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Dortmunds Jadon Sancho forderte bei seinem Torjubel Gerechtigkeit für den ermordeten George Floyd.
© Ralf Ibing/Imago

„Gerechtigkeit für George Floyd“: Spitzenfußballer dürfen gerne öfter politisch Stellung beziehen

Dass sich einige Bundesliga-Profis trauen, sich zu politischen Themen zu äußern, zeigt, dass sie keine abgehobenen Millionäre sind. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Johannes Nedo

In den sogenannten sozialen Netzwerken liefern sich Fußballprofis schon seit einiger Zeit einen seltsamen Wettbewerb auf ihren Profilen. Es muss dabei offenbar darum gehen, wer die nichtssagendsten Mitteilungen an die Heerscharen der Follower herausschickt: Da werden dann Bilder gezeigt, auf denen fleißig trainiert wird – oder Daumen hochgehalten werden – oder den Fans brav gedankt wird.

Weston McKennie von Schalke 04 ist am Wochenende aus diesem Wettbewerb ausgebrochen. „Meine Plattform nutzen zu können, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das schon seit langem besteht, fühlt sich gut an!!!“, schrieb der US-Nationalspieler auf Twitter. Denn nicht nur im virtuellen Raum hatte McKennie ein Zeichen gesetzt, sondern vor allem auf dem Fußballplatz.

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Der 21-Jährige trug im Spiel gegen Bremen eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“ (Gerechtigkeit für George). Es war seine Art, gegen den gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd in Minneapolis zu protestieren. Und einige Bundesliga-Profis folgten McKennies Beispiel. Die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi zeigten bei ihrem Torjubel T-Shirts mit der Forderung: „Justice for George Floyd“. Und Mönchengladbachs Marcus Thuram fiel demonstrativ auf die Knie – eine Geste, mit der der Football-Quarterback Colin Kaepernick bereits 2016 gegen die Unterdrückung von Schwarzen und gegen Polizeigewalt in den USA protestiert hatte.

Dass Fußballprofis sich ihrer großen Plattform und ihrer besonderen öffentlichen Stellung bewusst werden und auf Missstände hinweisen, ist nur zu begrüßen. Dass sie sich trauen, statt 08/15-Botschaften sich zu wichtigen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zu äußern, ist doch nur ein Zeichen, dass sie eben nicht nur abgehobene Millionäre ohne Bezug zur Realität sind.

Schließlich war bei allen vier Spielern zu sehen, dass ihre Botschaft nicht inszeniert war – anders als bei Herthas Kniefall der gesamten Mannschaft 2017. McKennie hatte seine Botschaft, ebenso wie Sancho und Hakimi, mit einem Stift vermutlich selbst aufgetragen.

Davon, dass der DFB sich nun damit beschäftigen wird, weil politische Botschaften auf dem Platz verboten sind, sollten sich die Profis jedenfalls nicht abschrecken lassen. Vielmehr bleibt zu hoffen, dass sie ihre Rolle öfter nutzen, um weiter auf wichtige Themen hinzuweisen – so wie sie nun gegen Rassismus und Polizeigewalt Stellung bezogen haben.

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