WM-Vergabe-Skandal: "Stern"-Bericht belastet Ex-Präsident Niersbach
Deutschlands WM-Organisatoren mussten 6,7 Millionen Euro zahlen, um 170 Millionen von der Fifa zu kriegen - so lautete bislang ihre Erklärung in der WM-Affäre. Ein „Stern“-Bericht zeigt nun: 100 Millionen Zuschuss zahlte der Weltverband auch so.
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Eine Woche vor der Veröffentlichung des Freshfield-Reports sind neue Details zur Affäre um die WM 2006 bekanntgeworden. Der „Stern“ berichtet in seiner neuen Ausgabe, dass der Deutsche Fußball-Bund die ominösen 6,7 Millionen Euro keineswegs dazu brauchte, um sich vor der WM vom Weltverband Fifa einen kompletten Finanzierungszuschuss von 170 Millionen Euro zu sichern.
Die Recherchen des Hamburger Magazins belasten damit auch in gleich mehreren Punkten den zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach. Der und auch die weiteren Mitglieder des früheren WM-Organisationskomitees (OK) hatten bislang stets betont, dass die 6,7 Millionen Euro eine notwendige Garantie dafür gewesen seien, dass die WM überhaupt finanziert werden konnte. Dem Bericht zufolge hatte die FIFA den Deutschen allerdings bereits 100 Millionen Euro zugesichert. Die 6,7 Millionen seien demnach nur geflossen, um diesen Zuschuss noch einmal um weitere 70 Millionen zu steigern.
Laut „Stern“ habe Niersbach auch deutlich früher von diesem Geld gewusst, als bei seiner denkwürdigen Pressekonferenz zur WM-Affäre im Oktober 2015 eingeräumt. Außerdem spricht auch dieser Bericht dafür, dass die ominösen 6,7 Millionen am Ende bei dem mittlerweile lebenslänglich gesperrten Fifa-Funktionär Mohammed Bin Hammam aus Katar landeten und damit möglicherweise in den Wahlkampf von Präsident Joseph Blatter im Jahr 2002 flossen.
Der "Stern" beruft sich auf den Bericht eines Niersbach-Vertrauen
Das Magazin beruft sich in seinem Bericht auf ein zweiseitiges Papier des engen Niersbach-Vertrauten Stefan Hans. Darin habe der frühere stellvertretende Generalsekretär des Verbands mehrere Gespräche und Treffen von DFB-Spitzenfunktionären zusammengefasst. Das Papier wurde angeblich im November bei den Steuerrazzien in der DFB-Zentrale sowie in den Privathäusern mehrerer OK-Mitglieder gefunden.
Die Version, dass die Fifa den deutschen WM-Machern auch ohne Gegenleistung 100 Millionen Euro zugesichert hatte, geht auf ein Gespräch des früheren OK-Mitglieds und engen Beckenbauer-Vertrauten Fedor Radmann beim Fifa-Kongress 2015 zurück. Ein entsprechender Vermerk findet sich in den Aufzeichnungen von Hans.
Danach habe der Weltverband den Deutschen weitere 70 Millionen in Aussicht gestellt, dafür aber eine Provision von 6,7 Millionen gefordert. Aufzeichnungen über ein weiteres Gespräch von Hans mit dem früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt erhärten dann den Verdacht, dass diese Provision an den nachweislich korrupten und damals noch Blatter unterstützenden Mohammed Bin Hammam floss.
Die 6,7 Millionen Euro stehen im Zentrum der gesamten Affäre. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll sie nach der WM-Vergabe 2000 für die deutschen WM-Macher an die FIFA überwiesen und 2005 zurückgefordert haben. Das WM-OK zahlte dem Franzosen das Geld auch über die FIFA zurück - allerdings getarnt als Beitrag zu einer WM-Gala, die nie stattfand. Am 4. März will die Wirtschaftskanzlei Freshfields ihren Untersuchungsbericht zu dem Skandal vorstellen. Die Ermittler waren vom DFB mit der Aufklärung beauftragt worden.
Niersbach hatte im Oktober 2015 erklärt, erst zwei Tage zuvor von einer Zahlung über 6,7 Millionen Euro erfahren zu haben. Aus den Aufzeichnungen von Hans geht jedoch hervor, dass er bereits im Juni mit anderen OK-Mitgliedern darüber gesprochen habe. Auch aufgrund solcher Widersprüche und seines Krisenmanagements trat der 65-Jährige im November als DFB-Präsident zurück. Seinen Posten in der FIFA- Exekutive hat er jedoch weiter behalten. (dpa)
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