Saisonstart in der Deutschen Eishockey Liga: Tore, Titel, Emotionen – und endlich wieder Auf- und Abstieg
Die Corona-Pandemie wird auch in der neuen DEL-Spielzeit zu erheblichen Einschränkungen führen. Trotzdem ist die Vorfreude auf die neue Saison groß.
Quizfrage, Ende der 2010er Jahre: Was haben die Edmonton Oilers und die Fischtown Pinguins Bremerhaven gemeinsam? Antwort: Beide Teams haben zwei deutsche Spieler im Aufgebot. Zweite Frage: Was unterscheidet beide Mannschaften? Antwort: In Edmonton spielen die beiden Deutschen, in Bremerhaven nicht.
Vor ein paar Jahren noch war die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) immer für einen Witz gut. Denn da kurvten von Bremerhaven bis Iserlohn vor allem Nordamerikaner durch die Liga, viele von ihnen mit deutschem Pass, um so die Ausländerbeschränkung zu umspielen. Doch die Zeiten haben sich geändert, der Anteil an guten Profis aus Ländern außerhalb Kanadas und den USA ist gewachsen und der an talentierten jungen deutschen Spielern sowieso.
So sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke auf die Frage, warum die Liga denn die Zahl der erlaubten Ausländer pro Team vor der Saison nicht weiter reduziert habe: „Die Nationalmannschaft steht in der Weltrangliste auf Platz fünf, wir haben mehr deutsche Spieler in der Liga als jeder andere Profimannschaftssport in Deutschland. Warum fragen sie da nicht mal bei den anderen zuerst nach?“
Lohnt nicht, weil besser als Weltranglistenplatz fünf stehen die anderen größeren Sportarten im Lande nicht, wenn es da überhaupt so eine Liste gibt. Insofern hat die Liga durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient als bisher. Womöglich hilft dabei sogar der DEL-Sponsor, eine Supermarktkette aus dem günstigen Segment, die nun in Berlin sogar auch einen Meisterstore zu Ehren der Eisbären eröffnet und Produkte zum Thema Eishockey im Eisfach anbietet; wobei die „Chicken Crew“-Hühnernuggets in Form von Eishockeyspielern wohl nur etwas für hartgesottene Fans sein dürften.
Man mag es gut oder zu billig finden, dass der Discounter auch im offiziellen Liganamen auftaucht – aber von den paar Penny mehr sind sie eben abhängig in den kleineren Sportarten außerhalb des überkandelten Profifußballs, der sich inzwischen auch zum Teil aus Ländern finanzieren lässt, die es mit Demokratie und Menschenrechten nicht so haben. Davon sind die Klubs im Eishockey weit entfernt, natürlich auch weil sie zu klein dafür sind.
Aber es ist nicht so, dass kein Mensch mitbekommen hätte, dass in diesem Jahr schon Eishockey gespielt wurde. Zumindest die Weltmeisterschaft in Lettland im Mai und Juni war schon ein Hingucker, im Sportfernsehen jedenfalls. Was aufgrund des guten Abschneidens der deutschen Nationalmannschaft mit der Halbfinalteilnahme durchaus unterhaltsam war.
Keine Geisterspiele mehr
Vor dieser Veranstaltung hatte es auch eine Saison in der DEL gegeben. Es war die etwas andere Spielzeit hinter verschlossenen Türen, die Eisbären Berlin gewannen die erste und hoffentlich auch einzige Geisterspielsaison in der Geschichte der Liga. Denn ein so emotionaler Sport wie Eishockey lebt eben auch von den Emotionen auf den Tribünen und von dem Geld, das sich mit den Zuschauern verdienen lässt.
Es ist daher schon ein kleines Wunder, dass sich die Liga mit allen 14 Klubs durch die Saison wurschteln konnte. Im Vergleich zur letzten vollständigen Spielzeit vor Zuschauern vor zwei Jahren – 2019/2020 wurde die Saison wegen der beginnenden Coronakrise vor den Play-offs abgebrochen – sank der Gesamtumsatz der Liga von 130 Millionen Euro auf 84 Millionen in der Saison 2020/2021, also um mehr als ein Drittel.
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„Jetzt muss es wieder aufwärts gehen“, sagt Tripcke. Aber das wird angesichts der Situation, die im Eishockey je nach Bundesländern verschieden eben keine vollen Zuschauerkapazitäten erlaubt, schwer. Zum Saisonstart am Donnerstag beim Spiel der Eisbären gegen RB München (19.30, Magentasport) dürfen 6450 Zuschauer in die 14200 Besucher fassende Arena von Berlin. Damit können die Eisbären quasi nur das Stammpersonal hineinlassen, was nicht nur ein finanzielles Problem nach sich zieht – denn Profisport profitiert in der Breitenwirkung auch vom Eventpublikum, dass mal vorbeischaut.
Modifiziertes Regelwerk
Ganz so einfach wird die Saison aber auch für die geschulte Stammkundschaft nicht: Das Regelwerk wurde modifiziert – was den Strafenkatalog angeht und damit an internationale und vor allem nordamerikanische Standards angepasst. Das wird am Anfang womöglich für Irritation sorgen, besonders auf den Rängen.
Mit den Bietigheim Steelers gibt es in dieser Saison nach vielen Jahren in einem geschlossenen Kreis sogar ein neues Team, was bei der krummen Zahl von 15 Mannschaften allerdings eine Verkürzung der Play-offs auf nach dem Modus „Best of five“ gespielte Serien nach sich zieht. Dazu soll es wieder den Auf- und Abstieg geben. Wobei das eine Mogelpackung werden kann: In der DEL2 erfüllen nur die Frankfurt Lions die strukturellen Voraussetzungen für einen Aufstieg.
Wenn die Hessen also nicht Zweitligameister werden sollten, bleibt wohl alles beim Alten. Für die etablierten Klubs sowieso. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Adler Mannheim, München oder die Eisbären um den Klassenerhalt spielen – sondern um den Meistertitel.