Hockey-Nationalmannschaft der Männer: Trainer Valentin Altenburg und das Projekt Olympia
Hockey-Bundestrainer Valentin Altenburg ist beim Finale der World League erstmals gefordert.
Große Anpassungsprobleme sind nicht zu erwarten, obwohl die Veränderungen tiefgreifend sind und vor allem im Schweinsgalopp über die Bühne gehen mussten. Vor zwei Wochen kamen die ersten Meldungen auf den Markt, dass Markus Weise sein Amt als Bundestrainer der deutschen Hockey-Männer aufgeben wird, um in leitender Stellung die Akademie des Deutschen Fußball-Bundes mit aufzubauen. Vor einer Woche hat der Deutsche Hockey-Bund (DHB) den bisherigen U-21-Trainer Valentin Altenburg zu Weises Nachfolger ernannt – und nur fünf Tage später ist Altenburg mit seinem neuen Team nach Indien gereist, wo schon morgen mit dem Gruppenspiel gegen Europameister Holland das Finalturnier der World League beginnt. Da trifft es sich gut, dass im Kader der Deutschen sechs der achtzehn Spieler 21 Jahre und jünger sind und damit noch für Altenburgs U 21 spielen könnten. „Er kennt besonders die jungen Spieler im Team hervorragend“, sagt DHB-Sportdirektor Heino Knuf zu den Gründen für Altenburgs Beförderung.
Trotzdem: Nach dem bewährten Muster hätte eigentlich Jamilon Mülders als Bundestrainer von den Frauen zu den Männern wechseln müssen, so wie es 2006 auch Markus Weise getan hat. Mülders aber hat entsprechende Avancen gleich abgewehrt. Er sieht sich bei den Frauen im Wort und befindet sich ebenfalls mitten in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio. Seine Versetzung hätte zwar eine Lücke geschlossen, dafür an anderer Stelle eine neue aufgerissen. Dass nun Altenburg die Männer übernommen hat, nennt Mülders eine „logische Konsequenz“. Sein früherer Co-Trainer besitze „die notwendigen Fähigkeiten für diese Extremsituation“.
Altenburg übernimmt eine Mannschaft, die unter Vorgänger Weise sehr erfolgreich war
Der Kader für das World-League-Finale war bereits vor Altenburgs Amtsantritt nominiert; der 34-Jährige muss eine bestehende Mannschaft übernehmen, die unter Weise große Erfolge (Olympiasieger 2008 und 2012) gefeiert hat. Doch gerade weil das Team so lange auf so hohem Niveau gespielt hat, glaubt Sportdirektor Knuf, dass frischer Wind durchaus gut tue. So ähnlich wurde es offenbar auch in der Mannschaft selbst gesehen. Der Spielerrat war relativ früh darüber informiert, dass sich Markus Weise beruflich umorientieren würde; er war auch in die Suche nach seinem Nachfolger einbezogen. Altenburg soll der Wunschkandidat des Teams gewesen sein – gerade weil er für Veränderungen steht und neue Impulse setzen kann. „Niemand erwartet von ihm, dass er wie ein zweiter Markus Weise die Rolle als Cheftrainer ausfüllt“, sagt Wolfgang Hillmann, der Präsident des Hockey-Bundes. „Er wird seine ganz eigene Art finden, um dieses Team bis Rio optimal zu entwickeln.“
Im DHB wird Altenburg als Projekttrainer geführt. Sein Projekt ist Olympia in Rio und läuft neun Monate. Danach – so zumindest ist der Plan – soll Altenburg in seinen alten Job zurückkehren. In der U 21 stehen nächstes Jahr ebenfalls wichtige Aufgaben an. Ende 2016 findet die WM statt. Die Deutschen sind Titelverteidiger.