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Drei Jahre sind genug. Der scheidende Sportdirektor Robert Bartko (im Bild links) mit Claudia Pechstein.
© Rainer Jensen/dpa

Eisschnelllauf: Sprint ins Abseits

Kein Trainer, kein Sportdirektor, kein Geld: das Chaos im deutschen Eisschnelllauf-Verband wird immer größer.

Irgendwie war es ja klar, dass es so kommen musste. Nach zwei Olympischen Spielen ohne Medaille ist das deutsche Eisschnelllaufen aus dem Bewusstsein der breiten deutschen Öffentlichkeit hinausgeschliddert. Wer hat da noch Lust im operativen Geschäft von Visionen zu reden? Seit Jahren ist kein Erfolg in Sicht und sind vor allem die Mittel nicht da, um wieder Erfolg zu haben. Nach Bundestrainer Jan van Veen hat am Sonntag auch Sportdirektor Robert Bartko die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) verlassen. Der ehemalige Radprofi hatte van Veen noch geholt für einen Job, den der Niederländer nun auf halber Strecke hingeworfen hat.

Im Januar vergangenen Jahres hatte van Veen noch zu seiner Mission gesagt: Er wolle das deutsche Eisschnelllaufen nach oben bringen. „Es hat lange gedauert, um ganz nach unten zu fallen. Nun dauert es eine Weile, um wieder nach oben zu kommen.“ Nun sagte er: „Zwei Jahre habe ich mit viel Spaß und voller Energie für die DESG gearbeitet. Ich sehe aber langfristig keine Möglichkeiten, die DESG wieder an die Weltspitze zu führen.“

Das war auch schwierig, denn die wenigen deutschen Spitzenläufer wie Nico Ihle trainieren außerhalb des Verbands oder wie Claudia Pechstein sogar mit einem eigenen großen Team. Der Berlinerin gelang zum Abschluss der Saison beim Weltcup in Minsk im Teamsprint mit Platz drei der 115. Podestplatz ihrer Karriere. Mit 46 Jahren ist sie immer noch einsame Spitze bei den deutschen Frauen, dahinter konnte van Veen natürlich auf die Schnelle nichts bewegen. Zumal es nicht nur finanziell, sondern auch mit der Kommunikation in der Führungsetage nicht so stimmte. Cheftrainer Jan van Veen kommunizierte am Sonntag zu Medienvertretern die Nichtverlängerung seines Vertrages und gab damit seinen Entschluss auch erst dem Präsidium zur Kenntnis. Erst danach reagierte Präsidentin Stefanie Teeuwen mit einer Pressemitteilung, in der sie die längst gefallene Entscheidung über die Trennung von Sportdirektor Robert Bartko öffentlich machte. „Ich war entsetzt, dass van Veen seinen Rücktritt zuerst den Medien mitteilte“, sagte DESG-Vizepräsident Hubert Graf am Montag zum Vorgehen des Niederländers. „Er widerspricht sich doch selbst: Erst sagt er, die Athleten hätten Potenzial, und jetzt behauptet er das Gegenteil“, sagte Graf.

Die finanzielle Loch im Verband ist groß

Jahrzehntelang waren die deutschen Eisschnellläufer die erfolgreichsten deutschen Medaillensammler bei Winterspielen. Als Wolf-Dieter Poschmann noch Sportchef beim ZDF war und der „Zickenkrieg“ mit Anni Friesinger tobte, da lief viel in der Außendarstellung.

Vor gut drei Jahren hatte Robert Bartko gesagt, im Eisschnelllauf wolle er sich besonders um die Förderung des Nachwuchses bemühen, „es geht um neue Strukturen.“ Von der Aufbruchstimmung des Dezembers 2014 ist und nichts mehr übrig. Schon bei den Spielen in Pyeongchang hatte Bartko angedeutet, dass seine Konzepte auf die Zukunft gerichtet seien und die Erfolglosigkeit bis ins Jahr 2030 anhalten werden. Der Verweis auf die ferne Zukunft kam beim Präsidium nicht gut an.

Erschwerend kommt für die verbliebenen Verantwortungsträger bei der Suche von Nachfolgern die finanzielle Situation des Verbandes hinzu. Nach Unregelmäßigkeiten in der DESG-Geschäftsstelle und geforderten Nachzahlungen unter anderem von Krankenkassen ist das finanzielle Loch groß. „Wir planen aber immer so, dass wir auf keinen Fall zahlungsunfähig sind“, sagte DESG-Vizepräsident Hubert Graf. Dennoch fällt besonders ins Gewicht, dass nun auch der Hauptsponsor (DKB) sein Engagement nicht verlängert. Graf sagt: „Und auch wenn die Finanzlage prekär ist: Ein qualifizierter Trainer muss her. Aber wir werden keinen Schnellschuss machen.“ (mit dpa)

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