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Augen zu und froh. Jockey Jarnet rührt der Sieg auf der Stute Treve in Paris.
© AFP

Galopprennen: Stuten mit leichtem Vorsprung

Die Stutin Treve hat das wichtigste Galopprennen der Welt, den Prix de L'Arc de Triomphe, gewonnen: Warum Stuten in Toprennen oft die Hengste besiegen.

Bis kurz vor dem Ziel hatte sie sich im Feld versteckt. Sie überließ all die Aufmerksamkeit den stattlichen Hengsten mit den beeindruckenden Namen: Montviron, Kingston Hill, Ruler of the World. Die drei preschten voran, doch als es darauf ankam, legte die unscheinbare Stute mit dem unscheinbaren Namen Treve (französisch „die Rast“) einen grandiosen Schlussspurt hin. So gewann sie am Sonntag das wichtigste Galopprennen der Welt: den Prix de l’Arc de Triomphe in Paris – und das sogar zum zweiten Mal nacheinander.

Treves Triumph hatte eine gewisse historische Dimension. In Paris wiederholte ein Pferd zuletzt 1978 seinen Sieg aus dem Vorjahr. Doch vor allem setzte die französische Treve eine beachtliche Serie fort: Zum vierten Mal in den vergangenen vier Jahren siegte beim Arc eine Stute. Die Serie ist umso bemerkenswerter, weil Pferdeexperten den athletischen Unterschied zwischen Hengsten und Stuten durchaus mit dem zwischen Mann und Frau vergleichen. „Natürlich sind Hengste körperlich robuster und stärker“, sagt Jörg Thane. Er leitet das niedersächsische Gestüt Brümmerhof und hat als Züchter der Wunderstute Danedream auch seinen Anteil an der Erfolgsserie. 2011 gewann sie überraschend in Paris.

Warum gelingt es den Stuten die Hengste in solch großen Rennen zu schlagen? „Sie haben einen Gewichtsvorteil“, betont Danedreams früherer Trainer Peter Schiergen. Bei Gruppe-Rennen wie dem Arc muss jedes Pferd ein bestimmtes Gewicht tragen, entsprechend seinem Alter und seinem Geschlecht, um jedem realistische Siegchancen zu geben. So musste in Paris ein vierjähriger Hengst insgesamt 59,5 Kilogramm tragen, eine vierjährige Stute wie Treve dagegen nur 58. Ein Kilo weniger entspricht bei einer Distanz von 2000 Metern etwa einer Pferdelänge Vorsprung. „Das ist, als würde die Stute früher starten“, sagt Thane.

Er hat noch eine weitere Ursache für die weiblichen Erfolge in Paris ausgemacht: „Immer mehr Besitzer schicken Stuten nun in die wichtigen Rennen gegen Hengste. Früher fehlte ihnen dazu der Mumm.“ Am Sonntag waren von den 20 teilnehmenden Pferden acht Stuten. Dass in Zukunft mehr Stuten als Hengste antreten werden, glaubt Thane aber nicht: „Stuten werden die Hengste nicht ablösen.“ Doch immer mal wieder überholen. Johannes Nedo

Johannes Nedo

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