Vierschanzentournee: Tande gewinnt Wind-Springen von Innsbruck
Für Markus Eisenbichler ist die Vierschanzentournee vorbei: In Innsbruck wird er nur 29. und büßt alle Chancen in der Gesamtwertung ein. Der Norweger Daniel Andre Tande gewinnt.
Am Bergisel in Innsbruck sind die Skispringer einer extrem lauten Kulisse ausgesetzt. Wenn sie über dem Hang emporschießen und in den Kessel hineinfliegen, erzeugen die 20 000 Zuschauer einen ohrenbetäubenden Lärm mit ihren Tröten, ihren Rasseln und ihrem Gejohle. Diese Stimmung ist beflügelnd und einschüchternd zugleich. Doch die Atmosphäre beim dritten Springen der Vierschanzentournee beeinflussten an diesem Mittwoch andere Faktoren noch mehr. Dunkle, graue Wolken hingen tief über Innsbruck. Es war eine bedrohliche Kulisse, die sich über der Bergisel-Schanze entfaltete. Bedrohlich für die Skispringer waren allerdings besonders die Windböen, die von hinten und von der Seite stark auf sie hereinwehten.
Der Wind wirbelte den Wettkampf völlig durcheinander. Nach einem Durchgang wurde er abgebrochen, weil der Ablauf immer wieder unterbrochen werden musste und sich die Verzögerungen dann so sehr summierten, dass es in einem zweiten Durchgang zu dunkel geworden wäre. Denn am Bergisel gibt es keine Flutlichtanlage.
Die wechselhaften Verhältnisse ermöglichten es einigen Außenseitern, eine vordere Platzierung zu erreichen. So wurde der Norweger Robert Johansson überraschend Zweiter, der Russe Jewgeni Klimow Dritter. Der Sieg gelang jedoch einem Favoriten: Daniel Andre Tande sprang auf 128,5 Meter und gewann nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen auch in Innsbruck. Damit übernahm der Norweger nun ebenfalls die Führung in der Gesamtwertung der Tournee. Der 22-Jährige liegt nun knapp vor Kamil Stoch. Der Pole war im Probedurchgang gestürzt und hatte sich Prellungen an der Schulter zugezogen, trotzdem schaffte er bei schlechten Verhältnissen noch einen Sprung auf 120,5 Meter und wurde Vierter.
Für die anderen Mitfavoriten auf den Gesamtsieg verlief der Wettbewerb enttäuschend, vor allem für Markus Eisenbichler. Der Oberbayer, der sich vor Innsbruck als Vierter noch gute Chancen auf das Podest hatte ausrechnen können, kam bei starkem Rückenwind nur auf 112 Meter und wurde lediglich 29. Der gesamte Sprung gestaltete sich schwierig für Eisenbichler. Als er auf dem Balken saß, blies der Wind zunächst so stark von hinten, dass der 25-Jährige wieder vom Balken herunterrutschte. Im zweiten Versuch ging er dann kurz vor Ablauf der 45-Sekunden-Grenze in den Anlauf. Weil er zudem etwas früh beim Absprung war, konnte er nicht mehr herausholen.
Stefan Leyhe wird als bester Deutscher Elfter
Die Bedingungen ärgerten Eisenbichler dann gar nicht so sehr. „Es ist einfach windig. Mal erwischt man es gut, mal schlecht“, sagte er. Umso mehr war er darüber unzufrieden, dass es keinen zweiten Durchgang gab. „Ich bin richtig sauer, dass der Wettkampf abgebrochen wurde“, sagte Eisenbichler.
Bundestrainer Werner Schuster haderte dann auch kaum mit Eisenbichlers Vorstellung bei schwierigen Verhältnissen. „Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht“, sagte er und monierte eher die Entscheidung der Jury, bei den besten Athleten nicht noch etwas länger gewartet zu haben, um ungefähr gleiche Verhältnisse zu erreichen. „Man hätte besser auf die besten fünf Athleten der Welt aufpassen müssen“, betonte Schuster. So erwischte es Eisenbichler, der nun Sechster in der Tournee-Wertung ist, aber auch den Österreicher Stefan Kraft. Der 23-Jährige, der nach einer Viruserkrankung geschwächt gestartet war – sein Zimmerkollege Michael Hayböck konnte erkrankt gar nicht antreten –, landete ebenfalls nur bei 116 Metern. Seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung mit nur 0,8 Punkten Rückstand büßte Kraft ein. Jetzt liegt er mit fast 17 Punkten als Dritter deutlich hinter Tande. Von den deutschen Skispringern meisterten Stefan Leyhe und Andreas Wellinger die wechselnden Winde am besten. Leyhe kam auf 120,5 Meter und wurde Elfter, Wellinger schaffte es mit 119 Metern auf Rang 13. „Die Verhältnisse sind nicht ganz an einem vorbeigegangen“, sagte Leyhe, der in der Tournee-Wertung nun auf Platz acht vorrückte. „Es war eine Glückssache heute“, betonte Wellinger. Bundestrainer Schuster bilanzierte: „Das macht keinen Spaß. Die Verhältnisse sind so schwierig.“
So stürzte der Österreicher Florian Altenburger, überstand dies aber mit Nackenschmerzen. Und dessen Landsmann Stefan Huber wurde von seinem österreichischen Trainer Florian Liegl wegen des Windes wieder vom Balken geschickt, obwohl die Jury grünes Licht gegeben hatte. Er wurde dann disqualifiziert. Angesichts all der Turbulenzen in Innsbruck können die Veranstalter also froh sein, dass alle Skispringer den Wettkampf ohne große Verletzungen bewältigten – und dass die lauten Zuschauer dann am Ende bei der Siegerehrung doch wieder das Kommando übernahmen.
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