zum Hauptinhalt
Mit etwas Mühe in die zweite Runde: Angelique Kerber gewinnt ihr erstes Einzel-Match.
© AFP

Angelique Kerber steht im Achtelfinale: Steffi Graf glaubt an eine Medaille

Nach ihren Erfolgen in diesem Jahr sind die Erwartungen an Angelique Kerber auch bei Olympia hoch - und so langsam scheint sie ihren Rhythmus gefunden zu haben.

Angelique Kerber war die Erleichterung anzumerken. Sie stieß ein lautes „Come on“ aus, dann ließ sie sich feiern. Auf dem Center Court des olympischen Tennisstadions hatte sie gerade ihren vierten Matchball verwandelt und Eugenie Bouchard 6:4, 6:2 geschlagen. „Ich wusste: Ich darf nicht zu viel darüber nachdenken, was mal war“, sagte die Kielerin nach ihrem Zweitrundensieg gegen die Kanadierin. „Ich habe ja die letzten Male gegen sie verloren.“ Die Kanadierin konnte man mit einigem Recht als Kerbers Angstgegnerin bezeichnen. Drei ihrer vier Partien hatte sie zuvor gegen Bouchard verloren. Doch am Montag auf dem Platz in Rio war von Angst nichts zu spüren. „Ich habe gut gespielt, ich habe den Ball gespürt“, sagte Kerber. „Es war auf jeden Fall besser als gestern.“

Die Weltranglistenzweite schießt sich langsam ein auf Olympia. Das Unternehmen Olympiamedaille war etwas holprig angelaufen. Kerbers Anreise dauerte wegen gestrichener Flüge drei Tage, gegen die Kolumbianerin Mariana Duque-Mariño hatte sie in der ersten Runde mehr Mühe als gedacht, im Doppel war sie am gleichen Abend an der Seite ihrer Freundin Andrea Petkovic ausgeschieden. Gegen ihre Angstgegnerin Bouchard lief es in der zweiten Einzelrunde bedeutend besser. Auch nach einem 1:4-Rückstand im ersten Satz kämpft sie sich zurück und zeigte danach eine starke Leistung. „Ich habe versucht, ruhig und fokussiert zu bleiben“, sagte Kerber. „So eine Revanche gibt Selbstvertrauen für die nächsten Runden.“ Im Achtelfinale trifft sie nun auf die Australierin Samantha Stosur.

Kerbers prominentester Fan

Unterstützung bekommt die 28-Jährige dabei auch von ihrem prominentesten Fan. Die Tennislegende Steffi Graf weilt in Rio. Die inzwischen 47-Jährige hilft Kerber als eine Art Mentorin, sie trainierte in ihrem Wohnort Las Vegas mit ihr, schreibt ihr immer wieder Nachrichten zur Unterstützung. So auch in Rio. „Ich hab ihr kurz getextet, dass ich vor Ort bin“, sagte Graf. Ins Training wolle sie sich nicht einmischen, aber „ich helfe von der Seitenlinie aus. Ich drücke die Daumen.“

Kerber hat schon oft betont, dass Steffi Graf großen Anteil an ihrem Durchbruch hat. „Sie hat meine Zweifel zerstreut“, sagte sie einmal. Vor kurzem erreichte Kerber in Wimbledon das Finale, das sie gegen Serena Williams verlor. „Sie hat ein tolles Jahr hingelegt“, sagte Graf.

Es könnte noch ein bisschen toller werden. 1988 hat Graf bei den Spielen in Seoul Gold geholt. Nun hegt nicht nur sie die Hoffnung, dass Angelique Kerber 28 Jahre später in Rio ähnlich erfolgreich ist. „Natürlich ist sie unsere größte Medaillenhoffnung“, sagte Dirk Hordorff, der Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB).

Vor vier Jahren in London schied Angelique Kerber im Viertelfinale aus, inzwischen ist sie eine Mitfavoritin, viele erwarten ein Finale zwischen ihr und Serena Williams. Angelique Kerber hält sich mit großen Ankündigungen diesbezüglich lieber zurück, die überlässt sie anderen. Zum Beispiel Steffi Graf. „Ich hoffe und bin guter Dinge, dass sie für die deutsche Mannschaft eine Medaille nach Hause bringt“, sagte sie. Das wird sie Angelique Kerber sicher auch persönlich geschrieben haben.

Christian Hönicke

Zur Startseite