Olympia 2016 in Rio: Tennis: Kerber darf auf eine Medaille hoffen
Mühelos zieht Angelique Kerber ins Halbfinale bei den Olympischen Spielen. Am Freitag kann sie ins Finale einziehen.
Angelique Kerber ballte die Faust, die deutschen Tennisfans feierten sie mit „Angie, Angie“-Sprechhören. Die Kielerin ist nur noch zwei Spiele davon entfernt, ihr traumhaftes Jahr zu krönen. Anfang der Saison hatte sie die Australian Open gewonnen, in Wimbledon hatte sie das Finale erreicht. Nun könnte sie die erste olympische Medaille eines deutschen Tennisspielers seit 16 Jahren erringen. Damals gewann Thomas Haas Silber in Sydney.
Nach dem 6:1, 6:2-Sieg gegen die Britin Johanna Konta steht die 28-Jährige am morgigen Freitag im Halbfinale des olympischen Tennisturniers. Dort trifft die Weltranglistenzweite auf Madison Keys. Die US-Amerikanerin ist die Nummer neun der Welt, sie stand 2015 im Halbfinale der Australian Open.
Kerbers Kollegin Siegemund war zuvor chancenlos
Zuvor war Kerbers Kollegin Laura Siegemund in ihrem Viertelfinale chancenlos gewesen. Die Weltranglisten-32. verlor 1:6, 1:6 gegen die Puertoricanerin Monica Puig, hatte dabei aber auch mit einer Rückenverletzung zu kämpfen. „Es hat bei mir heute nicht so viel geklappt“, sagte die 28-Jährige. „Es war trotzdem ein Riesenerfolg für mich. Ich bin super stolz, weil ich ganz, ganz tolle Matches gespielt habe.”
Für Angelique Kerber ist dagegen eine Medaille zum Greifen nah. Nach dem Aus der Weltranglistenersten Serena Williams ist Angelique Kerber die am höchsten gesetzte Spielerin, die noch in der olympischen Konkurrenz verblieben ist. Nach dem Spiel sagte sie: „Da will ich nicht drüber nachdenken. Ich weiß, was Druck mit mir machen kann.“ Zudem spiele sie nun gegen eine sehr starke Gegnerin im Halbfinale, sagte Angelique Kerber. „Ich muss mich weiter steigern, gerade gegen Madison. Die spielt ein sehr starkes Jahr.“
Bei windigen Verhältnissen auf dem Center Court der Tennisanlage zeigte Kerber von Beginn an, dass sie der Favoritenrolle gewachsen ist. Schon das erste Aufschlagspiel nahm sie der Britin zum 1:0 ab, danach setzte sie Konta weiter unter Druck. Die 25-Jährige, Nummer 13 der Weltrangliste, half der Deutschen aber auch mit vielen unerzwungenen Fehlern. Nach gerade einmal einer halben Stunde hatte Kerber den ersten Satz 6:1 gewonnen.
Den ersten Matchball verwandelte sie nach einer Stunde
Im zweiten Satz verlor Kerber zu Beginn etwas ihre Linie, Konta spielte nun druckvoller und beging weniger Fehler. Doch auch nach dem Verlust ihres Aufschlags behielt die Kielerin die Nerven. Ihr gelang sofort das Rebreak, kurz darauf durchbrach sie Kontas Service ein weiteres Mal. Beim Stand von 4:2 hatte sie noch einmal eine kritische Phase zu überstehen, doch sie wehrte Kontas Breakbälle nervenstark ab. Nach gerade einmal einer Stunde verwandelte sie ihren ersten Matchball. Sie winkte hinauf zu den deutschen Fans, die mit der inzwischen gewohnten „Angie Go for Gold“-Fahne wedelten. Bis zum Gold sind es noch zwei Siege. Es könnte das Jahr der Angelique Kerber werden.
Christian Hönicke