Wegen verschwiegenem Zusatzeinkommen: Staatsanwaltschaft prüft Verdacht gegen Reinhard Grindel
Weil der zurückgetretene DFB-Chef seine Zusatzeinkünfte nicht dem Verbandspräsidium mitgeteilt haben soll, ist der Fall nun einer für die Staatsanwaltschaft.
Dem zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel droht juristischer Ärger wegen des Verdachts der „Veruntreuung von Verbandsvermögen“. Gegen den 57-Jährigen laufe bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt eine Verdachtsprüfung, teilte die Pressesprecherin mit. Sollte sich der Verdacht erhärten, würde die Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleiten. Kein Gegenstand der Prüfung sei allerdings das Uhren-Geschenk aus der Ukraine, das zu Grindels Rücktritt geführt habe, hieß es in einer Präzisierung der Staatsanwaltschaft zum Sachverhalt am Freitagabend. Weitere Angaben zum Inhalt würden nicht gemacht.
Grindel war vor einer Woche wegen eines Zusatzeinkommens in Höhe von 78.000 Euro als Aufsichtsratschef einer DFB-Tochtergesellschaft in die Kritik geraten. Diese Einnahmen hatte er offenbar nicht wie erforderlich dem Verbandspräsidium mitgeteilt. Er erhielt zu diesem Zeitraum auch noch 7200 Euro Verdienstausfall und wie für den Posten üblich 7200 Euro Aufwandsentschädigung.
Völler und Sammer sagen ab
Bei seinem Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am vergangenen Dienstag hatte Grindel das Geschenk einer Uhr durch den ukrainischen Verbandschef Grigori Surkis als Fehler eingestanden. Surkis habe ihm das Präsent im Wert von 6000 Euro einst in Genf überreicht. Grindel versäumte es jedoch offenkundig, die Uhr bei der Einreise nach Deutschland beim Zoll anzumelden. Auf Flugreisen mitgebrachte Waren sind ab einem Wert von 430 Euro zu versteuern.
Bei Verstößen kann es zu einem Bußgeld- oder Strafverfahren kommen, dem die betroffene Person nur durch eine rechtzeitige Selbstanzeige entgehen kann. Der ehemalige DFB-Chef hatte bei seinem Rücktritt verkündet, dass er den Vorgang der Zollverwaltung melden werde. Mit dem Fall wird sich am Mittwoch auch die DFB-Ethikkommission beschäftigen.
Unterdessen schlossen der frühere Fußballprofi Matthias Sammer und der einstige DFB-Teamchef Rudi Völler eine Kandidatur für das Amt des DFB-Präsidenten kategorisch aus. „Ich habe mich doch klar geäußert, wie meine nähere Zukunft aussieht. Ich werde nirgendwohin zurückkehren in ein operatives Geschäft“, sagte Sammer bei Eurosport. „Das sieht aktuell meine Lebensplanung nicht vor.“
Die viel wichtigere Diskussion sei, „wie sich der Verband in Zukunft unter professionellsten Strukturen in Verbindung zu seiner Tradition zeigen wird“, sagte der 51-Jährige, derzeit externer Berater beim Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund. „Bevor du Mr. X findest, brauchst du erst einmal Struktur“, forderte Sammer. „Bevor man über Namen diskutiert: Erst mal eine Struktur erarbeiten, die wichtig ist, um die ganzen Bereiche abzudecken“, sagte er. „Dann diese Bereiche mit Spezialisten auffüllen - das wäre mein Vorschlag.“
Völler äußerte sich ähnlich. „Ich stehe für das Amt des DFB-Präsidenten nicht zur Verfügung“, sagte er am Freitag der „Bild“-Zeitung, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der „Rheinischen Post“: „Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Ich habe hier genug zu tun“, betonte der Sportgeschäftsführer des Bundesligisten Bayer Leverkusen
Gleichzeitig forderte Völler, der von 2000 bis 2004 die A-Nationalmannschaft betreute, eine Reform innerhalb des DFB. „Da muss sich etwas ändern. Es kann doch nicht sein, dass in den letzten zehn Jahren jeder Präsident mehr oder weniger aus dem Amt gejagt wurde“, erklärte er: „Deshalb glaube ich, dass der DFB gut daran tut, einige Dinge umzustrukturieren.“ (dpa)
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