Ex-Nationalspielerin Inka Grings: Trainerin sucht Top-Level
Inka Grings war eine der besten Torjägerinnen der Bundesliga und ist Fußballlehrerin. Dennoch trifft sie bei Verantwortlichen von Männer-Teams auf Vorbehalte.
Inka Grings war zuletzt für ein paar Tage beschäftigt. Sie beobachtete im Auftrag der deutschen Fußball-Nationalmannschaft das Team aus Südafrika, einen deutschen Gruppengegner bei der vom 7. Juni bis 7. Juli stattfindenden Weltmeisterschaft in Frankreich. Es war eine Ausnahme, die frühere Nationalspielerin verfolgt ein anderes Ziel: Sie will sich als erste Trainerin im deutschen Männerfußball etablieren. Und zwar ganz oben. Imke Wübbenhorst coacht seit der Rückrunde den BV Cloppenburg in der Oberliga, doch Grings will mittel- bis langfristig vier Klassen höher: in die Bundesliga. „Das ist mein Ziel. Ich weiß aber auch, dass das nicht in ein, zwei Jahren in Deutschland möglich ist“, sagt die 40-Jährige. Der Weg dorthin ist steinig.
Eine erste Station absolvierte Grings, als sie im vergangenen Jahr die B-Junioren von Viktoria Köln trainierte. „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ist ein anderes Tempo und eine andere Einstellung. Die Jungs kriegst du nicht müde“, berichtet Grings. Da die Viktoria-Junioren, mit deren Kaderplanung sie nichts zu tun gehabt hatte, aus der Bundesliga abstiegen, ging Grings im Sommer. Und seitdem befindet sie sich auf der Suche nach dem passenden Job. Sie hospitierte hier und da, zum Beispiel bei Frank Schaefer im Nachwuchsbereich von Fortuna Düsseldorf. „Außerdem habe ich eine Herrenmannschaft in der Oberliga begleitet, den TuS Dinslaken, das war auch ganz interessant“, erzählt Grings.
Den Lehrgang zur Fußballlehrerin schloss sie 2016 erfolgreich ab, in einer Klasse mit den heutigen Bundesliga-Trainern Domenico Tedesco und Julian Nagelsmann. Die Trainer-Kompetenz ist der zweimaligen Europameisterin und dreimaligen Fußballerin des Jahres also bescheinigt, es ist für Grings dennoch nicht einfach, in den oberen Ligen der Männer einen Fuß in die Tür zu bekommen. „Ich habe zwei Berater, die immer mal wieder anfragen“, berichtet sie. „Frank Schaefer in Düsseldorf war super offen. Zwei andere Vereine, die wir angefragt haben, hatten keine offenen Türen.“
Beklagen will sie sich nicht, denn sie erkennt: „Es ist halt unüblich, viele Vereine scheuen sich wohl davor, mutig zu sein.“ Auch Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus habe einige Zeit benötigt, um sich in der Bundesliga durchzusetzen. „Es braucht Zeit und auch einen Eisbrecher, ich glaube daran.“ Grings gibt zu: „Ich merke schon, dass ich nicht ausgelastet bin und hoffe, dass sich zur neuen Saison etwas ergibt. Ich will arbeiten, weiß aber auch, dass ich Geduld haben muss.“
Inka Grings: "Bei den Männern hast du aber noch eine andere Dynamik"
Würde die einstige Torjägerin ein Frauenteam trainieren wollen, würde sie vermutlich deutlich schneller einen anspruchsvollen Job finden. Grings war von 2014 bis 2016 Trainerin des MSV Duisburg und schaffte den Aufstieg in die Erste Liga. Sie bleibt trotzdem bei ihrem Plan. Die Arbeit als Junioren-Trainerin bei Viktoria Köln sei „eine Riesenerfahrung gewesen. Ich habe viel gelernt, aber auch gesehen, dass es egal ist, ob Mann oder Frau. Es geht um den Sport.“
Und was genau reizt sie so sehr im Männerbereich? „Es ist das Toplevel“, sagt Grings. „Du hast einfach eine andere Athletik und ein anderes Tempo.“ Auch Frauen spielten auf einem technisch und taktisch sehr hohen Niveau. „Bei den Männern hast du aber noch eine andere Dynamik, auch von dem, was du aus den Jungs athletisch herausholen kannst. Und das finde ich enorm reizvoll.“
Frauen seien dafür fairer. „Da gibt es keine Theatralik. Was teilweise bei den Männern in der Bundesliga abgeht, dieses Extreme, ist grenzwertig und nervt einfach.“ Die Jungs sollten sich auf ihr Fußballspiel konzentrieren und sich auch aufregen dürfen, findet Grings. „Aber nicht minutenlang.“
Christiane Mitatselis