänge wird wahrscheinlich auch in diesem Winter wieder reichlich ausgegeben werden. Doch die Seele des Klubs ist unbezahlbar, das wird auch der größte Sportklub der Welt erkennen müssen. Den New York Yankees bleibt nur die Hoffnung auf eine neue Goldene Ära, einfach kaufen lässt die sich aber nicht.

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