Neuer Eishockey-Nationaltrainer: Toni wer?
Der Deutsche Eishockey-Bund zerlegt den Nachhall seines größten Erfolges im Rekordtempo - oder vielleicht doch nicht? Ein Kommentar.
Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) scheinen sie sich alle Mühe zu geben, alle Chancen zu verspielen, die ihnen die Nationalmannschaft mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille eröffnet hat. Nach den Winterspielen trat zunächst ein Drittel des gerade erst populär gewordenen Teams zurück. Der Verband hielt keinen Spieler davon ab, sondern bejubelte den Abgang der Helden – woraufhin die WM im Mai mit geschwächter Nationalmannschaft schon vor dem Viertelfinale endete.
Kurz nach Saisonbeginn konnte der DEB den Bundestrainer dann nicht halten, Marco Sturm wurde Co-Trainer in Los Angeles. Der Verband tappte schließlich zuletzt bei der Ehrung zur „Mannschaft des Jahres“ in die Falle, den Olympia-Erfolg zur Eintagsfliege zu erklären. Heißt: Nun geht es wieder abwärts mit dem deutschen Eishockey. Und so passt die am Donnerstag stattfindende Inthronisierung eines Drittliga-Trainers vom SC Riessersee als Sturm-Nachfolger ins Kaputtmach-Konzept. Ein Verband zerlegt den Nachhall seines größten Erfolges im Rekordtempo. Zumal einer der Väter des Erfolges, DEB-Präsident Franz Reindl, bald wohl geht, um Weltverbandspräsident zu werden.
Eine tragisch komische Geschichte
Das ist eine tragisch komische Geschichte, aber vielleicht stimmt sie auch nicht: Sturm-Nachfolger Toni Söderholm gilt als guter Trainer, er kommt aus dem Stab des erfolgreichsten deutschen Klub RB München und war als finnischer Nationalspieler ein Profi gehobener Kategorie. Er kennt sich aus im internationalen Eishockey, er sollte damit klar kommen, wenn der Gegner nicht Deggendorfer EC sondern Schweden heißt. Er hat dann ja auch andere Spieler als in Garmisch beim SC Riessersee: Aber genau da könnte das Problem sein. Taktik ist eine Sache, Spieler verstehen eine andere: Die Nationalmannschaft hat bei ihren erfolgreichen Auftritten vor allem durch die oft zitierten Tugenden wie Kampfgeist und Zusammenhalt funktioniert. Wer als Muttersprachler und im deutschen Eishockey ausgebildet wurde und mit ihnen auf einer Welle funkt, ist als Trainer im Vorteil. Die erfolgreichsten Bundestrainer hießen in den jüngsten 50 Jahren Xaver Unsinn, Hans Zach, Uwe Krupp und Marco Sturm. Ein ausländischer Coach war nicht darunter.
Aber: Ein Finne war noch nie Bundestrainer, vielleicht ist Toni Söderholm dann doch ein Glücksgriff eines Verbandes, der gerne mal danebengreift.