Basketball-Bundesliga: Thüringer Allerlei zwischen Gotha und Erfurt
Alba Berlins nächster Gegner ist gerade aufgestiegen und will Basketball in Thüringen groß machen. Doch der Umzug in die Hauptstadt Erfurt gefällt nicht allen Fans.
Wie soll man den Verein denn nun nennen, dessen Name sich nur aus der im Basketball obligatorischen englischsprachigen Eigenbezeichnung und dem Hauptsponsor zusammensetzt, den Herkunftsort aber nicht verrät? „Der Name ist schon bewusst so gewählt“, sagt Wolfgang Heyder, Sportlicher Leiter bei den Oettinger Rockets, die im vergangenen Jahr für ihre Heimspiele aus Gotha nach Erfurt umgezogen sind und am Samstag in der Arena am Ostbahnhof (18 Uhr/live bei Telekom Sport) auf Alba Berlin treffen. „Wir sind ein Verein der Regionen. Wir wollen die gesamte Gegend um Süd- und Westthüringen mitnehmen.“
Keine 20 Jahre liegt die Gründung des Vereins Basketball in Gotha, kurz BiG, zurück. 1998 startete der Klub in der Bezirksliga, in dieser Spielzeit treten die Thüringer als Aufsteiger erstmals in der Basketball-Bundesliga (BBL) an. Der Verein ist also rasch gewachsen und hat sich professionalisiert. Dass die Heimspiele seit der letzten Saison nun in Erfurt ausgetragen werden, ist Teil des Wachstumsprozesses.
„Wir brauchen den Wirtschaftsraum Erfurt“, sagt Heyder. „Der Basketball ist zwar in Gotha erwachsen, aber dort ist der Rahmen eben begrenzt.“ Gotha ist immer noch der Vereinssitz; hier liegen die Wurzeln des Klubs, wenn es etwa um die Jugendarbeit oder das Farmteam geht. Doch auf Dauer führt der Weg wohl ins etwa 25 Kilometer entfernte Erfurt.
Es könnte einfacher sein
Das gefällt nicht allen Fans. „Wir wollen Gotha mitnehmen. Aber viele haben den Wechsel nicht eingesehen“, sagt Heyder. Er schätzt, dass sich seit dem Umzug etwa 500 Fans vom Verein abgewendet haben, und ergänzt: „Ich hätte mir gewisse Dinge schon einfacher vorgestellt.“
Es gehe nun darum, „Basketball in Erfurt zu platzieren. Erfurt ist im Basketball bisher eine No-Name-Stadt.“ Wichtig hierfür seien etwa Kooperationen im Jugendbereich. „Wir haben uns inzwischen auch eine gute Community erarbeitet“, sagt Heyder; etwa 1400 Fans pro Heimspiel kämen auch aus Erfurt, aber: „Das geht nicht von heute auf morgen.“
Wenn es um regionale Vernetzung im Basketball geht, hat Heyder jedenfalls Erfahrung. Als Geschäftsführer formte er Bamberg zum Topteam der Liga und schuf dabei Kooperationen zwischen den fränkischen Vereinen. Auch bei den Rockets will er solche Potenziale nutzen; mit seinem Team, Jena und dem Mitteldeutschen BC befinden sich erstmals drei ostdeutsche Vereine in der BBL. Gerade mit Blick auf Jena sagt Heyder: „Das wird auf Dauer nur funktionieren, wenn man zusammenarbeitet.“ So wurde etwa bereits über gemeinsame Jugendteams nachgedacht: „Es gibt schließlich keine Rivalität bis aufs Messer. Wir sind ja nicht beim Fußball.“
Leonard Brandbeck