Hertha BSC verliert 1:4 gegen Bremen: Trainer Bruno Labbadia vor dem Aus – Pal Dardai soll übernehmen
Auch gegen Werder Bremen setzt sich der Negativlauf von Hertha BSC fort. Für Trainer Bruno Labbadia war es wohl des Schlechten zu viel.
Matheus Cunha blieb erst einmal stehen, wie eingefroren. Kann ich das noch einmal sehen?, sagte sein Blick. Der Brasilianer hatte gerade einen Elfmeter ausgeführt. Dass der Ball an den Händen von Jiri Pavlenka, dem Torhüter von Werder Bremen, gelandet war und nicht im Tor, schien er irgendwie nicht glauben zu können.
„Das passt zu unserer Phase“, sagte Niklas Stark, der Kapitän von Hertha BSC. Wie schon vier Tage zuvor gegen Hoffenheim verschoss seine Mannschaft einen Elfmeter. Viel mehr muss man über Herthas Zustand eigentlich gar nicht wissen: Was schief gehen kann, geht schief. Im zweiten Heimspiel dieser Woche gegen einen Tabellennachbarn kassierte Hertha die zweite Niederlage. 1:4 (1:2) hieß es am Ende für die Berliner, die immer tiefer in die Krise rutschen. Die Diskussionen um Trainer Bruno Labbadia und auch Manager Michael Preetz dürften noch einmal an Schärfe zunehmen.
Als Herthas Trainer nach dem Spiel beim Interview mit Sky stand, wurde er mit der Meldung der „Bild“-Zeitung konfrontiert, dass seine Entlassung angeblich schon beschlossen sei und Pal Dardai erneut als Retter einspringen werde. Dass es so kommt, ist wohl in der Tat zu erwarten, auch wenn Labbadia auf der Pressekonferenz sagte: „Ich habe die Menschen in Berlin so kennengelernt, dass man zu mir kommt, bevor man an die Öffentlichkeit geht“.
Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung vom Sonntagfrüh hat Labbadia sich inzwischen auch schon von der Mannschaft verabschiedet.
Wie er zuvor auf die Nachricht von seiner angeblichen Entlassung vor laufender Kamera reagierte, fast stoisch, das sagt einiges über ihn. Der erfahrene Trainer ist nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Mit seiner Politik der ruhigen Hand hat Labbadia Hertha in der vergangenen Saison erfolgreich stabilisiert. In dieser Spielzeit aber läuft wenig zusammen. Egal, was er versucht.
Gegen Bremen verbannte Labbadia Dodi Lukebakio, eine der teuersten Verpflichtungen der Vereinsgeschichte, aus dem Kader. Es war ein deutliches Signal, dass mangelnde Bereitschaft nicht mehr akzeptiert wird. Hertha braucht Spieler, die sich der Situation stellen und sich wehren. Und das mehr denn je.
Dodi Lukebakio stand nicht einmal im Kader
Die Mannschaft begann gegen Werder tatsächlich forsch und motiviert, aber manchmal ist es zur Übermotivation nur ein kleiner Hüpfer. Nach zehn Minuten versuchte Maximilian Mittelstädt per Grätsche im eigenen Strafraum zu klären, erwischte mit seinem Fuß aber nur den Knöchel des Bremers Romano Schmid. Den obligatorischen Elfmeter verwandelte Davie Selke zum 1:0 für die Bremer.
Schlechter hätte es kaum anfangen können. Aber es dauerte nur zehn Minuten, bis sich Hertha die große Chance zum Ausgleich eröffnete. Cunha wurde von Jean-Manuel Mbom durch eine minimale Berührung im Strafraum zu Fall gebracht. Der Brasilianer wollte die Angelegenheit vom Elfmeterpunkt selbst zu Ende bringen, lief tippelnd an, guckte den Torhüter aus – und scheiterte dann kläglich.
Immerhin entwickelte die Mannschaft diesmal einen ausgeprägten Widerstandsgeist, selbst nachdem Werder nach einer halben Stunde das 2:0 erzielt hatte. Nach der ersten Ecke des Spiels wuchtete Ömer Toprak den Ball per Kopf unter die Latte. Aber Hertha ließ sich davon nicht deprimieren, sondern ergriff in der Folge immer mehr die Initiative, drängte Werder weiter und weiter in die Defensive.
An Eifer mangelte es nicht, und kurz vor der Pause kam sogar fast so etwas wie Glück hinzu. Anstatt mit einem deutlichen Rückstand in die Halbzeit gehen zu müssen, sah das Ergebnis plötzlich gar nicht mehr so schlimm aus. Nach einer präzisen Flanke von Peter Pekarik traf Jhon Cordoba per Kopf zum 1:2.
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Doch die Hoffnung auf die Wende währte nicht lange. Hertha begann die zweite Hälfte zwar mit großem Engagement und hatte durch Cunha und Cordoba zwei frühe Gelegenheiten zum Ausgleich. Nach einer knappen Stunde aber gelang Werder mit dem 3:1 so etwas wie die Vorentscheidung.
Auch die Entstehung dieses Treffers erzählte einiges über die aktuelle Verfassung Herthas. Die Mannschaft macht es ihren Gegnern viel zu einfach. Maximilian Eggestein konnte unbedrängt aus dem Mittelfeld in die Spitze spielen, Mattéo Guendouzi ließ Leonardo Bittencourt in seinem Rücken ziehen, so dass der Bremer den Ball formvollendet aus der Luft annehmen und problemlos abschließen konnte.
Labbadia brachte Piatek und Daishawn Redan und schickte damit alles aufs Feld, was ihm für die Offensive zur Verfügung stand. „Das ist schon beeindruckend, wie sie immer weitergemacht haben“, sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt. Es ging wild hin und her, bis das 4:1 durch einen Weitschuss von Josh Sargent zehn Minuten vor Schluss auch den letzten Funken Hoffnung erstickte. Und beendete wohl auch die kurze Amtszeit von Bruno Labbadia als Trainer von Hertha BSC.