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Mike Napoli erlebt mit den Boston Red Sox in dieser Saison einen rasanten Absturz.
© dpa

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Boston Red Sox: Absturz eines Champions

Im vergangenen Herbst spielte ganz Boston nach dem überraschenden Titelgewinn in der Major League Baseball verrückt. Ein Jahr später ist Tristesse in den Fenway Park eingekehrt. Der Meister ist abgestürzt - aber es gibt zumindest ein bisschen Hoffnung auf Besserung.

Seinen mächtigen Bart trägt Mike Napoli immer noch. Zum Fürchten ist das aber kaum mehr, eher zum Gruseln. Der Spieler der Boston Red Sox feierte im vergangenen Jahr mit seinem Team den Titel in der Major League Baseball. "Fear the Beard" war damals das Motto der Mannschaft. Doch nur zehn Monate später ist alles anders. Die Red Sox können nach der 6:10-Niederlage vom Mittwoch gegen die Baltimore Orioles die Meisterschaft nicht mehr verteidigen. Mit 63 Siegen und 83 Niederlagen liegt Boston in der American League weit abgeschlagen auf dem drittletzten Platz.

Die Gründe für den Absturz des Meisters sind vielfältig. Dabei wurde das Team im Winter in weiten Teilen zusammengehalten. Die Betonung liegt hierbei auf "in weiten Teilen". Denn mit Jacoby Ellsbury ließen die Red Sox ihren Leadoff-Hitter zu den New York Yankees ziehen. Einen adäquaten Ersatz suchte Manager John Farrell die ganze Saison über vergeblich. Bostons Offensive - im Jahr 2013 noch die beste der gesamten Liga - kam so nie richtig in Fahrt. Dazu kamen Verletzungen einiger Schlüsselspieler wie Shane Victorino oder zuletzt Dustin Pedroia und ein Vakuum auf der Catcher-Position.

Schon frühzeitig schenkte Boston die Saison ab

Farrell versuchte früh, junge Spieler ins Team zu integrieren. Doch über den langen Zeitraum einer MLB-Saison konnten weder Xander Bogaerts noch Jackie Bradley Junior oder Mookie Betts konstant überzeugen. So hing gerade in der Offensive fast alles wieder mal von David Ortiz ab. "Big Papi" spielte auch eine ordentliche Saison, bekam aber kaum Unterstützung, weil zum Beispiel bei Mike Napoli eben nur noch der Bart an das Meisterjahr erinnerte.

Schon frühzeitig schenkte Boston die Saison ab, trennte sich dabei sogar von einem Urgestein. Mit Jon Lester wurde Mitte der Saison der beste Pitcher zu den Oakland Athletics abgegeben und wo man schon dabei war, schickte der Klub auch gleich noch fast die komplette restliche Starting Rotation der Vorsaison in die Wüste. John Lackey (St. Louis Cardinals) und Jake Peavy (San Francisco Giants) hoffen wie Lester in Oakland nun mit anderen Teams auf eine Titelverteidigung.

Und doch gibt es auch ein bisschen Hoffnung für die Red Sox Nation, dass es in der kommenden Spielzeit einen ähnlichen Turnaround geben könnte wie nach der Saison 2012. Dort holte Boston am Ende 69 Siege, im Folgejahr dann 97 und die Meisterschaft. Der Grund für den vorsichtigen Optimismus hängt auch mit den Abgängen zusammen. Denn im Tausch für Lester und Lackey kamen unter anderem die potenziell starke Schlagmänner in Yoenis Cespedes und Allan Craig, die noch über 2014 hinaus unter Vertrag stehen.

Kommt Jon Lester im Winter wieder zurück?

Lester hingegen hätte Boston nach der Saison ohnehin verlassen können - er kann aber auch wieder kommen. Darauf begründet sich auch die Hoffnung vieler Fans, dass 2014 ein einmaliger Ausrutscher bleibt. Denn Lester hatte schon bei seinem Wechsel zu verstehen gegeben, dass er sich eine Rückkehr nach Boston im Winter vorstellen könne. Sollte es zu dieser Wiedervereinigung kommen und könnten dazu vielleicht noch ein oder zwei weitere Topwerfer verpflichtet werden, wäre Boston tatsächlich mit einem Schlag wieder gut aufgestellt.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Red Sox das Problem auf der Leadoff-Position bereits gelöst haben könnten. Mit Rusney Castillo wurde vor ein paar Wochen ein Kubaner gleich für sieben Jahre unter Vertrag genommen, der nicht nur Schlagkraft besitzt, sondern auch schnell ist. Setzt der 27-Jährige sich im Team durch, könnte das Line-up an der Spitze der Batting Order mit Castillo, Pedroia, Ortiz, Cespedes, Napoli und Craig tatsächlich wieder zum Fürchten sein. Ob mit oder ohne Bart.

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