DFB holt Hockey-Bundestrainer Markus Weise: Exzellent abgeworben
Markus Weise soll künftig den Fußball-Nachwuchs ausbilden. Der Hockey-Verband ist zu Recht sauer. Die Personalie zeigt, dass der DFB Probleme hat, selbst starke Talente hervorzubringen. Ein Kommentar
Die Verhaltensmuster beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ändern sich nur langsam – und dass nicht nur, wenn es um Geldfragen geht. Als Jürgen Klinsmann 2006 neue Ideen brauchte, suchte er sich mit Bernhard Peters einen Experten aus dem Hockey. Peters war im DFB als Sportdirektor damals aber nicht vermittelbar. Bei seinem Nachfolger Markus Weise ist das anders: Ab dem 1. Dezember wird der aktuelle Hockey-Bundestrainer den Aufbau der neuen DFB-Akademie mitgestalten. Das beweist einerseits, dass der deutsche Fußball bereit ist, sich für externe Experten zu öffnen. Und andererseits, dass es anscheinend immer noch zu wenig interne Experten gibt.
Weise hat bei den vergangenen drei Olympischen Spielen Gold gewonnen – ein Mal mit den deutschen Frauen, zwei Mal mit den Männern. Seine Gabe: Talente zu erkennen und aus Individuen ein perfekt funktionierendes Team zu formen. Oliver Bierhoff hebt den „Exzellenz-Gedanken“ und die „kreativen Ideen“ des Trainers hervor. Bezeichnend ist, dass Weise seinen neuen Job schon jetzt antritt – obwohl das DFB-Zentrum erst 2018 in Betrieb gehen soll. Bierhoff will sichergehen, dass Weise an der Konzeption von Grund auf beteiligt ist.
Für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) bedeutet der Wechsel einen schweren Schlag: Neun Monate vor Olympia 2016 muss er einen neuen Männer-Bundestrainer finden. In der Hockeywelt sorgt das Vorgehen der Fußballer deshalb für Unmut. „Rein zeitlich gesehen ist es schwierig, die Vorbereitung auf Rio läuft seit Mai“, sagte DHB-Präsident Wolfgang Hillmann der „Bild“. „Ich muss ganz eindeutig sagen, dass es bei solch einer Personalie schon ein Zeichen aus dem Präsidium an unser Präsidium geben muss.“ Dass dies nicht geschehen sei, empfinde er als nicht „partnerschaftlich“. Andererseits: Im Gegensatz zum Fußball hat es im DHB zuletzt keine Probleme gegeben, kompetenten und kreativen Nachwuchs hervorzubringen.