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Mit viel Schwung. Der Berliner Theo Reinhardt setzt sich hohe Ziele.
© Carmen Jaspersen/dpa

Berliner Sechstagerennen: Theo Reinhardt und die Sehnsucht nach einem Heimsieg

Theo Reinhardt ist Weltmeister. In Berlin hat er aber noch nie gewonnen. Das soll sich ändern.

Manche Streifen machen schlank, andere Streifen können dagegen schwer auf dem Körper liegen. Das gilt für das gestreifte Regenbogentrikot des amtierenden Bahnrad-Weltmeisters im Zweiermannschaftsfahren natürlich nur symbolisch. Jeder Fahrer will dieses Trikot gewinnen. Es bringt aber auch eine veränderte Erwartungshaltung, einen neuen Druck mit sich. Das spürt derzeit der Berliner Theo Reinhardt, der 2018 mit seinem Partner Roger Kluge den WM-Titel im niederländischen Apeldoorn gewann. Zusammen treten die beiden auch beim Berliner Sechstagerennen an, das die seit ihrem schweren Unfall querschnittsgelähmte Bahnradsportlerin Kristina Vogel mit dem Startschuss am Donnerstagabend im Velodrom eröffnete. Reinhardt betont: „Wir haben dieses Mal natürlich eine Menge Druck. Wir gehen in den Weltmeister-Streifen an den Start. Es erwarten wahrscheinlich einige Leute, dass wir gewinnen.“

Und nach der ersten Nacht sieht es für die beiden schon gut aus. Reinhardt und Kluge führen mit 90 Punkten vor den rundengleichen Mannschaften Marc Hester/Jesper Morkov (Dänemark/83) und Henning Bommel/Kersten Thiele (Berlin/71). Zweimal konnte Reinhardt in seiner Heimat auf Platz drei des Sechstagerennens fahren. Nun soll es endlich mit dem ersten Sieg klappen. Damit würde sich der 28-Jährige einen Kindheitswunsch erfüllen: „Ich bin Berliner, ich bin hier aufgewachsen. Ich saß als kleiner Junge bei diesem Rennen schon auf der Tribüne, habe den Profis zugejubelt und meinen Eltern gesagt, dass ich da auch gerne mal mitfahren würde.“

Bei zwei Rennen warmgefahren

Generell würden die Sechstagerennen aber vor allem auch als Training dienen, sagt er. Reinhardts Hauptaugenmerk liegt auf der Verteidigung des WM-Titels im März im polnischen Pruszkow. Berlin sei aber das erste richtige Ziel in diesem Jahr, nachdem sich Reinhardt bisher bei zwei Sechstagerennen warmfahren konnte: „In Rotterdam lief es noch nicht so gut, in Bremen war das deutlich besser.“ Dort fuhr Reinhardt zusammen mit dem Dänen Marc Hester auf Platz zwei. „Ich bin zwar noch nicht in Top-Form, aber trotzdem schon ganz gut drauf“, sagt Reinhardt und geht optimistisch in sein Heimspiel.

Dass es überhaupt zu diesem kommt, ist nicht selbstverständlich. „Es ist immer schwierig, amtierende Weltmeister für so ein Rennen zu gewinnen. Sie haben mit der Nationalmannschaft ja noch zahlreiche andere Verpflichtungen“, sagt Dieter Stein, der Geschäftsführer des Berliner Sechstagerennens. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass die Veranstalter Theo Reinhardt als eines ihrer Aushängeschilder vermarkten. So bildet der Berliner gemeinsam mit dem Nachwuchsfahrer Sebastian Schmiedel das Trainerteam von Oliver Pocher. Der Comedian fährt während der sechs Tage auch ein paar Bahnen. Dabei schätzt Reinhardt gerade in Berlin den Fokus auf das Sportliche: „In Bremen steht die Party ein wenig mehr im Vordergrund. In Berlin geht es noch mehr um den Sport, was für einen Sportler natürlich gut ist.“

Um dem Druck des Regenbogentrikots zu trotzen, muss er vor allem mit Kluge bestens harmonieren. Das hat ja schon beim WM-Sieg perfekt geklappt. Dementsprechend schätzt Reinhardt seinen Partner: „Er bringt alles mit, was man als Rennfahrer braucht. Einen starken Körper, ein gutes Auge für das Rennen. Er strahlt eine gewisse Ruhe aus, die einem hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir verstehen uns blind“, beschreibt Reinhardt die „sehr gute Arbeitsgemeinschaft“.

Kluge hat schon zweimal gewonnen

Eines hat Roger Kluge ihm aber momentan noch voraus: Siege beim Berliner Sechstagerennen. 2011 und 2013 konnte der 32-Jährige die Veranstaltung im Velodrom bereits gewinnen, Reinhardt will jetzt gemeinsam mit ihm nachziehen. Und so formuliert er das Ziel für das Rennen mit dem Selbstbewusstsein eines Weltmeisters, den das Prestige der bunten Streifen nicht beeindruckt: „Roger und ich wollen hier in Berlin gewinnen, das ist kein Geheimnis. Da müssen wir nicht lange drumherum reden.“

Louis Richter

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