Basketball-Bundesliga: Ein Produkt mit kleinen Fehlern
Die Basketball-Bundesliga hat große Pläne. Doch realisierbar sind diese nur sehr schwer. Zudem droht Langeweile an der Spitze.
Am Dienstagmittag schlichen viele Anzugträger über die Flure eines Hotels nahe dem Potsdamer Platz. Ihre Schuhe waren gewienert und sie unterhielten sich über Investments und Sponsoren. In einem Konferenzraum wurde ein Video auf eine große Leinwand projiziert. Es zeigte den Vorstand eines großen Finanzinstituts. Und spätestens jetzt hätte ein ahnungsloser Außenstehender gemerkt, in welche Veranstaltung er da geraten war: Der Banker hatte einen Basketball in der Hand.
In dem Hotel fand das sogenannte Tip-Off-Meeting statt, eine Veranstaltung, bei der sich sämtliche Klubverantwortlichen aller deutschen Basketballbundesligavereine sowie die ranghöchsten Funktionäre der Basketball-Bundesliga zusammenfinden.
Es geht bei dem Tip-off der Anzugträger traditionell darum, zu erzählen, was man in der vergangenen Saison Tolles geleistet hat und natürlich auch darum, was man in der nächsten Saison noch Tolleres leisten will. Und fast schon traditionell übertrumpfen sich die Herrschaften in der Überbringung der guten Nachrichten: Zuschauerzahlen, Umsatzzahlen, generell Reichweite – alles geht demnach im deutschen Basketball nach oben. „Wir haben ein hochwertiges und attraktives Produkt“, sagte im besten Managersprech Ligapräsident Alexander Reil.
Laut Reil geht es dem Basketball hierzulande sogar so gut, dass die Bundesliga sportlich, finanziell und auch bei den Zuschauern bald an der spanischen Liga namens ABC vorbeiziehen und damit in Europa die Nummer eins sein wird. „An unserer Zielsetzung, 2020 die beste Liga in Europa zu haben, halten wir weiter fest“, sagte Reil.
Visionen können sinnvoll sein - aber sie sollten realisierbar sein
Visionen können durchaus sinnvoll sein – wenn sie realisierbar sind. Im Falle des von der Liga postulierten „Ziels 2020“ ist das nicht der Fall. In den wichtigen europäischen Wettbewerben Euroleague und Eurocup hat noch nie ein deutsches Team einen Titel geholt. Es fehlt noch etwas zur Spitze – vor allem aber fehlen den Klubs trotz steigender Zahlen immer noch Zuschauer.
Die wenigsten Vereine bekommen ihre Hallen voll. Die Basketball Löwen Braunschweig etwa haben in ihrer Halle eine Kapazität von 6000 Zuschauern. In der vergangenen Saison besuchten im Durchschnitt aber nur 2500 Zuschauer die Spiele. „Wir haben um uns herum überall Städte, überall Fußball. Deswegen sind wir in einer schwierigen Situation“, sagte Braunschweigs Geschäftsführer Carsten Koch am Dienstag. „Deswegen haben wir nun ein neues Hallen-Set-up“, erklärte er etwas geheimnistuerisch weiter. Auf die Frage, was das konkret bedeute, sagte er schließlich: „Wir haben die Kapazität reduziert.“
Trotz der jährlich präsentierten Zahlen ist die Wahrheit des deutschen Basketballs eben auch: Er muss kämpfen, vor allem in den Gegenden, in denen nicht wie in Bamberg, München und auch in Berlin die potenten, verlässlichen Sponsoren sitzen. Das Fernsehen gibt nicht mehr viel Geld aus für den Basketball.
Die Öffentlich-Rechtlichen etwa verzichteten beinahe komplett auf die Berichterstattung von der am Sonntag zu Ende gegangenen Europameisterschaft, bei der die deutsche Mannschaft erst im Viertelfinale gegen Spanien ausschied. „Das ist unfassbar, für mich fast schon skandalös“, sagte Ligapräsident Reil. „Wir müssen da hinkommen, dass die irgendwann gar nicht mehr anders können, als uns zu zeigen.“
Noch ist das ein frommer Wunsch, mehr noch für die Liga als für die wiedererstarkte Nationalmannschaft. Zumal die Leistungsdichte in den oberen Tabellenregionen vielleicht bald nicht mehr gegeben ist. Bamberg und Bayern München liegen im Umsatz inzwischen weit, weit vor dem Rest der Liga – auch vor Alba Berlin.
„Ich bin mir sicher, dass die nächste Saison nicht weniger spannend wird als die letzte“, sagte Reil und nestelte lässig an seinem Jacket.