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Eigentlich hatte Zeitfahrspezialist Tony Martin ein Zeichen setzen wollen.
© dpa

Tour de France: Tony Martin: Dämpfer für Olympia

Bei der Tour de France enttäuscht Tony Martin im Zeitfahren – dabei will er in Rio Gold gewinnen. Im Gesamt-Klassement führt weiter der Brite Chris Froome.

Die Enttäuschung war Tony Martin ins Gesicht geschrieben. „Ich wollte heute um den Sieg mitkämpfen. Aber die Kraft hat einfach nicht gereicht“, sagte der Radprofi nach dem Zeitfahren nach La Caverne du Pont-d’Arc, der 13. Etappe der diesjährigen Tour de France. Für tiefere Analysen war es für ihn so kurz nach dem Rennen noch zu früh. Eigentlich hatte Martin am Freitag das Einzelzeitfahren nicht nur gewinnen, sondern auch ein Zeichen in Richtung Rio setzen wollen. Beides misslang deutlich. Der Tagessieg ging an den Niederländer Tom Dumoulin, Martin wurde Neunter, im Gesamt-Klassement führt weiter der Brite Chris Froome.

Besonders auf dem Anstieg während des Zeitfahrens war Martin klar in Rückstand geraten – der Zeitverlust am Berg ist ein harter Schlag für den 31-Jährigen. Denn auf Anstiege hin hat er in diesem Jahr ganz besonders trainiert. Auslöser war der olympische Zeitfahrkurs. Vier Jahre hatte Martin darauf hingearbeitet, die – für ihn damals enttäuschende – Silbermedaille von London zu vergolden. Er hatte sich weiter aufs Zeitfahrtraining konzentriert und alle Vorschläge, sich zu einem Mann für Eintagesrennen und kleinere Rundfahrten zu entwickeln, verschoben. Dann kam der Schock beim Besichtigungstermin in Rio. „Ich war negativ überrascht, wie schwer der Kurs ist. Der ist ja nicht für Zeitfahrer, sondern eher für die besten Bergfahrer, die auch Zeitfahren können“, meinte er noch im Frühjahr und nahm sich selbst eindeutig aus dem Kampf um Gold heraus.

Martins Leistung gibt wenig Anlass zu großen Olympia-Hoffnungen

Aufgeben wollte er aber nicht. Wenn der Kurs in Rio Anstiege hat, dann muss der, der dort gewinnen will, eben ausprobieren, wie er besser über die Berge kommt. Also nahmen die Klettereinlagen in Martins Training zu. Er verlor auch einiges an Gewicht, was in den Bergen ebenfalls hilfreich ist. Wie gut das veränderte Training anschlug, merkte er bei den Pyrenäenetappen der Tour. Am Tourmalet, dem 2115m hohen Giganten der Pyrenäen, bildete er gemeinsam mit dem früheren Gesamtdritten der Tour, Thibaut Pinot, und dem einstigen Bergkönig Rafal Majka sogar eine Ausreißergruppe. Das Trio hielt zwar nicht bis zum Etappenende durch und wurde nach zwei von insgesamt vier Bergen des Tages wieder eingefangen. Aber die Signale, die Martins Körper gab, waren gut.

„Ich fühle mich jetzt generell gut am Berg, körperlich wie mental. Das hängt sicher auch mit dem geringeren Körpergewicht zusammen“, erzählte er nach dieser Erfahrung. Er fühle sich sogar in einer „neuen Dimension“ am Berg, sagte er dem Tagesspiegel. Von der neu gewonnenen Kraft am Berg setzte Martin am Donnerstag am Mont Ventoux allerdings ein bisschen zu viel ein. „Ich habe gestern im Wind am Mont Ventoux viel Kraft gelassen. Das hat sich vielleicht auch heute ausgewirkt“, meinte er nach dem gestrigen Zeitfahren. Hinzu kam, dass zu der Zeit, als er den Anstieg beim Zeitfahren bewältigte, der Gegenwind stärker wurde. Weil der nach ihm gestartete Niederländer Tom Dumoulin ihm bei ähnlichen Bedingungen aber insgesamt 2:05 Minuten abnahm, gibt Martins Leistung auch nach Eliminierung des Wind-Faktors wenig Anlass zu großen Olympia-Hoffnungen.

Tony Martin ist in den Bergen stärker geworden. Das optimale Setting für schwere Zeitfahr-Rennen hat er aber noch nicht gefunden. Für Olympia wird die Zeit knapp, zumal Konkurrenten wie Dumoulin und der Australier Rohan Dennis exzellent in Schuss wirken. Nicht zu vergessen ein gewisser Chris Froome.

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